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[281] .... ein nomadisch Volk,
Diebisch, listig und verwegen,
Heidenbrut aus Afrika,
Vogelfrei und dennoch furchtbar.
Romanisches Lied.
Die edle Frau von Dürning stand ihrer Tochter gegenüber, und beide schienen ihr Wesen gegen einander ausgtauscht zu haben. Regina, die sonst gewohnt war, mit niedergeschlagenen Augen der Mutter Worte anzuhören, wie ein demüthig Kind, stand nun aufgerichtet vor ihr; im offnen geraden Blicke freudige Unbefangenheit, Lichter einer seligen Lust, die auch ihre Züge mit rosigem Schimmer verklärten. Frau von Dürning hingegen hatte die Augen zu Boden gerichtet, sah sinnend vor sich hin, und um ihren Mund spielte das leichte Lächeln, das sich einfindet, wenn uns eingetroffen ist, was wir für unmöglich hielten, und was wir überrascht in eine nicht unangenehme Wirklichkeit treten sehen. So wie in Reginens Gesichte etwas Siegerisches lag, so prägte sich in der Mutter Zügen ein gewisses Nachgeben aus, das nicht Zwang und Gewalt, sondern mütterliche Liebe allein herbeigeführt zu haben schien, und in dem dazu gehörigen Tone, wiewohl in der obigen Stellung noch verharrend, fragte sie die Tochter: »Bist Du nun zufrieden, mein Kind?« – »Zufrieden und glücklich, mein Mütterlein!« erwiederte Regina, und der Mutter Sanftmuth zog das Mädchen unwiderstehlich an deren Brust. »Fast kömmt[282] mir's vor, wie ein Traumbild,« hob wieder die Edelfrau an, schüttelte lächelnd den Kopf, und trat an das offne Fenster. »Dort gehen aber noch beide,« fuhr sie fort: »der alte Herr in seinem stattlichsten Feierkleide, und sein Sohn in dem schlichten kurzen Rocke, der ihm so gut steht, wie ich nicht mehr länger läugnen mag.« – Regina blintzelte verschämt über die Schulter der Mutter, und lispelte: »Leb' wohl, und kehre recht bald wiedeer, Du guter, guter Mensch.« – »Er wird wohl nur zu bald wiederkehren;« meinte die Mutter schalkhaft: »ist's doch, als ob der junge Mann in den Krieg müßte, so eilt er sich mit Freierei und Einsegnung. Ei, wer hätte gestern dieses schon gedacht?« – »Lieb Mütterlein,« versetzte Regina: »seit gestern wußte ich's ganz gewiß, daß Dagobert, mein Herr wird, und kein Andrer.« – »Sieh doch!« schaltete die Edelfrau ein: »So laß doch hören, Du verständig und vorwitzig Kind.«
»Ich will Euch dessen haarklein berichten,« antwortete die Tochter freundlich, und setzte sich zu der Mutter Füßen auf den gepolsterten Schemel: »Euch war es lange nicht nicht mehr unbekannt, daß ich den Junker liebgewonnen hatte seit verwichnem Osterfeste, und noch viel mehr zur Zeit, da er in unsern Forst kam mit der armen Dirne, die er leider damals liebte, wie sie's nicht verdiente, weil sie eine Jüdin war, und weil sie ihm nicht treu blieb. Seither habt Ihr mir verboten, ihm merken zu lassen, daß ich ihm hold sey, und nachdem wir in seinem Hause seiner Eltern Hochzeittag begangen, habt Ihr mir untersagt, an[283] ihn zu denken, weil er damals frei heraus gesagt, er werde, obgleich vom Kircheneide frei, nimmer heirathen in seinem Leben. Aber, gute Mutter; das untersagt sich leichter, als sich's thun läßt, dem Verbote zu gehorchen. Wider Willen sogar mußte ich stets an ihn denken, und ich hatte ihn jetzt weit lieber denn zuvor, und grämte mich schier, als unsere Nachbarin vom Wildenstein Hochzeit machte, und ich sah, wie die beiden Brautleute sich herzten, und ich mir immer sagen mußte, Dagobert und ich würden nimmer ein glückliches Paar werden dürfen. Da begab es sich einstmal – es mögen drei Sonntage seitdem vergangen seyn, – daß Ihr nach Friedberg gefahren wart, und ich das Haus hütete. Ich hatte Langeweile in den Stuben, und keine Kurzweil in unserm kleinen Garten, weil die Blumen schon meistens abgeblüht haben, und auch die Bäume fruchtleer stehen, des Frostes wegen, der die Blüthen verdarb. Gar zu gern hätte ich mich unter die Hofleute gemischt, die unter der großschattigen Linde des Burgplatzes saßen, und mit Plaudern und Scherz und Gesang sich den Feiertag vertrieben; aber Ihr habt mir oft gesagt, daß sich das für mich nicht mehr zieme, und so unterließ ich's denn, mich bezwingend, vom Fenster aus, ihrem fröhlichen Weben und Leben zuzuschauen mit sehnsüchtiger Freude. Da gewahrte ich, daß die Wurzel aller Freude jener Leute ein Mann war, von häßlichem Aussehen zwar, der jedoch der possenhaften Geberden viel trieb, zu einer ganz verstimmten Laute Lieder sang nach lustigen Weisen und mit lächerlichem Nasentone, und sich überhaupt[284] vorgenommen hatte, für ein Paar Pfenninge und einen Trunk die Burgleute zu unterhalten. Den meisten Spaß aber machte er den Zuhörern, da er ihnen aus der Hand wahrsagte, nach der Reihe, einem nach dem andern, und so oft er dem Neugierigen gesagt, was sich ferner mit ihm begeben werde, so erschallte laut und anhaltend das Gelächter der Übrigen. Ich weiß nicht, wie es kam, daß ich mit einemmale auf der Schwelle des Hauses stand, und Eure Gürtelmagd vorüberging, mit den Worten: ›Der kann mehr als Brod essen, gutes Fräulein‹. Er hat uns alles gesagt, was wir schon erlebt haben, und, da er es so gut getroffen, so muß auch wahr seyn, was er von der Zukunft uns gelehrt.«
Um so neugieriger sah ich nach dem fremden Manne, und plötzlich stand er vor mir, daß ich schier erschrocken wäre vor seinem häßlichen Gesichte, und dem Pflaster auf seinem Auge. – »Fürchtet Euch nicht, lieb Fräulein!« sprach er mit unangenehmen Lachen: »Der Mensch kann nichts für sein Gesicht. Gott gibt die Schönheit und die Häßlichkeit; die Klugheit jedoch nicht minder. Erlaubt, daß ich Euch wahr sage aus der Zukunft.« –
