18


[787] Soll ich dich einem Sommertag vergleichen?

Anmutiger, gemäßigter bist du.

Des Maies Lieblinge jagt Sturmwind von den Zweigen,

Und nur zu früh gehn Sommers Pforten zu.

Bald scheint zu heiß des Himmels Auge, bald

Umdunkelt sich sein goldner Kreis; es weilet

Das Schöne nie in seiner Wohlgestalt,

Vom Zufall, vom Naturlauf übereilet.

Du aber sollst in ew'gem Sommer blühn,

Nie deiner Schönheit Eigentum veralten;

Nie soll dich Tod in seine Schatten ziehn,

Wenn ew'ge Zeilen dich der Zeit erhalten.

Solange Menschen atmen, Augen sehn,

So lang lebt dies, und heißt dich fortbestehn.[787]


Quelle:
William Shakespeare: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 2, Berlin: Aufbau, 1975, S. 787-788.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sonette
The Sonnets/ Die Sonette [Zweisprachig]
The Sonnets / Die Sonette: Englisch/Deutsch
Sonette. Engl./Dt. Übersetzt von Tieck, Regis, u.a., Einleitung von Hanno Helbling.
Die Sonette: Zweisprachige Ausgabe
Shakespeares Sonette