|
Der Lenz ist angekommen!
Habt ihr es nicht vernommen?
Es sagen's euch die Vögelein,
Es sagen's euch die Blümelein:
Der Lenz ist angekommen!
Ihr seht es an den Feldern,
Ihr seht es an den Wäldern;
Der Kukuk ruft, der Finke schlägt,
Es jubelt, was sich froh bewegt:
Der Lenz ist angekommen.
Hier Blümlein auf der Heide,
Dort Schäflein auf der Weide!
Ach seht doch, wie sich alles freut,
Es hat die Welt sich schön erneut:
Der Lenz ist angekommen!
Altd. Lied aus der Sage
vom Venusberge.
Es ist doch eine gar schöne, muntre und selige Zeit, wenn der Frühling wieder herein kommt ins Land, der gar nicht unedel von den Dichtern einem Bräutigam verglichen wird, welcher seine Braut zu schmücken und zu umfangen naht, im Glanz und Prunk des Hochzeittages. Ein Fürst der Erde könnte er nicht minder genannt werden, denn tausend leichtbeschwingte und buntgefiederte Herolde ziehn vor ihm[5] her, seine Ankunft verkündend; himmelblau und golden ist sein Kleid, an das sich der fernen Eisberge Saum anschmiegt, wie Hermelinsverbrämung, und alle Blüthenbüsche fügt er in eine duftende Krone, womit er sich und seine Liebe ziert.
Und die Braut, im Gewande zarter Hoffnung, umgürtet von den Silberbändern, deren Juwelenschmuck erst wieder lebendig wurde durch des Ersehnten feurigen Goldblick, winkt dem Nahenden mit jugendlich grünen Zweigen, und scheint ihn demüthig zu fragen: Kommst Du noch einmal, mit mir den Bund zu schließen in neuer Verjüngung? Nicht umsonst, Geliebter, trägst Du die Farbe der Beständigkeit, denn viele tausendmal begingen wir schon unsre Feier, und dennoch freist Du keine Andre als mich? – Der Hochzeiter schüttelt hierauf lächelnd die wohlriechenden Locken, daß Blüthe auf Blüthe und Perle auf Perle daraus in den Schooß der Freundin sinkt, als ein Geschenk seiner Freigebigkeit. Keine Andre als Du, spricht er, schmückt mir Lager und Teppich so bunt und reizend; keine wölbt mir Lauben luftig und schattig, wie Du; keine andre theilt meine Lust, das Leben zu beglücken, das aus Dir stammt, in Dir vergeht, und wieder von neuem aufsproßt, sich unsrer zu freuen. Glücklich sey das Geschlecht, während meines Reiches Dauer, denn nach mir kommen strengere Herrscher, und die Sorge, und die Welkezeit, und die Nacht! –
Wer hat sich nicht schon gefreut unter dem lindwehenden Panier des fröhlichen Lenzes? Wer, der ein fühlend Herz in der Brust trägt, hätte nicht schon[6] unter dem sonnigen Frühlingsschein die Arme ausgebreitet mit unnennbarem Sehnen, entzückt von Dankbarkeit, erregt von milder Rührung? Predigt die schöne Jugendzeit des Jahrs nicht Friede und Versöhnung? Entwaffnet sie nicht den Haß in edeln Gemüthern? O wahrlich, diese goldnen Tage sollten kein gezücktes Schwert schauen, die süße Frühlingsluft kein drohend Wort vernehmen! – Aber die Leidenschaften ziehen eine Eiswand um des Menschen Herz, die auch der Lenz nicht zu schmelzen vermag; das rohe jüngere Geschlecht kümmert sich nicht um den Wonnemond, weil seine kräftige Begehrlichkeit nicht nach der Sonnenwende fragt, um Wonne zu genießen; und nur des reifen Alters Vorzug ists, das Leben zu verstehen, ihm Sinn und Deutung zu geben, und zu wissen, daß unser irdisch Theil ein treues Conterfei des Wechsels in dem Weltall darstellt.
Wenn er's auch nicht aussprach, so fühlte doch Herr Diether, der Altbürger, dasselbe, da er an einem wunderschönen Morgen in seinem Gärtlein lustwandelte, das vor der Stadt gelegen war, und trotz seinem einfachen Plankengehäge, und dem darin schlicht von Dielen auferbauten Lust- und Werkhäuslein höher von Diether geachtet wurde, als sein stolzes Haus zu Frankfurt selbst. Auf den Arm seiner Ehefrau gestützt, – denn noch war die Wunde, an der er darniedergelegen, nicht völlig vernarbt, schritt er sinnend, aber hellen Auges, auf und nieder, und erging sich in der würzigen Luft und dem warmen Himmelshauche. Frau Margarethe, ihrerseits in Gedanken[7] versunken, aber dennoch ein Auge sorglich auf den presthaften Gatten geheftet, während das andre nach dem kleinen Hans hinüberschweifte, der mit Elsen in einem Winkel des Gartens spielte, schwieg gleich ihrem Herrn. Da begehrte der Letztere zu sitzen, und Margarethe führte ihn zu der Bank an der Thüre des Häuschens. Als sie nun beide darauf Platz genommen, fingen die Glocken der Stadt an ihr Geläute ertönen zu lassen. Diether schlug die Hände fromm zusammen, sah eine Weile still vor sich hin, und redete alsdann: Sie haben in der Stadt ein gottesfürchtig Werk vor. In diesem Augenblicke legt der hochwürdige Stiftsdechant, Herr Jakob Herdan, den Grundstein zu einem stattlichen Thurme, der am Damm aufgeführt werden soll. Ehrenwerth ist es, da ein Denkmal für den lieben Herrgott hinzusetzen, wo früher das Rathhaus stand, auf dem der Bürger Wohl besorgt wurde; und ziemlich ist's zu gleicher Zeit, daß ich, den Gebreste verhinderte, von Amtswegen bei der heiligen Handlung zu seyn, den festlichen Augenblick begehe mit frommer That und Rede. Seht, meine werthe Hausfrau: ich habe es bis jetzt aufgespart, mit Euch etwas zu besprechen, das mir am Herzen nagte. Es kann Euch nicht entgangen seyn daß ich seit einiger Zeit wohl nicht derselbe gegen Euch war, der ich früherhin gewesen. Ich kann leider nicht läugnen, daß der Tag, an welchem Euer Bruder uns mit gewohnter Unverschämtheit heimsuchte, eine Quelle des Argwohns und traurigen Verdachts für mich geworden. Ich schäme mich schier, die Reden des wüsten Menschen zu wiederholen,[8] die niemals einen Eindruck auf mich hätten machen sollen. Aber der Mensch ist ein schwaches Geschöpf. Von dem Kleinern zum Größern fortzuschreiten, – selbst den Funken zum Brande anzublasen ist ihm ein gering Geschäft. Der Böse verblendete mich ganz, da mich der Meuchelmörder überfallen und gezeichnet hatte. Ich beklage den Wahn, der mich gehässig gegen Euch anreizte, daß ich eure Hülfe von mir stieß, und mich wie ein Toller geberdete, bis ich ohnmächtig mich Eurer Fürsorge überlassen mußte. Da gingen mir endlich nach und nach die Augen auf. Euer still besonnenes Thun, gleich weit entfernt von dem Trugeifer einer Heuchlerin, wie von der schadenfrohen Sorglosigkeit eines Weibes, das sich Witwe zu werden sehnt, erweichte mein Gemüth, wie meine Wunde. Dennoch, argwöhnisch, wie ich war, las ich aufmerksam in eurem Blicke, und mir entging die ruhige Freude nicht, mit welcher Euch meine Genesung erfüllte. O, diese Überzeugung trug viel zu meiner Herstellung bei, und, als ein gerechter Mann, der sich nicht scheut, sein Unrecht einzugestehen, frage ich Euch heute, unterm Blau des Himmels, und in Gegenwart unsers Kindes, ob ihr den gräulichen Verdacht vergeben könnt.