Unwillkürlich halb, und halb mit Wißbegier reichte ich ihm die Linke, in deren Fläche er lange Zeit schaute und blinzelte, heimliche Worte murmelnd. Endlich begann er mir zu erzählen aus meiner Jugend, und sagte mir unverholen, ich sey in meinem Herzen einem jungen Mann gar hold und zugethan. Wie ich da erschrack! Gut war es nur, daß er nicht des Jünglings Namen genannt; ich wäre sonst vergangen vor[285] Schaam. Hierauf versicherte er mir, ich würde nächstens eine Hausfrau werden, und derjenige ganz gewiß mein Liebster und mein Ehegatte seyn, der mir einen Goldring schenken würde mit 'nem blauen Stein und zwei verschlungnen Händen unter einem Kranze. – Nun wollte ich nichts weiter hören, reichte ihm eine reichliche Gabe, und dachte mir die Prophezeihung aus den Sinnen zu schlagen. Des Fremdlings Geschicklichkeit bewährte sich indessen schon in der folgenden Nacht. Dem Freisassen Kunz vom Wildensteine, der mit unsern Leuten trank und scherzte, hatte er vorausgesagt, er solle sein locker Leben einstellen, denn es stehe ihm ein gewaltsam Ende bevor, und der Freisaß hatte ihn verhöhnt, verspottet und für verrückt gehalten. Aber in derselben Nacht wurde er auf seinem Hofe jämmerlich um's Leben gebracht, und seine Ställe und Kästen geplündert, man weiß zur Stund noch nicht, von wem. Von da an mußte ich täglich, stündlich sogar der Voraussagung gedenken, und – stellt Euch vor, – gestern schenkte mir Dagobert einen Ring, gerade so, wie ihn der Wahrsager beschrieben, ... denselben, den er heute von mir verlangt, und feierlich, zum Zeichen unsrer Verlobung, an den Finger mir gesteckt. – »Denselben Ring, den Du mir verheimlicht;« versetzte die Mutter mit sanftem Vorwurf: »es ist wahrlich Zeit, daß Du aus meiner Obhut trittst, sonst erlebte ich noch das Bittre, das ganze Vertrauen meines Kindes zu verlieren.« – »Nicht böse, mein Mütterlein!« flehte die bewegte Regina, und ihrem schmeichelnden Tone konnte die Frau von Dürning nicht widerstehen. Sie nahm die[286] blühende Braut in die Arme, herzte und küßte sie unter mütterlichen Thränen, und sprach dann, sich ermannend: »Gott segne Dich, mein Kind; das ist mein bester Wunsch. Ich denke, Du wirst einen wackern Eheherrn erhalten; gehorche ihm wie einem Vater, liebe ihn mehr als Dich selbst, und vor allem erinnere ihn niemals Dein Mund an die Liebe, deren Vertraute Du gewesen. Sah er gleich ein, wie unwürdig der Gegenstand derselben war, so blutet doch vielleicht sein Herz bei der Erinnerung noch. Laß die Wunde ganz verharrschen: rede nicht von ihr, bis er selbst einst lächelnd es zu thun vermag. Schon manche Hausfrau hat die zärtliche Liebe ihres Gatten verloren, weil sie unzart verschollne Schwächen aus den Schleiern der Vergangenheit an's Licht zog. Hüte Dich vor gleichem Schicksale. Webe still und emsig Rosen in des Mannes Leben. Er empfinde tief, welchen Schatz er in Dir besitzt, und werde nicht gemahnt an das Spielwerk seiner Neigung, das ihm entrissen wurde. – Nun aber, mein Kind, lasse mich von Dir, damit ich gehe, und dem Vetter, wie unsern Freunden die schnelle Veränderung Deines Standes bekannt machen darf. Ich werde viel Widerspruch erfahren; es ist außer dem Geleise der Sitte, an einem Tage um die Braut zu freien, am andern sie schon heimzuführen; allein ich werde standhaft seyn, mein Kind, und der Förmlichkeit unsrer Basen, wie dem Widerwillen, den der Vetter gegen die Sippschaft des Schöffen Frosch von jeher hegte, muthig die Sorgfalt für Dein Glück entgegensetzen, über welches zu wachen mich das Schicksal berufen[287] hat.« – Die Edelfrau warf das Piret auf das Haupt, band es fest, zupfte vor dem Spiegel die Haubenkannten gerade, hing Kette und Wetscher an Hals und Gürtel, und ging nach freundlichem Abschiede von dannen. Regina blieb mit ihrer Fröhlichkeit allein, und schritt in dem einsamen Gemache mit gefalteten Händen auf und nieder, den trunknen Blick zum Himmel hebend, und ihm dankend für die gewährte Seligkeit. Bald jedoch eilte sie an's Fenster, um in das Gewühl zu schauen, das so eben durch die enge Gasse durchwogte. Ein Zug von neu ankommenden Kaufleuten, welchem sich ein Trupp von Wallfahrern aus der Wetterau angeschlossen hatte, der nach St. Wendels Kapelle ging, um die Schafheerden von dem Veitstanz loszubeten, erregte das Getöse. Eine Menge Volks lief den Fremdlingen und den Pilgern nach, und Regina's Scharfblick gewahrte unter diesem Pöbeltroß des Wahrsagers, von welchem sie so eben der Mutter berichtet hatten Der Mensch sah gerade mit einem neugierigen Gesichte herauf, und ehe sie es selbst noch bedacht hatte, hatte Regina ihm gewinkt, und herein in's Haus war er geschlüpft, die Thüre des Gemachs hatte er gefunden, und stand mit demüthiger Frage, nach des Fräuleins Befehl, vor demselben, die Filzmütze unterm Arme, wie sich's für den Geringern geziemt, und das freie Auge blinzelnd in neugieriger Erwanung. – »Du hier?« fragte ihn Regina staunend: »Bist Du denn überall?« – »Wie der Wind, schöne Maid,« erwiederte der Mensch; »überall, wo es Geld gibt und mitleidige Seelen.« – »Du solltest des Mitleids[288] gar nicht bedürfen,« meinte Regina: »Deine Geschicklichkeit sollte Dir Kisten voll Gold einbringen.« – »Freigebigkeit ist geworden selten in der Welt;« hieß die Antwort. – »Ich will nicht die Kargste seyn,« sprach Regina, dem Staunenden einen Beutel mit Silbermünze hinlangend: »Deine Prophezeiung ist eingetroffen, Du häßlicher, aber kluger Bursche. Der Ring mit dem blauen Steine kam, und mit ihm mein Hochzeiter. Auch von ihm kannst Du noch einen reichlichen Lohn gewinnen, stellst Du Dich ihm morgen, an unserm Ehrentage vor.« – »Euerm Hochzeiter?« fragte der Mensch neugieriger und lauernd. – »Ja doch;« erwiederte Regina lächelnd: »dem ehrsamen Altbürgersohn Dagobert Frosch, wenn Dir etwa sein Name noch nicht bekannt seyn sollte. Wir werden morgen ein Ehepaar, und möchten im Vorgefühle einer glücklichen Zeit den Herold derselben belohnen, wenn er's nicht verschmäht.« – »Verschmähen?