[152] 1.
Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/
Der Schöpffer hoch von ehren:
Unß laßt die Laut vnd Harpffen rein/
Mit seiten süß vermehren.
Die Sonn mit edlem stralen-crantz/
Den Schöpffer täglich weiset/[152]
Der Mon mit rundem sternen-tantz/
Den Schöpffer nächtlich preiset.
2.
Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/
Der Schöpffer groß von machten;
Ich bey dem Sonn- vnd sternen-schein
Thu seinen glantz erachten.
Wie klar muß er dan leuchten selb/
Wie wunder/ wunder glitzen?
Weil jene fackeln gülden gelb/
So reines liecht besitzen.
3.
Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/
Du blawes feld/ vnd wasen:
Euch himmel ich dort oben mein/
Ihr zelt von glas geblasen:
Auch jhr vnsichtbar wässer klar/
So droben aller wegen
Von aussen bleibet jmmerdar/
Den himmlen vberlegen.
4.
Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/
Ihr erd- vnd himmel-globen:
Ihn loben alle Geister sein/
Im Tempel sein dort oben.
Fast alles voller seiner macht
Laut vberall erschallet;[153]
Das meer in stäter wällen-jagt
Mit brüllen weit erknallet.
5.
Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein:
Ihn loben wind/ vnd regen/
Ihn loben blitz/ vnd wetterschein/
Zusampt den donner-schlägen:
Ihn lobet auch der regen-creiß/
Der bogen bunt gefärbet;
Reyff/ wetter/ wind/ vnd sommer-eyß
In kisel klein zerkerbet.
6.
Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein;
Der lufft auch musiciret:
Die morgenröth sich stellet ein/
Mit rosen roth gezieret:
Die wolgemahlte vöglein schwanck
Ihr zünglein süßlich stimmen/
Dem Schöpffer sagens lob vnd danck/
Auff/ ab/ in lüfften klimmen.
7.
Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/
Laß jhn mit frewden preisen.
Schaw da die krauße vögelein
Den Lufft mit sang durchreisen;
Vns laden sie bey schöner zeit
Zum gleichen jubiliren:[154]
Vns wincken sie mit flügeln beid/
Mit bestem coloriren.
8.
Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/
Laßt jhn mit lüsten preisen.
Geschöpff/ vns laden groß vnd klein/
Zum Lob vns vnderweisen.
Laut vberall in aller welt
Daß Gottes-lob sich höret;
Wer nunmehr sich nit vnderstellt
Ist freylich ja bethöret.
9.
Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/
Ihm lilgen schön/ vnd rosen
In gelb vnd purpur mäntelein/
Gar lieb- vnd freundlich kosen.
Sie lächlen jhm gar schön geferbt
In kraut- vnd blumengärten;
Von jhm die schönheit han ererbt
Sampt jhren mitgefärten.
10.
Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/
Ihr kräuter/ staud- vnd hecken:
Ihn loben alle blümelein/
So nur nach jhm thun schmecken.
Ihn lobet alle kräuter krafft/
Mags niemand nit verneinen/[155]
Auch Oel/ getreid/ vnd Reben-safft/
Den vns die trauben weinen.
11.
Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/
Wil sein von unß gepriesen:
Ihn loben alle berg/ vnd stein/
Ihn felder all/ vnd wiesen.
Ihm alles holtz in wälden grün/
Gar mütig außgerecket;
So freylich aller keck/ vnd kün/
Daß haupt in wolcken strecket.
12.
Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein;
Ihn loben flüß/ vnd brunnen/
Ihn wässer all/ vnd wässerlein/
So gang/ vnd lauff gewunnen.
Schaw da waß reines wasser-glas/
Mit frewden kompt gezogen?
Waß manche fliessend silber-gas?
Waß bächlein krum gebogen?
13.
Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/
Ihr warm- vnd heisse bäder;
Ihr wolgesotten stralen fein/
Du schwebelreichs geäder.
Ihn lobet auch daß Ertz/ vnd stahl/
Ihn silber/ gol/ vnd eysen/[156]
Ihn alle Berg-werck/ vnd Metal
Auß holer Erden preisen.
14.
Auff/ auff/ Gott wil gelobet sein/
Bey schönen Sommer-tagen:
Laßt vnserm Gott/ laßt jhm allein
Die Laut/ vnd Harpffen schlagen/
Fewr/ wasser/ lufft/ erd/ aller endt
Die wunder sein verkünden;
Vns alle Welt/ vnd Element
Zu seiner lieb entzünden.
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