»Mein werther Eheherr ....« stammelte Margarethe überrascht und beschämt: »Wie könnt Ihr doch meinen, daß ein Groll gegen Euch ....«
»Lieb Weib,« fiel Diether ein: »Ich liebe das Geradezu.« Scheltet mich aus, wie einen Heiden, daß ich zweifeln konnte an Eurer Ehre und euerm Christenthum, auf das Zeugniß eines Lügners hin, und[9] auf die That eines meuchlerischen Buben. »Nein,« – fuhr er fort, Margarethens Wange und Hand streichelnd – »dies fromme Angesicht konnte mich nicht an einen Andern verrathen; diese Hand, die mich so zart und sorgsam pflegte, hat nicht auf das Leben eines alten Mannes gezielt.« –
»Jesus!« seufzte Margarethe erschrocken: »Was kommt Euch zu Sinne, lieber Herr? Die Heiligen mögen Euch verzeihen, wie ich es thue, ob solchem schnöden Verdacht.«
»Wenn Ihr vergebt, die Beleidigte, so thun es die Heiligen nicht minder;« antwortete Diether; »und förder sollt Ihr nicht klagen können. Der Versucher soll nimmer an mich kommen. Mein Siechthum hat gar Vieles anders gemacht in meinem Innern. Eine recht süße Wehmuth, wie ich sie nie gefühlt, seit ich zum Erstenmal freite, hat mirs angethan, und den Wunsch in mir erregt, Alle, die mir nahe angehören, um mich her versammelt zu sehen: den Bruder, den Sohn, und .... ach ja ... und auch die Tochter, obgleich sie sich von uns geschieden hat mit Vorbedacht. Seht, Margarethe, auch um dessenwillen muß ich Euch danken. Wallrade hat Euch schwer beleidigt, und dennoch tratet Ihr nicht zwischen sie und mein Verlangen.«
»Die Jahre werden viel geändert haben;« erwiederte Diethers Gattin sauft: »Damals wollte sie nicht meine Tochter heißen; jetzt würde sie vielleicht meine Freundin.«
»O gewiß;« bekräftigte Diether: »die Zeit macht milder, wie das Sprüchwort heißt. Aber wehe thut[10] mirs, daß bis jetzo auf mein redlich Schreiben weder Antwort kam, noch der herzliebe Besuch von den Dreien, die sich zu Kostnitz plötzlich zusammen doch gefunden. Ich hatte mich darauf gefreut wie ein Kind. Ich hatte mir alles so schön und heimlich ausgedacht, – wie ich Wallraden – die liebe widerspenstige Tochter – in Deine Arme führen wollte; wie ich den zu unsrer Wonne so glücklich gesundeten Sohn an der Geschwister Brust gelegt hätte; ... aber meine Freude fiel in den tiefsten Brunnen. Noch am verwichnen Sonntage zupfte es mich an allen Nähten, und eine falsche Ahnung flüsterte mir zu: heute, – ja, heute kommen sie ganz gewiß. Schier hätte ich mich auf die Heerstraße tragen lassen, um ihnen in die Ferne entgegen zu sehen. Der alte Thor hätte sich aber blind geschaut. Dem Greise versagen sich die, die er liebt.« –
»Habt Ihr denn nicht uns?« fragte Margarethe mit ängstlicher Freundlichkeit, und hob den Knaben der sich herbei gemacht hatte, auf den Schooß des Gatten, dessen Nacken sie umschlang. »Bedürft Ihr, um glücklich, und zufrieden zu seyn, noch andrer Herzen, die Euch fremd geworden zu seyn scheinen?«
»Nicht doch, geliebte Ehefrau!« betheuerte der gerührte alte Mann, den Buben und seine Gattin abwechselnd herzend und liebkosend: »nicht doch, herzliebes Söhnlein! Aber, wenn ich Euch gleich inniger im Busen trage, als die Vermißten, .... sie sind doch auch meine Kinder; vorab der Dagobert, der die Freuden des Hausvaters dahinten lassen muß, um der Mutter zu einer fröhlichen Urstund zu helfen.«[11]
»Hier, sagt man, soll ich Herrn Diether finden?« fragte am Eingange des Gartens eine Stimme, die Margarethen nicht fremd, ihrem Gatten eine liebe war.