« fragte der Fremde mit scharfem Lächeln: »Ein Bettelmann wirft nichts hinter die Thür, am wenigsten den Dank, den ich nicht erwartet hätte von Euerm jungen Eheherrn. Ich werde kommen zum Schmaus, und nicht alleine, hoffe ich. Ein Hochzeitgeschenke soll mich begleiten, und Ihr werdet seyn glücklich in Ewigkeit, so Ihr's fromm und geduldig empfahen mögt. Valet, junge Braut.« Mit diesen Worten war der Mensch mit dem klimperden Beutel wie der Blitz davon, und ließ Reginen allein, die über das seltsame Benehmen des Fremdlings nicht genug sich wundern, es nicht genug belächeln konnte. Während sie sich jedoch den Kopf vergebens zerbrach, ruderte[289] der Fremdling mit schnell arbeitenden Ellbogen durch die Menschenerfüllten Gassen, unter schadenfrohem, heimlichem Lachen, und mit wildfreudig klopfender Brust. Er stürzte sich in das dickste Volksgedränge, und entfaltete hier sein eigentlich Gewerbe. Mit scharfer, im Ärmel verborgnen Scheere schnitt er hier eine Geldtasche von einem Frauengürtel, dort einen Beutel von des Mannes Hüfte. Die goldnen Troddeln an den Kaputzen der Mäntel wurden häufig auf dieselbe Weise sein, und wo er, von Andrer Augen gehütet, nicht das Kostbare erobern mochte, schnitt er, nur um zu schaden, die köstlichen Pelzverbrämungen der Frauenröcke, wie auch die herrlichen Sammetschauben der Vornehmen in Stücken. Trotz diesem eifrig betriebnen Geschäfte drang er doch unaufhaltsam in einer geraden Richtung fort bis zum Mainstrome, wo er mit dem Mittagsgeläute eintraf. Andächtig, wie alle Vorübergehende entblößte en den schwarz und rauh behaarten Kopf, und warf sich auf die Knie, die Brust klopfend und die Stirne bekreuzend; dann spie er verstohlen aus, und schlüpfte in eine von den Breterschenken, die, luftig und für den Augenblick erbaut, zum Besten der Kaufleute am Ufer errichtet waren. In einem verborgnen Winkel derselben verzehrte er hastig und gefräßig den Knoblauch und das harte Brod, das er in der Tasche trug, und schlürfte dazu seine halbe Kanne schlechten Weins, das Geld im Verborgnen überzählend, das er auf seinem Gewerbgange erobert. – Nach kurzer Ruhe erhob er sich wieder wie ein Fuchs vom Lager, strich am Herde vorüber, warf die ganze Pfefferbüchse auf[290] ein Gericht von Fischen, das dort in der Pfanne schmorte, stieß einen vor der Hütte stehenden mit Wecken gefüllten Korb mit einem schnellen Fußtritt in den Strom und verschwand innerhalb dem Bereiche mehrerer Zelthütten, die von einigen Meisterinnen fahrender Töchter unfern davon aufgeschlagen worden waren, und in welchen das lüderliche Herren-und Pöbelgesindel seine Schwelgereien feierte, unter'm Schutze der Meßfreiheit. Der Beutelschneider, aller Wege und Stege in diesen Hütten der Ausschweifung wohl bewußt, brachte schnell bei den üppigen Dirnen die Quasten und Troddeln an, die er gestohlen, und die sie ihm dreifach bezahlen mußten, um ihrer unverschämten Eitelkeit und ihres Sündenerwerbs willen. Der Handel fiel glücklich aus, und im Davongehen stieß der Dieb auf einen hagern Mann in bürgerlicher Tracht, der seinen Weg gegen die Zelte zu nehmen schien. »Wohin? wohin? edler Herr?« fragte der Erstere halblaut, und dem Manne vertraulich auf den Leib rückend: »Schleicht man doch nicht im Mittagsscheine zum Liebchen, und hättet Ihr wohl was Beßres zu thun, als hier im Schlamm zu verderben Zeit und Masumme!« – »Halts Maul, Jud!« raunte ihm der Andre ergrimmt zu: »Scheer' Dich Deiner Wege.« – »Nichts da;« versetzte der Gescholtne: »Ihr werdet mir folgen in den Knippling, und vernehmen allda, was sich begeben, oder nichts haben von der Brut.« –
»Verdammter Hund!« murrte der Andre vor sich hin, und drehte sich aber um, dem Kerl zu folgen, der wie ein Wiesel, durch die Straßen dahin schoß,[291] und sich nach mannichfachem, wiederholtem Umschauen nach seinem Nachfolger, in das engste Gassengewinkel der Altstadt verlor. Hier, – in einem Sackgäßlein, zu dem Jahr aus, Jahr ein kein Sonnenstrahl den Weg zu bahnen sich vermochte, weil die eng an einanderstoßenden Überhänge der Häuser jeden Luftzugang versperrten, hier stand, – rechts und links von düstern Stiftsgebäuden eingefangen, – eine elende Schenke, – zum Knippling genannt, im Munde des Volks, und allerdings nicht allzu wohl berüchtigt, obgleich im Herzen der Stadt belegen. Der Wirth, ein eisgrauer Hagestolz hatte es gleich von Anbeginn nicht darauf abgesehen, eine klare, ehrliche Wirthschaft zu errichten, und hatte nur die niedern Bürger an sich gezogen durch wohlgeil Getränke. Anfänglich hatte er auch ein Kupplerwesen in der Stille getrieben, und mancher Altbürger, wie auch mancher Chorherr des benachbarten Stifts hatte wohl damals, bis an die Augen vermummt, unter'm Schirm der finstern Nacht, des pfiffigen Brändlings Haus besucht; aber seit der Rath die üble Wirthei ergattert, und der Stöcker, als Herr und Meister der fahrenden Weiber, bei hellem Tage die Dirnen aus dem Knippling getrieben hatte in's Rosenthal unter seinen eignen Bannbereich, – seitdem hatte der vornehme stille Zuspruch aufgehört, und aus der Bekanntschaft mit den Stiftsherren war für Brändling nur der Vortheil erwachsen, daß er ferner ungestört auf dem Grund und Boden des Kapitels verweilen durfte. Von Stund an hatte sich auch nichts Unredliches vom Knippling weiter hören lassen, aber rechtliche Leute[292] mieden beständig die Spelunke, in welcher nach wie vor nur sparsamer Pöbeltroß, oder arme Meßkrämer, oder listige Meßgauner ihre Einkehr hielten. In dieses finstre Haus traten die beiden Kumpane, begrüßten den gähnenden Wirth wie einen alten Bekannten und begaben sich in die kleine gewölbte Stube, in welcher zwei andre Männer an einem schmutzigen Brettspiele saßen. »Ho!« rief der Gefährte des Beutelschneiders: »Da komm ich ja guter Stunde: Schon da, Namensvetter? Grüß Dich Gott, und auch Dich, Bruder Reifenberg!« – Das Brettspiel flog nach diesen Worten unter den Tisch, die Dreie schüttelten sich die Hände und umarmten sich, wie alte Freunde. Der Vierte, der schwarzborstige Diebsgeselle, stand daneben, rieb die Hände und lachte wie ein Satan. Der Eine der Fremden sah sich nach ihm um, und sprach: »Du auch hier, Pathchen? Herrlich! ein ganzes Nest zünftiger Vögel. Wein her, Brändling! Wein! und nun rund um den Tisch, ihr Leute, und aufgethan den Schnabel, und erzählt wie es hier steht. Friedrich! mach Du den Anfang, denn in Deinen Augen .... Donner und Pestilenz! – da wetterleuchtet es, wie unter den Braunen des Teufels!« –