»Wallrade!« riefen beide überrascht, und Diether's wankende Knie versagten dem Aufstehenden den Dienst. Indessen kam die Unerwartete und dennoch Ersehnte langsam und stolz herangeschritten, von Elsen begleitet, die ihr den Weg zu dem Elternpaare wies. »Wallrade! Tochter!« stammelte Diether unter Thränengüssen der Freude, die Arme weit öffnend. »Willkommen Fräulein!« setzte die Stiefmutter hinzu, die Hand ihr reichend. Aber weder in die Arme des Vaters sank die Tochter, noch ergriff sie die dargebotne Rechte. Einige Schritte von Diether entfernt, stand sie stille, warf einen durchdringenden Blick auf das Paar, und schlug die Hände zusammen. »Herrgott!« sprach sie in dem tiefen Tone, der nicht selten auf ein hartes Gemüth schließen läßt: »Wie verändert finde ich Euch, Vater! Die letzten Jahre scheinen Euch nicht zugesagt zu haben!« Diether überhörte diese Worte, bewegt von den Gefühlen, die das schwache Alter doppelt empfindet; aber Margarethe faßte sie auf, die wie ein kalter Hauch an ihr warmgewordnes Herz drangen. »Die letzten Tage, wollt Ihr sagen, Fräulein!« erwiederte sie empfindlich: »Die letzten Jahre waren gut, und von Eurer Kindlichkeit wird es abhängen, ob der heutige Tag ihnen gleichen soll. Euer Vater harrt noch immer der schicklichen Umarmung entgegen. Ich möchte[12] Euch nicht gern umsonst darauf aufmerksam gemacht haben. –«
Wallrade näherte sich dem Vater, küßte seine Hand und Wange mit Förmlichkeit, und neigte sich steif vor Margarethen. »O mein liebes Kind!« sprach Diether, der sie neben sich auf das Bänkchen niederzog: »Wie erquickt mich Dein Anblick. Ja, in Frauenherzen wohnt Versöhnlichkeit und der Funke der Liebe. Du, das verloren geachtete Kind, kehrst in's Vaterhaus zurück, während Sohn und Bruder ferne bleiben.« – Wallrade zuckte leicht die Achseln und wendete sich zu Margarethen mit den Worten: »Ehrsame Frau;« wenn mich der Vater schon verloren achtete, ... »um wie viel strenger mag nicht Euer Urtheil über mich gelautet haben?« –
»Ihr irrt;« versetzte Margarethe ruhig: »was das heiße Blut der Jugend fühlte, steht den reifern Jahren zu, wieder gut zu machen. Mein Herr liebt Euch, darum seyd Ihr auch mir kein unlieber Gast.« – »Wacker gesprochen, liebe Wirthin!« rief Diether, ihr entzückt die Hand entgegenstreckend: »Ihr seyd eine Perle, wie sie wohl selten ein Greis in seinen Winterkranz flechten darf, und ich denke, Wallrade soll Euch bald innig befreundet seyn. Umhalst euch vor meinen Augen. Das letzte widerstrebende Gefühl versinke in der freundlichen Annäherung. – So; und nun, meine wiedergefundne Tochter, küsse auch Deinen Bruder, den kleinen muthwilligen Johann, die Wonne meiner alten Tage.« – Wallrade sah sich mit verdüstertem Antlitz nach dem Jungen um, der, wie Margarethe erst jetzt bemerkte, sich hinter[13] die Bank und die Gewänder der Mutter verkrochen hatte. – »Johann, wo steckst Du?« fragte Diether liebreich: »Komm, umarme Deine Schwester!« – »Ei, du einfältiger Bube;« ermahnte Margarethe den Weigernden: »Was muß denn Schwester Wallrade von Dir denken? Du bist ja kein Ungeheuer, das sich nicht am Tage sehen lassen darf. Komm, komm doch!« – Sie zog den schüchternen Buben, der sich aus allen Kräften sträubte, mit Gewalt herbei, und erschrak jetzo selbst über die Blässe, die sein Gesicht überzogen hatte. Ängstlich gebückt, mit niedergeschlagnen Augen, stand der Kleine da, als hätte er ein Verbrechen begangen. Nichts konnte ihn bewegen, der Fremden nur einen Blick, eine Sylbe zu schenken. Diese Scheu, welche Diether und Margarethe sich nicht enträthseln konnten, machte augenscheinlich den widrigsten Eindruck auf Wallraden. Sie stand auf, – zweifelhaft, ob sie ihr Gesicht dem Knaben zuwenden, oder es von ihm kehren sollte. Ihre Augen brannten, ihr Mund zuckte und ihre gespannten Züge drückten die Leidenschaftlichkeit aus, die ihre Brust beseelte. Ihren Unmuth mühsam bemeisternd, wies sie des Knaben Hand schweigend von sich, als die Mutter, in deren Arme er sich geflüchtet hatte, ihn bewog, ihr die widerstrebende zu überlassen.
Zugleich zog sie den Schleier über Stirn und Augen. »Da das Herrlein meinen Anblick unerträglich findet,« – sprach sie mit angegriffener Stimme, – »so thue ich am besten, wenn ich ihm das unwillkommne Gesicht entziehe.« – Wirklich schien[14] es auch, als ob der Knabe sich begütigen wolle, denn seine Ängstlichkeit verlor sich nun so ziemlich, und er heftete dann und wann die blauen Augen staunend auf das reiche hellfarbige Gewand Wallradens, und auf ihre mit blitzenden Ringen gezierten Finger. Auf alle Fragen, Ermahnungen und tadelnden Reden der Eltern erwiederte er nichts; jedoch in demselben Augenblicke, als man ihn zu vermögen gedachte, zwischen Margarethen und Wallraden niederzusitzen, erstand wieder die vorige Furchtsamkeit in ihm, und er suchte abermals in Margarethens Schooß Zuflucht, wie vor einer Gefahr. – »Man hat dem Buben ohne Zweifel angenehme Dinge von mir berichtet;« begann Wallrade mit beleidigtem Stolze: »wenn ihm die Schwester als ein Schreckgespenst geschildert wurde, so muß er sie freilich fliehen, wie die Sünde.« – »Ei,« erwiederte Diether: »das hat meine Hausfrau sicherlich nicht gethan, darauf wollte ich schwören.« – »Mein werther Herr dürfte es auch;« bekräftigte Margarethe mit gesteigerter Empfindlichkeit: »Der Knabe hörte kaum des Fräuleins Namen nennen. Ich wollte wetten, er hat vergessen, daß er eine Schwester hat. Unerwartet kam ihm daher deren Anblick; wenn wir nicht annehmen wollten,« – setzte sie wie im Scherz hinzu, obgleich der Ernst hinter ihrem Lächeln lauerte, – »daß Kinder eine richtigere Ahnung haben, denn die Erwachsenen, ob man sie von Herzen liebt, oder ihnen nur des Herkommens wegen Liebkosungen erweißt.« – »Das Letztere möchte seyn;« entgegnete Wallrade rasch und kalt: »Ich muß bekennen, daß ich Kinder dieses Alters[15] nicht liebe, wären sie auch die Söhne meiner werthen Stiefmutter. Die Tölpelhaftigkeit der Buben ist mir in der Seele zuwider, und ich werde es als ein Zeichen Eurer aufrichtigen Freundschaft ansehen, ehrsame Frau, wenn Ihr mir, so oft ich des Vaters Haus besuche, den Anblick des ungeberdigen Stiefbrüderleins erspart.« –
»Soll gerne geschehen, verlaßt Euch darauf;« versetzte Margarethe gekränkt, und beschäftigte sich damit, die Haare des kleinen Hans unter dem Sonenhütlein zu ordnen, das sie ihm aufsetzte, – damit ein Zeichen zum Aufbruch gebend. –
»Das wird ja alles werden;« sprach Diether begütigend: »Was läßt mich aber Deine Rede muthmaßen, liebe Wallrade? Du gedenkst nicht zu wohnen in meinem Hause«?
»Nein, mein Vater!« antwortete das Fräulein bestimmt: »Ich bin seit Langem gewöhnt, in meiner Behausung Herr zu seyn; und meine Gewohnheiten könnten Eurer Ehefrau lästig seyn, so wie mir vielleicht ihre Hausordnung. Daher habe ich's für gut erachtet, in der Herberge zum Eichhorn abzutreten. Da durch erspare ich uns allen manche Unannehmlichkeit, die um so überflüssiger ist, als mein Aufenthalt zu Frankfurt nur von kurzer Dauer seyn kann.« – Diether wollte sein Bedauern nicht verhehlen, und der Tochter zureden, aber Margarethe unterbrach ihn schnell.
»Es sey fern von uns,« sagte sie hitzig: »des Fräuleins Willen beschränken zu wollen, und darum geschehe nach ihrem Wunsche, aber die Freude, Euch[16] an unsrem Tische zu bewirthen, werdet Ihr dem Vater doch nicht versagen? – Der arme, kleine, ungeberdige und tölpelhafte Johann soll nie durch seine Gegenwart stören.« – »Ihr verbindet mich immer mehr, gute Frau;« erwiederte Wallrade in gleichem Tone: »und damit ihr von meiner Bereitwilligkeit überzeugt werdet, so fordre ich Euch selbst auf, nach der Stadt zu kehren. An meines Vaters Seite sitzend, will ich ihm vom Ohm erzählen, der ihn zärtlich grüßen läßt.« – »Gruß ersetzt wohl bei Tafelfreuden die Einkehr;« entgegnete Diether seufzend, und, zum Weggehen fertig, sich auf Wallradens Arm stützend: »aber wehe thut mir's doch, daß er nicht selber kam, und daß Dagobert ausbleibt, auf dessen treuen Kindessinn ich Felsen gebaut hätte.« – »Von Dagobert laßt mich schweigen;« äußerte Wallrade mit geheuchelter Bekümmerniß, und war aber im Augenblicke, auf die Aufforderung der väterlichen Besorgniß, bereit, dies Schweigen zu brechen. Mit dem alten Diether vorausgehend, entwarf sie dem ängstlich Zuhörenden ein mit hämischer Bemühung ausgemaltes Truggemälde von Dagobert's Lebenswandel zu Costnitz, und führte den Pinsel so gut, daß der Vater in dem Verläumdeten bald den verlornen Sohn beweinte. – Während dieser Einflüsterungen ging in beträchtlicher Entfernung hinter Vater und Tochter Frau Margarethe, den Knaben an der Hand, nachdem sie Elsen voraus zur Stadt geschickt, um zu einem erweiterten Mittagmahl Anstalten zu treffen. Die Art und Weise, wie die ungeliebte Wallrade trotz ihrer Schroffheit sich im ersten Augenblicke des[17] Vertrauens des Vaters bemächtigte, mit geringschätzender Hintansetzung der Gattin desselben, – die Kränkungen, die Wallrade mit freigebiger Hand an die Stiefmutter und den Knaben gespendet, griffen hart und böse an das reizbare Herz der stolzen Leuenbergerin. Wie aber oft das menschliche Gemüth, – ein weibliches insbesondre, – aus Dingen Trost gewinnen kann, die an sich geringfügig sind, so beruhigte sich auch hier Margarethe mit dem Gedanken, daß nicht allein sie selbst der Widersacherin Wermuth, zu kosten gegeben, sondern daß der Knabe sogar durch seine deutlich ausgesprochne Abneigung der Gegnerin Stolz verletzt habe. Von dieser kleinen Vergeltung erfreut, bückte sie sich mit größrer Freundlichkeit, – als sie sonst wohl dem Knaben zu wendete – zu demselben hinab, und streichelte seine Wangen. »Du bist ein wackrer Bube;« sprach sie belobend zu ihm: »ich habe Dich lieb vor Allen, wenn Du gegen Wallraden ferner Dich beträgst, wie heute. Willst Du?« – »Was Du befiehlst, Mutter;« erwiederte der Knabe freundlich.