Brändling schleppte, auf leisen Socken schleichend, einige Kannen herbei, empfahl seinen Gästen Behutsamket und heimliches Gespräch, und ging, um an der Thüre Wache zu halten, daß sie nicht überfallen würden von ungebetnen Gefährten. –
»'s ist alles reif,« begann Zodick: »reif, als mir Gott soll helfen im Sterben. Alle die, die einst[293] gedient haben unter dem trunknen Marten, Alle, die bis jetzo entgangen sind dem Blutgericht, sind hie, und vertheilt in den Erdhütten und schlechten Bayes auf dem Klapperfeld und dem Fischerfeld. Ich steh' für sie ein, mit Gut und Blut. Sie zittern nicht, sie zagen nicht. Als ich ihnen sag': Stoßt zu! so stoßen sie auf den Fleck, bis er nichts mehr fühlt.« – »Die zwanzig angeworbnen Söldner sind ebenfalls um die Stadt herum versteckt;« setzte der Leuenberger, Zodick's Kumpan, hinzu: »tüchtige Leute, ein wahres Mordgesindel, das den Pfaffen am Altar ermordet, und aus des Papstes Hand den Kelch stiehlt, wann man's haben will.« – »Herrlich, beim Blitz und Strahl!« jubelte der Hornberger Veit, Reifenberger's Begleiter: »Siebzig Knechte haben wir im Gefolge und rings im Feld und Acker aufgestellt, die alle vor Begierde brennen, sich an den hochmüthigen Ellenreitern zu rächen, die sie herrenlos gemacht!« – »Gott sey Lob und Dank;« ließ sich der Reifenberger vernehmen, – »so dürfen wir doch hoffen, unserm armen Bechtram eine Todtenfeier zu halten, bei welcher die Frankfurter Geisel- und Römerfahrt, das große Sterben und die Gräuel der Judenschlacht vergessen sollen. Sagt aber, ihr Freunde, wann soll's beginnen?« – »Morgen!« fiel Zodick hastig ein: »Morgen, edle Herren, und nicht früher, und nicht später.« – »Hoho!« riefen die Andern: »Friedrich! Dir funkeln schon die Finger nach der Plünderung; aber so schnell wird's nicht seyn können!« – »Gott soll mir helfen;« betheuerte der Jude: – »entweder morgen, und ich bin dabei, oder nicht – morgen,[294] und ich ziehe ab meine Hand.« – »Dummer Hecht!« versetzte der Leuenberg: »hier können wir nicht ohne Dich seyn, Du sollst uns den Pöbel aufhetzen lassen, daß er an dem Spiele Theil nehme, Du sollst uns zu den Kisten und Kästen der Reichen führen, und uns zeigen, welches Haus früher brennen muß, als das andre.« – »Das will ich!« versicherte Zodick: »aber ich will verkrummen, und schwarz werden wie die Nacht, so ich's an anders thue, denn morgen. Ich will nicht haben umsonst mich gestürzt in die Gefahr des Todes; denn auf diesen Gassen liegt der Strick für meinen Hals; ich will Euch friedigen die Lust nach, und die Lust nach Rache.« – »Geld und Rache!« rief Hornberg: »Bei Donner und Strahl! der Jude, – Friedrich, wollt' ich sagen – hat Recht. Ist's denn nicht auch unsre Losung? Geld für uns! Rache für Bechtram's Henkertod!« – »Ganz recht!« polterte Leuenberg: »die Pest auf die Frankfurter und der rothe Hahn ihre Häuser; aber noch einmal: nichts übereilt! Vorsicht; ihr Freunde!« – »Versäumen wir's um einen Tag,« erläuterte Zodick, »so gehn die reichsten Niederländer fort, denn schon stehen leer ihre Gewölbe, und voll sind ihre Kasten; zaudern wir, so geht für mich verloren das höchste Glück der Rache. Mein Feind, der junge Frosch, macht morgen Hochzeit. Hat er gewonnen die Hand der Braut, soll er doch nicht gewinnen ihren Leib. Ich schlachte ihn am Hochzeitschmause mit seinem Ette, und will nichts weiter dafür, Herr von Leuenberg; aber ich will lahm werden wie ein Hund, wenn sie nicht die Ersten[295] sind, die da kriegen den Talles. Ich hab's geschworen, ihr Herren, und halten will ich's bei Gott!« – »Den jungen Frosch! den alten Sünder daneben?« fiel Leuenberg wild ein: »Vortrefflich! das bewegt mich, und bringt mich zu Allem. Am Hochzeittag? Drauf und dran! Bei dem blutgen Hochzeitsmahl tanz ich mit meiner Grete den Kehraus und mit Wallraden. Sie haben's um mich verdient!« – »In Gottesnamen! wie Ihr wollt!« stimmte Hornberg ein: »Je früher es an's Gemetzel geht, je freudiger schlage ich zu.« – »All' gut,« meinte der Reifenberger: »'s will aber doch beredet seyn, wie wir's vollführen, denn Kopf und Fuß muß eine Sache von dieser Wichtigkeit haben; das begreift Ihr wohl. Laßt uns darum überlegen, wie's am Besten anzufangen ist, und in's Reine bringen, wo und wann der Angriff statt zu finden hat; wo zu seugen und zu plündern, wie die Beute dann zu theilen ist.« – »Der lange Zodick mag zuerst sein Scherflein anbringen;« sprach der Leuenberg: »er kennt hier Zeit und Ort am Besten, und sein eigner Vortheil ist's, führt er uns gut und zur gelegnen Stunde.« – »Mir recht!« antwortete Zodick: »ich will Euch vorschmusen, wie ich mir's hab' gedacht. Erlaubt jedoch, daß ich zuvor werfe die roßhaarne Haube und 's Pflaster vom Kopf. Die Stirne glüht mir darunter wie ein Ofen.« – Indem er davon redete, hatte er auch die täuschende Verhüllung vom Haupte gerissen und sein rothes struppiges Haar, wie das blasse, zernagte und zerstörte Gesicht zu Tage gefördert. Indessen bemerkte Reiffenstein, der nach[296] dem Fenster blickte, vor demselben einen Mann, der durch die Scheiben glotzte, als suchten seine Augen einen Bekannten in der Stube. – »Die Mummerei vor's Gesicht!« rannte er dem Juden, der davon nichts gewahr worden war, zum und gab ihm einen bedeutungsvollen Wink. Zodick sah sich rasch um, und gewahrte noch den Mann, der so eben von Brändling bemerkt und angerufen worden war.