»Recht so, mein guter Hans,« fuhr Margarethe fort: »Gehe nicht zu der falschen Frau. Sie wird Dir vielleicht Honigkuchen und Semmelringe bieten, um dich kirre zu machen. Nimm aber nichts von ihr, hörst Du? Sie meint es böse mit Dir und mir und mit dem Vater.« – »Ach Mütterlein!« rannte ihr der Knabe ins Ohr: »Ich fürchte mich vor ihr.« – »Thue das immer, mein Söhnlein!« versetzte Margarethe: »Zieh' ihr immer ein finster Gesicht, und iß nicht, was sie Dir bietet. Für jeden Leckerbissen,[18] den Du aus ihrer Hand nicht nimmst, gebe ich Dir deren zwei.« – »O ja Mütterlein!« entgegnete der Knabe hüpfend: »Du bist ein gut und anmuthig Mütterlein bei dem ich bleiben will. Zu der schwarzen Mutter will ich nicht mehr.« – »Was schwatzest Du wieder von dem schwarzen Weibe?« schalt Margarethe: »Du weißt, daß Du nur von ihm geträumt hast, Bube. Vergiß doch endlich den bösen Traum!«
»Ich will ja wohl, lieb' Mutter,« sagte der Knabe, eingeschüchtert durch den heftigen Ton: »aber Heute war mir's, als finge ich wieder an zu träumen, und die Fremde ist gewiß die Schwarze, die mich schlagen will.« – »Lächerliches Zeug!« eiferte Margarethe: »Wallrade ist Deine Schwester, Hans, und Niemand sonst. Aber eine böse Schwester ist sie, ob sie gleich ein rothes lustiges Gewand trägt. Sie will uns arm machen, daß wir betteln gehen sollen, wie der arme Hug, dem du alle Samstag seinen Heller an die Pforte bringst. Denk Dir nur! Je weniger Du sie aber leiden kannst, je weniger vermag sie uns anzuhaben.« – »Ich will ihr aus dem Wege gehen,« versicherte der kleine Hans treuherzig: »Du mußt mir auch dagegen nichts thun lassen.« – »Sorge nicht, mein Kind!« tröstete Margarethe. »Ich will Dich hüten wie meinen Augapfel. Folge nur fein meinen Geboten, und es wird alles gut gehen.« –
Es gieng auch alles nach ihrem Wunsche. Knabe und Stieftochter blieben einander ferne, weil sie sich nicht suchten. Diether, der, von Gatten- und Vaterliebe gleich bedrängt, in seiner unwandelbaren Gutmüthigkeit beständig hoffte, die Mißtöne seines Hauses[19] würden sich endlich doch noch in den gewünschten Einklang auflösen, vermittelte, entschuldigte, sprach zur Sühne, wo und wie es sich nur thun ließ, und erhielt auf diese Weise einen Schein von Friedlichkeit im Hauswesen, welcher bald genug die ganze Stadt täuschte, den nahen Verwandten- und Freundekreis nicht ausgenommen. Wallrade, die man geraume Zeit zu Frankfurt vergessen hatte, gewann nun neue Theilnahme durch ihr musterhaft sittsames Betragen, und durch die reuevolle Versöhnlichkeit, mit welcher sie, nach Diethers jubelvoller Behauptung, den Eltern die Friedenshand gereicht hatte. Der Altbürger, von den Glückwünschen seiner Freunde geschmeichelt, schwamm in einem Meere von Entzücken, und gewahrte in seiner Herzensfreude nicht, wie zwischen Wallraden und Margarethen die Kluft immer größer wurde, und zwischen Schwester und Brüderlein dennoch keine Annäherung sich stiften wollte. Eine Woche war also hingeschwunden, – eine kurze Zeit für Seelen, die sich lieben, – eine lange für solche, die bloß das Band verhaßter Form verknüpft, als Wallrade aus dem Vaterhause unmuthig und düster nach ihrer Wohnung im Einhorn zurückkehrte. Verdrüßlich beurlaubte sie den abgeschmackten Herrn, der durch eine weitläufige Vetterschaft das Recht gewonnen hatte, ihr als Begleiter auf dem Heimwege lästig zu seyn. Verdrüßlich trat sie in ihr Gemach, wo ihre Begleiterin in tiefen Gedanken versunken, am Fenster saß. – »Gute Wallrade,« sprach die Letztere, die Eintretende froh begrüssend: »Wie freue ich mich, Dich schon so frühe bei mir zu sehen. Mich quälen heute[20] ganz absonderliche Grillen.« – »Wie so?« fragte Wallrade entgegen. – »Der schöne Nachmittag hat mich verlockt, mit meiner Kleinen in's Freie zu gehen;« antwortete die andre: »Wir haben die geräuschvollsten Straßen durchstrichen, und ich erging mich einmal wieder im warmen Frühlingsschein. Meinen Kummer hatte ich mir durch Zerstreuung erleichtert; – aber auf einmal wurde er verdoppelt in seiner Last. Plötzlich war mir's, als ob ich unter dem Gewühle der Menschen meinen armen Rudolf erblickte. Du glaubst nicht, Wallrade, welchen Eindruck der grüne Rock auf mich machte, den ich unfern von mir durch das Getümmel schimmern sah. Wie eine aufgescheuchte Taube machte ich mir Bahn, und flog dem rüstig dahineilenden nach. Rudolf! rief ich in meinem Wahn, Vater! lallte mein Mädchen, als ob es meinen Schmerz theilte. Der Mann sah sich um, – und ich gewahrte ein kaltes, fremdes Gesicht. O, wie hatte ich mich getäuscht!« –
»Und wie sehr verdientest du diese Täuschung!« erwiederte Wallrade hart: »Verbot ich Dir nicht, Dich in der Stadt zu zeigen? Ich wußte es ja wohl, daß Deine unselige Leidenschaft den Gaffern ein Schauspiel geben, und die jungen müßigen Thoren in Bewegung setzen würde.« –
»Schilt mich,« versetzte Frau Katharine, »aber zürne mir nicht ernstlich. Was würde aus mir, wenn ich Deine Freundschaft einbüßen sollte? Laß mich indessen erst gänzlich meine Erzählung zu Ende bringen. Einen besondern Zufall habe ich noch zu berichten. Du kannst Dir vorstellen, in welcher Lage[21] ich mich befand, als die Hoffnung, den Gatten zu umfangen, mir entwichen, sein Trugbild, wie ein Gespenst unter meinen Händen in Nichts zerronnen war. Mich kümmerte das Anstarren der Gaffer nicht. In meinem, erst recht lebendig gewordnen Schmerze blickte ich auf zum Himmel, und drückte mein weinendes Kind heftig an die Brust, – da steht plötzlich ein junger Mann vor mir, in dem ich ohne Mühe jenen Jüngling erkannte, der uns, wie ich Dir schon erzählt, zu Costnitz den räthselhaften Besuch abgestattet hat, seit welchem meines Mannes verschloßne Schwermuth anhob.« –