»Gott soll mir helfen, wenn mich der lennt;« sprach er gleichgültig und lächelnd zu dem Reiffenberg: »Ich kenn' ihn doch auch nicht: aber Vorsicht ist recht, und ich will darauf halten.« Er stülpte die Haarhaube auf den Kopf, und schlich mit den Andern an die Thüre der Stube, um zu horchen, wer wohl eigentlich der Fremde sey, und was er hier begehre. Sie vernahmen alsobald auch Brändlings Rede, die sich also vernehmen ließ: »Ei, ei, Meister Freudenberger! seit wann ist es denn Sitte, ungebeten in die Zechstube zu schauen, und zu hören, was die Gäste darin verhandeln?« – »Seyd nur nicht böse, Brändling;« erwiederte der Fremde: »Ich hab' nur einen Augenblick hineingeschaut, um zu sehen, ob Ihr daheim, und gehorcht hab' ich vollends nicht. Ihr wißt, mich kennen die Schenken nicht viel. Meine Einkehr gilt Euch; ich habe noch aus Euerm Hause ein Paar Schillinge zu fordern für Schuharbeit, und möchte Euch bitten, mir das längste Schuldige zu zahlen, weil ich Leder zur Messe kaufen muß.« – »Ho!« entgegnete Brändling grob, während seine Hände vergebens in den leeren Taschen nach Münze suchten; »der Bettel wird doch noch gut bei mir stehen, Meister Freudenberger?[297] Ihr seyd ein unhöflicher Mahner, so süß Ihr auch Eure Worte vorbringt, und kommt täglich zweimal, wie der Hunger. Setzt Euch doch hinein in die Stube, und sauft die kleine Schuld vom Kerbholze ab. Euch Schuhworten kömmt ja ohnehin selten genug ein Glas Wein in die trockne Gurgel.« – »Ich trinke nicht bei Euch, lieber Nachbar;« versetzte Freudenberger gelassen und freundlich: »will ich meine Kanne trinken, weiß ich auch schon bessere Häuser. Bemüht Euch um Geld, Lieber; ich komme morgen am Abend wieder.« – »Oder übermorgen lieber,« antwortete Brändling grob und aufgeblasen, wie zuvor: »Übermorgen zahle ich Alles bei Heller und Pfennig.« – »Also übermorgen,« entgegnete Freudenberger, wie oben: »Will aber doch morgen wieder nachfragen. Gott befohlen, Nachbar.« – Der Schuster ging, und Brändling belferte ihm ein: »Daß Du den Staupenschlag hättest, frömmelnder Schurke!« nach. Freudenberger sah sich nicht einmal mehr um, und zog ruhig seines Weges fort. Indessen trat Zodick zu Brändling, und rief ihm in's Ohr, während er ihm den Schopf beutelte: »Wenn Du noch einmal läßt kommen solch verdächtigen Goi in unsere Nähe, so hast Du gegessen Dein letzt Brod, Du fauler und träger Wirth!« – Die edeln Herren versicherten dem seine Unschuld Betheuernden ein Gleiches, und wollten, sich beglückwünschend, daß kein gefährlicherer Mann in dieses Freudenbergers Haut gesteckt, wieder an ihre Berathungen gehen, als in der Straße, nach welcher man eine Handbreit Aussicht aus Brändlings Kneipe hatte, ein Geläufe und Getobe entstand, als[298] ob die Stadt mit Sturm genommen würde. »Pest und rother Hahn!« donnerte Leuenberg, und griff nach der verborgnen Wehr: »was geht dort los? Schelm von einem Wirth! hast Du uns verrathen und verkauft, oder sind uns andre im frommen Werk zuvorgekommen?« – »Soll mich doch gleich der Blitz zehn Klafter in die Erde schlagen;« schrie Brändling weinerlich, denn Veit von Hornberg hatte ihm im Voraus schon, auf Abschlag, einen Schlag in's Genick versetzt, daß er sich kaum aufrecht zu halten vermochte: »ich weiß von Nichts: aber ein Sprung an die Ecke, Ihr Herren, und ich sag' Euch, was vorgeht!« – »Nicht ohne mich;« setzte der Hornberger bei, und packte den Wirth unter den Arm: »Wir gehen zusammen, Kumpan, und bei der mindesten Falschheit sitzt Dir mein Schnepper in der Gurgel, Du schielender, krummbeiniger Hund!« – Somit schleppte er den sich sträubenden Wirth mit sich, und in einiger Entfernung folgten die übrigen Drei, durch ihre Verkleidung keck gemacht, und sicher genug, von niemand unter diesen Federn erkannt zu werden. So wie sie aus dem Sackgäßlein hervortaten, und aus dem Gebrause des sie umstürmenden Volkes einige Worte klar auffischen mochten, so sahen sie die Nichtigkeit ihres Argwohns ein. Hundert Stimmen antworteten auf ihr Befragen: »Die braunen Leute aus Ägypten kommen! der Herzog aus dem Lande Afrika wird gleich hier vorbei ziehen,« und Zodick, der auf seinen Kreuzzügen durch das platte Land schon die Vorläufer dieser braunen Leute kannte, säumte nicht seinen Spießgesellen alsobald auf's Eiligste mitzutheilen,[299] welche Bewandniß es mit diesem Volke habe. Es hatten sich nämlich seit ganz kurzer Frist eine Menge von landstreicherischen Horden im Osten des deutschen Landes gezeigt, von fremder Abkunft, dunkler Farbe, zerlumpter abentheuerlicher Kleidung und kauderwälscher Sprache, wie auch von unbekannten Sitten. Diese Eigenschaften, – mehr aber noch als diese – der Fremdlinge überkeckes Thun und Treiben, hatten die Landbewohner in Staunen und Bestürzung versetzt, denn nichts von dem, was klingt und leuchtet und glänzt, war sicher vor den habsüchtigen Fingern der Fremden;. aber auch Hühnerhöfe, Taubenschläge und Ferkelställe leerten sie aus, verzehrend, was ihnen gerade behagte, vertauschend gegen Geld, was sie gerade im Überflusse besaßen, und verderbend, was ihnen unnützlich schien. Mit Unwillen sah der Bauer das zuchtlose Betragen des gleichwie vom Himmel geschneiten Gesindels, dessen Ursprung, Namen, Zunge und Bestimmung auch dem Gelehrtesten unbekannt war; er hätte gerne die frevelnden Gäste mit offner Gewalt vertrieben, denn Muth im ehrlichen Streite schien eben ihre Sache nicht zu seyn; aber die Menge, die stets sich erneuend wie aus dem Boden wuchs, ersetzte hier die Tapferkeit, und die Tausende, auf Leben und Tod durch die Bande ihres unbekannten Vaterlandes verknüpft zu dem gefählichen Zug, durch fremde Länder, bildeten eine furchtbare Macht, welcher selbst das wohlbewahrte Frankfurt den Durchzug, – und was mehr noch ist, – einige Rasttage nicht verbieten zu können glaubte. An dem Morgen des heutigen Tages waren, nach dem[300] Berichte mehrere Bürger, die erzählend und neugierig unter dem Getümmel standen, waren die Herolde des braunen Volks vor Schultheiß, Burgermeister und Rath erschienen, und hatten Geleitsbriefe vorgelegt von Königen, Fürsten und Herren, und im Namen ihres Herzogs den Durchzug gefordert, gegen Westen und Mittag, und der Magistrat, geschreckt von der im Munde des Volks weit übertriebenen und vergrößerten Zahl der zu einer Einzigen versammelten Horden, hatte dem Begehren willfahrt. In dieser Stunde kamen sie eben an, die Fremdlinge, geführt vom Oberstrichter selbst, und umgeben von Söldnern des Raths, die von Zug zu Zug verhindern sollten, daß Einer von den Ägyptern sich in die Stadt verliere, und zugleich ihnen als Begleitung dienen, bis zu der wüst liegenden Maternuskapelle in Sachsenhausen, wo sie ihre Rastzeit zubringen sollten. Helle Haufen von Weibern braunen Angesichts, mit glänzend schwarzen Haaren, ihre Kinder theils führend an der Hand, theils tragend auf dem Rücken, eröffneten, an langen Stäben wandernd, den langen Zug. Zerlumptes Männervolk mit Zwerchsäcken, Bündeln und Schläuchen auf den Schultern, Hahnenfedern auf den Mützen und kurzen Messern an der Seite, folgten. Ihre Gesichter waren meistens dunkel, wie die braune Kastanie, ihre Augen schwarz und lebendig, das Haar kurz und von gleicher Farbe, die Zähne lang und glänzend, wie das Elfenbein. Diese Horden, wenn gleich zahlreich und aus handfesten Leuten bestehend, waren indessen nur die Vorläufer der eigentlichen Volks- und Heeresmacht der Ägypter. Ein wildes Getöse ließ[301] sich in der Ferne vernehmen. Koppeln von Hunden wurden tobend vorbei getrieben, einzelne Bewaffnete auf dürren Eseln oder kleinen unansehnlichen Kleppern, mit dicken Köpfen und armseligen Schweifen, reitend; ließen sich unter dem dichter werdenden Getümmel sehen, und eine barbarische Musik rückte heran: Schaaren von Sängern und Spielleuten, die mit kleinen Trommeln, Handpaucken, Schellen, blechernen Klingdeckeln, Dudelsäcken und kleinen Mohrenpfeifen, einen wüsten Jubel erhoben und unterhielten. Hinter ihnen wurde die Stange, mit vergoldetem Knopfe und Büscheln von Roßhaaren geschmückt, getragen, von welcher an goldnen Schnüren der große pergamentne Freipaß herabhing, den Kaiser Sigismund dem aus fernem Osten heranziehenden ägyptischen Volke hatte ausfertigen lassen, und den viele große Herren und Städte durch ihr Insiegel bekräftigt hatten. Die prächtige Kleidung des Herzogs dieser Horden, der unter dem Schatten jenes Pergament-Paniers auf einem schellengeschmückten Maulthiere einher trabte, stach grell gegen die zerlumpte Tracht seiner Untergebenen ab. Das ungarische Gewand starrte von goldnen Zierrathen, auf seiner Mütze prangte ein Busch von rothen Hahnenfedern, und unter dem pelzverbrämten Rande dieses Hauptschmucks blitzten Augen hervor, die des Mannes Beruf, über das ungeschlachte Volk den Stab der Gewalt zu schwingen, auf's Bündigste bekräftigten. Um ihn her wurden die Kochgeschirre der Horde getragen, Schläuche mit Wein, Säcke mit Mundvorräthen; Weiber und Männer. Die rüstigsten aus Allen, – mit langen Speeren bewehrt,[302] folgten dem Heere, und an diese schloß sich, die Nachhut des ganzen Zuges bildrnd, ein unzählbarer Schwarm von Gesindel, Troßvolk und schwarzgebrannten, mit langen Knebelbärten gezierten Burschen, die den verwegnen Blick nach allen Seiten richteten, und bereit schienen, bei der ersten verdächtigen Bewegung des gaffenden Volks, wie blutlechzende Hunde in dessen Reihen einzubrechen, und zu morden und zu plündern nach Gefallen und Willkühr. – Also zog unter dem Summen der neugierigen Bürgermenge, dem widerlichen Getöne der Brumm und Gellpfeifen, und unaufhörlich aufwirbelnden Staubwolken die wunderliche Heeresmacht vorüber, und hinter ihr floß das nachdrängende Volk in einen Knaul zusammen, um die seltsamen Fremdlinge und ungebetnen Gäste nach ihrer Ruhestätte zu geleiten.
Zodick und seine Gefährten machten sich dagegen nach dem Knippling zurück, wo ihnen Brändling, da sich indessen in der Schenkstube einheimische Zecher eingefunden hatten, ein dunkles abgelegnes Hinterstüblein anwieß, in welchem sie sich um den Tisch lagerten, die Paßgläser füllten, und weiter sprachen von ihren verderblichen Planen. – »Gottes Wunder!« rief Zodick schmunzelnd und sich wohlgefällig das Kinn reibend: »Ihr edlen Herren und Genossen! Kann man finden einen bessern Deckel für unsre Sache, so wir nicht verschieben die Ausführung? Das ägyptische Volk hält hier Ruhtag, begreift Ihr, wackre Herren? Man fürchtet das Volk, man traut ihm nicht. Was wir anzünden, werden gethan haben sie die Fremden. Was wir zum Kapporah[303] nehmen, werden geschächtet haben sie. So wir geben das Zeichen zur Gewalt, so werden auch sie ergreifen das Schwert und bringen die letzte Verzweiflung über Mokum. Tausend Helfer haben wir errungen, in jenen; darum zögert nicht.« – »Donner und Teufel!« rief der wilde Hornberger mit Freudengelächter; »das trifft sich, wie gerufen, und unser Herrgott hat selbst der hochmüthigen Reichsstadt das Ziel gesteckt. auf das Wohl der Ägypter, weiß auch keine Seele, welcher Kukuk diese Satanseier in unser Nest gelegt hat. Wohl bekomme ihnen, und den Frankfurtern das Fest, zu dem wir die Melodey aufspielen wollen. Sie mögen Sachsenhausen und den erbärmlichen Strich, wie auch die Buden am Main plündern, und Tod und Feuer allenthalben hinbringen. Bis sie sich an die Arbeit machen, haben wir in Alt- und Neustadt schon die Augen von der Brühe geschöpft, und suchen das Freie. Mag dann das Heidenvolk keinen Stein auf den andern lassen. Desto besser für uns.« – »Und keinem Zweifel unterliegt's,« setzte Leuenberg hinzu, »daß die brannen Gesellen in unser Horn blasen.« – »Ob sie's thun?« fragte Reiffenberg: »Art läßt nicht von Art.« – »Zeigt dem Wolf nur Blut;« bekräftigte Zodick mit hämischem Spotte: »Er wird es dann suchen mit Begier.« – »Nun aber,« erhob Reiffenberg noch einmal die Stimme: »Vergleicht Euch; wie ist's zu beginnen, zu vollführen? Unsre Leute müßen morgen mit dem Frühsten schon Bescheid wissen.« – »Warum denn?« fragte Zodick mit ängstlicher Schlauheit: »Wollt Ihr geben unsre Hoffnung in hundert Männer?[304] Dann sitzen wir morgen Alle auf dem Brückenthurm, denn unter hundert Menschen, die ein Geheimniß wissen, sind achzig geneigt es auszudibbern. Eh's losgeht, – den Augenblick zuvor, sollen sie's erfahren, und nur an uns ist's, zu bestimmen unter uns, wie's losgehen soll. Auch wir sind schon um vier Augen zu stark, wenn man will seyn vorsichtig.