»So?« unterbrach sie Wallrade überrascht: »jener Jüngling? Doch gewiß war's abermals nur ein Truggebild Deines Gehirns.«
»Nicht doch;« fuhr Katharine fort: »die wunderfreundlichen Augen des jungen Mannes habe ich mir zu gut gemerkt, sah ich ihn auch damals nur gleich wie im Fluge. Eben so freundlich blickte er nun mich an, und schien nicht weniger überrascht zu seyn, als ich. ›Ei, Frau von der Rhön,‹ sprach er hierauf: ›wie kömmt's, daß ich Euch hier zu Frankfurt sehe? Ihr habt sicherlich unter dem Gedränge Euern Gatten verloren. Darf ich Euch an seiner Statt nach Hause bringen? –‹«
»Seht doch!« spöttelte Wallrade mit einer gewissen Unruhe: »wie ritterlich! Und Du gingst mit ihm, und benahmst ihm ohne Zweifel seinen Irrthum?«
»Meine Schaam ließ es nicht zu;« entgegnete Katharine: »ich ließ mich zwar von ihm nach Hause geleiten, konnte mich jedoch nicht überwinden, ihm[22] die Wahrheit zu sagen, wie angelegentlich er sich auch nach dem Herrn von der Rhön und der Ursache unsers hiesigen Aufenthalts erkundigte.« Auf der Schwelle des Hauses nahm er Abschied. Da war es aber auch, wo er mir folgende bewerkenswerthe Worte sagte: »Grüßt Euern Gemahl von dem Unbekannten, edle Frau, und sagt ihm, er habe keine gute Zeit gewählt, hier zu verweilen. Sein böser Geist ist um die Wege. Er möge sich hüten, ihm zu begegnen. Ich werde in den nächsten Tagen selber ihn heimsuchen, und ihm, so Gott will, die Kunde bringen, daß die Gefahr vorüber.« – »Somit schied er, und seitdem ich zu Hause sitze, foltern mich neue Zweifel, peinigt mich verdoppelte Angst.«
Wallrade schwieg eine Weile mit gerunzelter Stirne, nachsinnend und düster. »Dieser Mensch,« sprach sie endlich, »ist ohne Zweifel selbst Deines Gatten Feind, oder das Werkzeug seines bösen Geistes. Hinter seinen räthselhaften Worten lauert Unheil, – ich wollte darauf einen Eid ablegen. Du mußt dem Fremdling ausweichen; – ich will es. Ohnehin ist meines Bleibens hier nicht mehr lange.«
»Nicht?« fragte Katharine ängstlich in Wallraden's Augen lesend: »Du wirst doch nicht vergessen, was Du mir, Deiner Freundin gelobtest? Hieher, erfuhren wir, habe der beklagenswerthe Flüchtling sich gewendet; – hier verliert sich seine Spur, dem Anscheine nach; allein Du hast mir nähere Auskunft zugesichert, durch Deines Geschlechts und Deiner Freunde vielseitige Verbindungen. Versäume nicht, für mich zu handeln. Ich, die Verlassene ohne Verwandte,[23] ohne Güter und Freund, vermag es ja nicht.«
»Was ich gelobte, habe ich nie versäumt;« erwiederte Wallrade: »ich habe für Dich gehandelt; ich habe Aufschluß erhalten auf mein beharrliches Forschen; ich muß Dir nun, so wehe es mir thut, mittheilen, was ich aus der reinsten Quelle geschöpft; denn Deine überspannte Sehnsucht, Deine auf's höchste gereizte Leidenschaft für einen Treulosen, der Dich verließ, muß geheilt werden, sey es auch durch das läuternde Feuer des Grams. –«
»Gott! was werde ich hören!« seufzte Katharine in banger Erwartung, die Augen starr auf das unheilverkündende Antlitz Wallraden's geheftet, welche hart und ohne Rührung fortfuhr, Streich auf Streich gegen das kindlich wehrlose Herz der Unglücklichen zu führen. – »Nimmer wirst Du ferner den Schändlichen schauen;« sprach sie: »nach Frankreich ist er gezogen, um unter französischen oder englischen Fahnen sein Blut zu verspritzen. Nicht des Kaisers Zorn scheuchte ihn aus den Gemarken seines Vaterlands, sondern die Furcht vor der Rache Gottes und seiner Kirche. Er liegt im Bann.«
»Herr des Himmels!« schrie Katharine auf: »Im Bann? Was hat der Unglückselige gefrevelt? Was hat ihn in die ewige Verdammniß gebracht? O rede, rede Wallrade!«
»Du forderst mich auf, den größten Jammer. Dir nicht länger zu verhehlen;« versetzte das Fräulein, »der Herr von der Rhön hat mit Gottes heiligstem Gebote seinen verfluchten Spott getrieben.[24] Das Sakrament der Ehe, das der Herr selbst eingesetzt, hat er mißbraucht, um seinen Lüsten zu fröhnen. Ehe er Dich zum Weibe nahm in böser Arglist, hatte ihn der Priester schon mit einer andern eingesegnet vor Gott.«
»Halt ein!« rief Katharine, entsetzt auffahrend; allein die Unerbittliche vollendete demungeachtet: »Die, die er verließ, um Dich zu betrügen, schmachtet dahin in Elend und Kummer sammt ihren Kindern. Und dennoch ist sie weniger zu beklagen, als Du; denn Deine Ehe mit dem Verräther ist Sünde und Schmach; Dein Kind ist unehelich gezeugt in Schuld und Frevel.«