« – »Schweig, Hund, mit solchem Diebsgeschwätz!« schnauzte ihn der Leuenberger an: »Rath, Anleitung und Handdienst verlangen wir von Dir; weiter Nichts.« – »Wir sind die Herren,« stimmte Hornberg mit flammenden Augen ein: »vergiß nicht, daß Du weniger bist als mein schlechtester Knecht, dessen Eltern und Voreltern schon getauft waren.« – »Das heißt:« schloß der Reiffenberger: »Halte Dein Judenmaul, wenn Du nicht gefragt wirst. Jetzo aber befehlen wir Dir, uns kurz und bündig zu sagen, wie Du über das Besprechen denkst und was Du räthst.« – Zodick warf unter den buschigen Augenbraunen einen grimmigen Blick auf die stolzen Herren und Freunde; er bezwang aber bis zu gelegner Zeit, klug und vorsichtig, die Galle, die ihm schon auf die Lippen zu treten drohte, und erläuterte nun den Edelleuten, wie er sich das Ganze ausgesonnen. Die zehnte Stunde der Nacht sollte die zum gräßlichen Werk bestimmte seyn. Der erste Schritt des Verderbens sollte nach Diethers Hause im Mittelpunkte der Stadt geschehen. Zodick und Veit von Leuenberg wollten daselbst mit den aufgebotnen Überresten der Blutzapferrotte ein entsetzlich Schauspiel geben, und den alten Diether, seinen Sohn, Margarethe,[305] den Schultheiß, Oberstrichter und die Schöffen, die sich, wie sie nicht zweifelten, beim Schmause befinden würden, so wie Wallraden, die sie auch nicht dabei fehlend dachten, mit Blitzesschnelle hinmetzeln, das Haus plündern, und dann in Brand stecken. Dieses Geschäft von geübten Mörderfäusten verübt, sollte bald abgethan, und die am Liebfrauenberge himmelansteigende Flamme das Zeichen für die Übrigen am Römerberg, und in der Neustadt verborgenen Rotten unter dem Hornberger und dem von Reiffenberg seyn. Die Häuser der reichsten Bürger, der Geschlechter Glauburg, Goldstein, zur Hofstatt, deren von Cölle, zum Kranich, von Holzhausen, der Münzberechtigten Altbürger Klabelauch wurden den Räubern zum vornehmsten Ziele gegeben. – Gold, Gold und Mord! hieß der Wahlspruch. Und nach all diesem Brand und Verwüstung. Reiffenberg übernahm es, den Stadthauptmann von Dudenhofen im Bette zu erschlagen, und somit den Arm aller Söldner des Rathes zu lähmen. Zodick versprach, die Geldvorräthe der ersten Wechslerstuben aufzuräumen. Leuenberg gelobte der niederländischen Kaufleute Niederlagen zu plündern, und hinwegzuschaffen, und Feuer in alle Holzhütten zu werfen. Der Hornberger vermaß sich hoch und theuer das Gewandhaus abzubrennen, die Gewölbe der Goldschmiede auf sich zu nehmen, und der reichen Stifter nicht zu schonen. Alle Gefängnisse sollten aufgesprengt, alle Meßgauner zur Theilnahme aufgefordert, der Pöbel, ihn zu gewinnen, in den Weinkellern der Reichen berauscht werden. Die Schiffe am Mainufer[306] sollten gekappt, einige von ihnen, mit dem Raube beladen, und also gen Mainz gesteuert werden. Und endlich, nachdem, wie zu hoffen stand, vom Dunkel der Nacht, wie von der schlaftrunknen Ohnmacht der zum Verderben Bestimmten, begünstigt, das Werk unter Flammen, Blut und Mordgeheul zu seiner schönsten Blüthe erwachsen, – dann wollten die Verschwornen die Brückenthore mit Gewalt eröffnen, und die Fremdlinge, das räuberische Volk herüberrufen zum Kehraus; während dessen sich auf dem Strome von dannen treiben lassen, und auf irgend einem befreundeten Raubnest des Rheinthals die kühn errungne Beute theilen. – Nachdem Zodick also gesprochen, konnten ihm die Andern ihren Beifall nicht versagen, und der Hornberger staunte nur, daß der Gedanke zu solchem Heldenwerk in eines Zodick's Hirn entspringen konnte, früher als in dem seinigen und seiner Gefährten. »Wahrlich!« rief er: »bei Hagel und Donnerstrahl! der Friedreich ist ein andrer Bursche geworden, denn zuvor. Ein schlechter Beutel- und Kehlabschneider war er, ein kühner Waghals ist er geworden. Der heilige Geist hat ihn wundersam in der Taufe überschattet, und mich freut's, ihr Herren, daß ich bei dem Kindlein Gevatter stand.« – »Mehr freut mich's,« sprach der Leuenberger, »daß endlich der Augenblick der Rache vor der Thüre ist: Pest und rother Hahn! Jetzt ist die Reihe an mir, Euch zu vergelten, Ihr Frankfurter Wichte. Die Frösche niedermetzeln, Wallraden und Margarethen zeichnen, daß sie meiner gedenken, – hu! welche Lust. Und das Eine, Ihr Brüder und Freunde, das[307] Eine müßt Ihr mir versprechen; schenkt keinem der aus Frankfurt ist, aus der verdammten Stadt, das Leben. Stoßt jeden nieder, der Euch in den Wurf kommt. Kind, Jüngling, Greis, Mann oder Weib, schont ihrer nicht, der verfluchten Brut!« – »Ei, so sollen mich tausend Teufel zerreißen, ehe ich etwas Anders thue, als du begehrst!« fluchte Hornberger mit seinem entsetzlichsten Kampfgesichte. »Und mich!« fügte der Reiffenberg, – »und mich,« setzte Zodick langsam hinzu; – »Amen!« sprach der Leuenberg, und da gerade die Viere nach den Kannen griffen, um sich zuzutrinken, schlug ein tiefer Seufzer an ihr Ohr. Wild fuhren sie in die Höhe, der Eine nach der Thüre, der Andere nach dem vergitterten Fenster. Zodick jedoch hatte das geübteste Gehör und suchte hinter dem Kachelofen nach dem verborgenen Zeugen ihres Gesprächs. Eine Knabe von zwölf bis dreizehn Jahren lag dort auf der Ofenbank, und hatte sich furchtsam zusammengekauert, da Zodick mit allen Zeichen der Überraschung und Wuth an ihn herantrat. – »Verflucht seyen die Brüste, die Dich säugten, niederträchiger Goi!« sprudelte der Jude, und spie dem Knaben seinen Geifer in's Angesicht: »Für Dein Ohr muß zahlen Dein Hals!« – Mit keckem Schlächtergriff packte er den armen Jungen bei der Kehle und zerrte ihn aus dem Winkel nach dem Tische, auf welchem sein Messer lag. Der Knabe, mit dem Ersticken kämpfend unter der riesigen Faust des Elenden vermochte nur ein krächzendes Gestöhne hervorzubringen, und sich mit der Gewalt der Todesangst an den Fußboden und die Kniee des Mörders anzuklammern,[308] so daß dieser, einige Schritte vom Tische entfernt, und den Hals seines Opfers, – um es stumm zu machen, – nicht lassend, nicht von der Stelle konnte, und von dem Reiffenberg schäumend den Dolch verlangte. – Dieser weigerte sich dessen, und behauptete, der Junge müsse zuvor reden, und – müßte er sterben – zuvor auf alle Fälle noch beten dürfen. Leuenberg widersprach dieser Regung von menschlichem Gefühl; Hornberg dagegen, obgleich der Wildeste unter Seinesgleichen sprang auf des Reifenbergers Seite, und begehrte von Zodick, er solle den Buben loslassen. – »Gott soll mich strafen an Leib und Seel!« rief er, da der Jude verneinte; »ich haue Dir die Faust vom Rumpfe, wenn Du nicht Deine Krallen von dem Buben lässest. Dir aber, Bube, befehl ich, alles Geheul und Wehklagen von dannen zu lassen, und fein leise und still mir zu sagen, wie Du hieher gekommen. Beim ersten Schrei fährt Dir mein Stahl in die Gurgel?« – Zodick ließ zitternd vor Wuth und Grimm dem Buben ein wenig Luft, und der Arme schleppte sich dumpfwimmernd zu den Füßen des Hornbergers, obgleich ihn Zodick noch immer fest hielt, wie ein Fanghund die angeschossne Beute. Reiffenberg suchte indessen den von Leuenberg zu begütigen. Auf Befragen des Hornbergers berichtete der Knabe schluchzend: »er sey Brändlings Vetter Heinrich, von ihm an Sohnsstadt aufgenommen, und zur Küfnerei bestimmt. Er sey verwichne Nacht als Aufwärter bei einem Benderschmauße gewesen, und müd zum Tode heimgekommen. Nach dem Mittagimbiß habe er noch seine Hausarbeit verrichtet, sey[309] dann in diese Stube gedüsselt, und auf der Ofenbank eingeschlafen, auf welcher er vor einigen Augenblicken erst erwacht. Er betheuerte, von dem Gespräch der Herren nicht das Geringste vernommen zu haben, und bat um Vergebung und um sein Leben.« – »Der Bube lügt, wie ein Schelm!« rief Zodick dazwischen: »Seht doch, wie er wird roth bei jedem Wort. Der ist cochem wie ein Fuchs. Darum nieder mit ihm.« – Er krallte seine Faust wieder um den Knabenhals, und zuckte das Messer. – Der Hornberg zuckte die Achseln, und wendete sich ab. Reiffenberg fiel dem Juden in den Arm, und sprach: »Blutunke! bedenke doch ... das Geschrei des Knaben, sein Röcheln, man wird es vernehmen ... die Folgen ...!«
»Sorgt nicht!« spottete der Jude: »ich verstehe es, wie man schächtet, ohne daß das Lämmchm schreit!« und wieder zu Boden warf er den Knaben, als mit einemmal die Thüre aufging, und Brändling hereintrat, der weiß vor Angst und Entsetzen wurde, da er seines Vetters Bedrängniß sah. – Wie ein wüthender Mensch sprang er auf den Juden zu, zerrte ihm sein Opfer aus der Faust, und fragte mit blauen bebenden Lippen nach der Ursache solch grausamen Verfahrens.
Ein Wort des Hornbergers reichte hin, ihm Aufschluß zu geben, und seinen Mund zur flehenden Bitte zu öffnen. »Ach ihr Herren,« seufzte er: »verlangt Alles von mir, nur nicht, daß ich in diese that willigen soll. Der Bube ist mein leiblicher Schwestersohn, ein guter Bursche, ohne Trug und Falsch, und – ohne Ruhm zu melden, – weit besser[310] als wir alle sammt und sonders sind. Nimmer könnt' ich mir vergeben, hätte ich meinen Schwestersohn umkommen lassen in Gefahr. Seyd nur dießmal barmherzig, ihr Herren, und Gott wird Euch um so reichlicher segnen, in dem was ihr vorhabt, und mir einen doppelten Theil zuwenden.« – »Heuchle keine Menschlichkeit, du krummer Katzenbuckel!« schalt der von Leuenberg: »Der Bube hat uns behorcht, und fort muß er.« – »Und den Talles bekömmst auch Du, wenn Du ihn nicht gibst heraus, den Horcher!« fügte der Jude bei, und griff abermals nach dem Knaben. Brändling bewies aber durch die Heftigkeit, mit welcher er den Knaben in die Arme schloß, wie sehr es ihm Ernst sey, um das, was er vorhin gesagt, denn er riß den zitternden Heinrich zu der Thüre hin, drückte die Faust auf die Klinke, und sprach mit der klanglosen bebenden Stimme des auf's höchste Gereizten: »Versuchts, ihr Herren! versucht's! Stecht mich zusammen, aber im Fallen reiße ich die Thüre auf, und mein Gebrüll ruft die Schifferknechte, von welchen die Schenke wimmelt, hieher, und verloren seyd Ihr dann; noch im Sterben verrathe ich Alles, was ich weiß, und geheim halten will wie der Pfaffe die Beichte, wann Ihr ablaßt von dem Knaben.« – »Brändling, hat Recht!« fiel der Hornberger ein: »Wegen seiner auf's Rad gesetzt zu werden, gelüstet mir nicht. Sag aber an, welche Bürgschaft leistest du für den Buben? – denn haften mußt Du für ihn mit Haut und Haar!« – »Das will ich auch, Herr!« erwiederte der Wirth, von schwerer Angst erlöst, und freier athmend: »Schwören[311] soll der Knabe, daß, wenn er auch etwas vernahm, nichts über seinen Mund gehe, es zu verrathen.«
»Gottes Wunder!« höhnte Zodick: »Was soll uns helfen ein leerer Schwur?« – »Schweig!« murrte Reiffenberg: »Dem Kinde da ist ein Eid heilig wie der Tabernakel.« Leuenberg lachte ungläubig, Zodick fletschte verdrossen die Zähne, und Hornberg hielt unterdessen dem Knaben das Kreuz seines Schwerts vor, indem er ihm die Eidesformel vorsprach: »Ich gelobe handlich und festiglich auf dieses Kreuz das des Erlösers Kreuz bedeutet, keiner Seele, die da lebt auf Erden, zu vertrauen, und zu verrathen, was ich in der heutigen Nacht als unberufner Zeuge gehört und vernommen. Verdammt will ich seyn in Ewigkeit, und das schrecklichste Gebrest und Siechthum erdulden in dieser Welt, wenn ich den Eid nicht halte, den ich hier schwur mit aufgehobenen Händen zu Gott, seinem Sohne und allen Heiligen. Amen.« –
Der Knabe sprach deutlich und sichtlich ergriffen und bewegt den Eid nach, und zerfloß nach dessen Leistung in Thränen. Reiffenberg nickte, zufrieden gestellt, mit dem Kopfe, und der Hornberger übergab den Buben seinem Vetter Brändling. »Das Letzte für unsre Ruhe und Sicherheit ist noch an Dir, zu thun,« sprach er: »Sperre den Buben ein in Deinen tiefsten Keller, und lasse ihn nicht eher los und ledig, als bis es Zeit geworden ist. Solch kurze Frist hindurch ist ein glatter Aal zu hüten; warum nicht ein junger Bursche? So Du redlich unsern[312] Willen thust, sind wir Dir gewogen, alter Brändling. Beim mindesten Versehen hingegen, und bei der kleinsten Falschheit sollst Du der Erste seyn, der den verdienten Lohn erhält.« – Brändling, Treue und Gehorsam gelobend, riegelte vor den Augen der wilden Gäste den Vetter Heinrich, – ein duldsames Lamm, – in das hinterste Gewölbe seines Hauses, und beruhigt suchten die Verbündeten ihr dürftiges Lager.
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