Katharine sank mit einem dumpfen Laut vom Sessel zur Erde, und mitleidige Ohnmacht schloß ihr Auge. – Aber das Mitleid stand an ihrer Seite nicht. Wallrade leistete ihr keine Hülfe, sondern lächelte tückisch in das Unglück, das sie angerichtet. Mit grausamem Übermuth heftete sie die wilden Augen bald auf das arme Weib zu ihren Füßen, bald auf dessen, in weichen Kissen schlummerndes Kind. Grimmiges Rachgefühl verzog ihr Gesicht, hob die kühn arbeitende Brust. Die Hände schlug sie befriedigt zusammen, und murmelte höhnend zwischen den Zähnen: »Der Siegreich ist gefallen! Fast stehe ich am Ziele. Er, flüchtig wie ein Ächter; sie, losgerissen von Allem, in meiner Gewalt; sein Kind mein Opfer, wehrlos hingegeben meiner Vergeltung! So mußte es kommen. Leben muß er zu seiner Qual, und wenn auch die kühnste Verzweiflung ihn wieder zum verlaßnen Herde triebe, verstohlen, um jeden Preiß seine Lieben noch einmal zu sehen, die Stätte öde[25] finden, und nicht wissen, wo sie athmen, die ihm theuer sind. Vergehen muß er nun langsam in fruchtlosem Jammer; vergehen muß aber auch sie an der trägen Glut fressenden Grams; und erblassen muß die Tochter in meinem Schooß, verwelken an dem Genusse des Wermuthbechers, den ich ihr reichen will vom Sonnenaufgang bis zum Abendroth. Dies zu vollbringen helfe mir das Unglück, das so gerne feindselig des Menschen Geschick zu untergraben bereit ist! –«
Die Zofe trat hier in die Stube, und bebte zurück, da sie die erblaßt dahin Gesunkene ersah. »Was solls?« fragte Wallrade. »Rüdiger ist zurück;« berichtete die Magd, ihrer Bestürzung kaum Herr werdend. – »Zurück?« fragte Wallrade wiederum, und ein heller Schein überstrahlte ihre Züge: »Ich gehe, ihn zu sprechen. Stehe Du mittlerweile hier der Elenden bei, und bringe sie zur Ruhe. – «
Mit einem höhnenden Abschiedsblick rauschte sie zur Thüre hinaus, vor welcher der Knecht Rüdiger wartete. Sie winkte ihm in die Seitenstube. – »Sag' an Deine Mähr;« begann sie zu dem Manne. »Gesagt ist sie bald,« erwiederte derselbe. »Es hat Alles seine völlige Richtigkeit. Der Knabe, von dem Ihr Kunde haben wollt, ist wirklich derjenige, wofür er ausgegeben wird.« – »Nicht möglich!« fiel Wallrade ein: »Du lügst!« – »Ihr dürft mich einen Lügner schelten;« versetzte der Breitgestirnte gleichmüthig: »Ihr seyd meine Herrschaft, und ich Euer halseigner Knecht. Aber trotz dem konnte ich zu Wiesbaden nichts anderes herausbringen. Die[26] Frau Willhild von welcher mir Else erzählte, da ich sie Eurem Gebote gemäß, geschickt ausforschte, hat richtig Herrn Diether's Junker erzogen, und ihn verwichnen Herbst zur Stadt gebracht. Keine Seele in ihrem Wohnorte und zu Wiesbaden weiß Anderes davon zu berichten. All meine Mühe war umsonst.« – »Schon genug;« versetzte Wallrade: »Du bist ein Büffel, und ich werde selbst an Ort und Stelle sehen, ob Du meinen Auftrag ausgerichtet, wie ich's begehrt.« – »Das steht Euch frei;« entgegnete Rüdiger wie oben: »aber, ob Ihr gleich der Herr seyd und ich Nichts gegen Euch vorstelle, so werdet Ihr doch finden, daß ich Recht habe.«
Nachdem er sich entfernt, überlegte Wallrade, mit Ernst und Fleiß, wie Alles sich zu ihren schnöden Zwecken fügen müsse. – »Diese schwüle Gewitterhitze kann nicht von Bestand seyn,« sprach sie zu sich selbst: »bleibe ich länger, so kömmt es zur Fehde zwischen der Stiefmutter und mir. Den offnen Bruch muß ich jedoch vermeiden, bis ich ihr hart an's Leben kann. Jetzt treibt mich die Vorsicht von hinnen, denn nach dem, was Katharine sprach, ist mein Bruder angelangt, und brütet sicher in geheimer Stille Verderben gegen mich. Ihm muß ich ausweichen zu gelegner Zeit, und selbst zu Wiesbaden und an Willhild's Wohnorte die Waffen suchen, deren ich bedarf, um Margarethen zu vernichten. Denn – falsch ist ihr Spiel; wie sollte ich den Buben nicht kennen? Warum wäre er so scheu und furchtsam gewesen, da er mich nur sah? Welch ein seltsam Verhängniß ihn auch hieher, gerade in dieses Haus geführt haben[27] mag ..... ich will es benützen. Zuerst diene er mir als Hebel zum Sturze meiner Feindin; dann erst soll auch ihn meine verzögerte Rache ereilen. Ehe ich aber die Fahrt antrete, die mir Gewißheit verschaffen soll, wo Margarethens Sohn hingekommen, muß ich noch ein Gift bereiten, das ich in Diether's Wunde streuen kann, um sie nie verharrschen zu lassen.«
»Um Gottes Barmherzigkeit willen, laßt mich zu ihr!« jammerte eine flagende Stimme draußen, und Bilger's Gattin stürzte mit aufgelöstem Haar und zerrütteten Gewändern zu Wallraden herein. »Ich konnte sie nicht aufhalten!« versicherte die zagend nachfolgende Zofe, da sie in Wallradens finsterm Blicke den Zorn über die unverhoffte und unwillkommne Störung las. Verweint, bleich, mit wankenden Knien nahte sich Katharine dem Fräulein, das durch einen Wink die Dienerin entfernte; sie ergriff des Fräuleins Hand und sah sie mit dem Ausdrucke unaussprechlicher Wehmuth an. – »Was willst Du, Katharine von der Rhön?« fragte Wallrade hart und abgeschlossen. – »Verbirg mich vor meiner eignen Schande!« schluchzte Katharine, »und nenne den unglücklichen Namen nicht, der mich einst selig machte, und nun meine ganze Zukunft vergiften wird.« – »Wie soll ich Dich denn also nennen, Unselige?« fragte Wallrade wie zuvor. – »Hab ich denn mein Recht auf Deine Freundschaft verloren?« klagte Katharine: »An Deinem Busen fand ich Trost über des Gatten Verlust, als er mich und sein Kind so schnöde verlassen hatte: Deinem Zureden folgte[28] ich, als ich unsers gnädigsten Kaisers Gnade von mir verwies, die für meine Zukunft sorgen wollte. Deiner ernstlichen Zuneigung vertraute ich, als Du mich auffordertest, mit Dir zu ziehen, um des treulosen geliebten Flüchtlings Spur zu verfolgen. O, steh mir auch jetzt bei in den schwersten Stunden meines Lebens! Hilf mir in diesem Sturme meines empörten Herzens!« – »Wie soll ich?« sprach Wallrade mit Kälte und unverkennbarem Widerwillen. – »Werde mir nicht fremd;« fuhr Bilger's Gattin dringender fort: »zürne nicht meiner Scheu, zu glauben, was meine Seele durchschneidet wie ein Schwert. Ist es auch sichre lautre Wahrheit, was Du mir berichtet?« – Wallrade richtete sich stolz in die Höhe: »Wozu diese Frage?« sagte sie mit einem Tone, der die arme unschuldige Katharine beben machte: »Ich lüge nicht. Beruhigt Dich aber ein Eid mehr, als mein Wort, so schwöre ich den theuersten, daß ich Wahrheit sprach.« – »Und wer .... wer ist die, die er zuerst umfing, um sie zu meiden für meinen Besitz?« fragte Katharine, wie von Eiseskälte geschüttelt weiter. – »Die Unglückliche ist hier geboren, aus edelm Geschlechte stammend;« entgegnete Wallrade zögernd: »sogar nahe – nahe mit mir befreundet. Ihren Namen, wie den Ort, den sie bewohnt mit ihren vaterlosen Waisen, hoffe nicht von mir zu erfahren.« – »O nenne mir ihn!« bat Katharine flehend, und außer sich: »Nenne mir das Weib, nenne es!« – »Mit nichten!« höhnte Wallrade: »Etwa, damit Du, die leidenschaftlichste aller Frauen, die ein lodernd Feuer unter harmlosem Antlitz[29] birgt, die stille Zurückgezogenheit der Ärmsten stören mögest durch Deine Klagen, Deine Verwünschungen?« – »O, wie hart urtheilst Du von mir!« versetzte die Frau von der Rhön: »ich habe für ihn, den falschen Verräther, den sündigen Mann keine Verwünschung, und ich sollte jener zürnen, die früher von ihm betrogen wurde, denn ich?« – »Du sprichst gut;« antwortete Wallrade gleichgültig: »nur Schade, daß Deine Rede gleißender ist, als die That es seyn würde. Das Weib ist heftiger in seinem Haß, als der Mann selbst. Überdies kehrst Du die Waffen gegen Dich selbst, sobald Du ruchtbar machst, daß Du den in Bann Verfallnen in verbrecherischer Ehe umschlungen. So wie Du die Sünde mit ihm theiltest, so müßtest Du auch die Strafe mit ihm theilen. Gelüstet's Dich, mit geschornem Haupt und nackten Füßen, die gelbe Kerze in der Hand vor der Kirchenpforte zu knien, Buße zu thun vor den Augen der Gemeinde, und jeden Vorübergehenden um Vergebung anzubetteln im Namen des barmherzigen Gottes und seiner Heiligen? Gewährte es Dir Luft etwa, als Verführerin des ruchlosen. Mannes, der, sich selbst feig der Gefahr entziehend, Dich darinnen umkommen läßt, Dein Leben in einem dumpfigen Kerker bei Wasser und Brod zu vertrauern, während Dein Mägdlein im Schlamm der Schande und des Mangels untergeht? Und doch wären dieses die Folgen Deiner Unbesonnenheit. Das Geschlecht der rechtmäßigen Gattin von der Rhön's würde Dich auf's grausamste verfolgen. Du würdest unbezweifelt das Opfer seyn.« –[30]
»Du entfaltest ein erbärmlich Loos vor meinem Blicke;« seufzte Katharine mit Thränen der Angst in den schönen Augen: »wohin ich sehe, droht mir Schande. Meinen Namen wage ich nicht mehr vor einem fremden Ohre auszusprechen.«
»Du mußt ihn auch aus der Welt tilgen;« forderte Wallrade gebieterisch: »Du darfst nicht mehr nach dem Elenden Dich nennen; nicht Dich, nicht Dein Kind: denn nur jene Erste führt das Wappen derer von de Rhön mit Recht. Und nicht nur Dein Name, du selbst mußt aus dem Alltagsleben verschwinden, – willst Du ruhig, ungefährdet seyn, und Reue üben ob dem Frevel, dessen Du Dich theilhaftig gemacht.« –
»So rede!« flehte Katharine: »Rathe! zeige mir einen Weg, der zu der Abgeschiedenheit führt, die allein mir Heil bringen kann!« – Wallrade schwieg hartnäckig, und erst, nachdem Katharine alle Bitten der Freundschaft an sie verschwendet hatte, begann sie ernst und gemessen, wie folgt: »Gerne würde ich Dir eine Zuflucht in meinem Hause anbieten, allein mein Gut wirft kaum meinen Unterhalt ab, und die zahlreiche Nachbarschaft, die in meinem Hofe aus-und eingeht, könnte Dir gefährlich werden. Ich möchte meine Freundschaft nicht gern mit Bann und Interdikt belohnt sehen.« –
»Was bleibt mir übrig?« weinte Katharine und rang die Hände: »Meine Eltern sind schon lange todt. Zu Bilger's Freunden darf ich nicht, soll nicht das Gräßliche an's Tagslicht kommen; des Kaisers Hülfe hab' ich ausgeschlagen ....«[31]
»Mit Fug und Recht;« unterbrach sie Wallrade herrisch: »der Kaiser ist ein Meister in der Kunst, schwache Weiber zu bethören. Du weißt, auf welche Weise er meine unschuldige Freundschaft fast vergolten hätte. Welch ein Schicksal, als seine Buhlerin angesehen, und in der Folge von dem wankelmüthigen Lüstling in's Elend gestoßen zu werden! Ich würde es vorziehen, den weißen Stab zur Hand zu nehmen, und von der Mildthätigkeit meiner Nebenmenschen die Fristung meines Lebens zu heischen.«
»Das ist auch das Einzige, das mir bescheert ist, guter Gott!« seufzte die arme Katharine: »Bilger war nicht reich. Das Wenige, das er vor seiner Flucht gewonnen hatte, und zurückließ, wird bald zerronnen seyn, – und dann, wie Gott will! Die Freundin stößt mich von sich .... was darf ich von fremden Menschen hoffen?« – Sie wankte zur Thüre. Mit dem Ausdruck falschen Mitleids rief sie Wallrade zurück. – »Höre mich;« sprach die Letztere so gleißend, als sie vermochte: »will ich denn Dein Unglück? Zweifelst Du denn an meinem herzlichen Bedauern? Vernimm mei nen Rath. Er wird Dich von der Reinheit meiner Gedanken, wie von meiner aufrichtigen Sorge für Dein Seelenheil, das Du gewissermaßen verwirkt hast durch Deine Verbindung mit dem Sünder, überzeugen. Wahr ist's: der Menschen Satzung spricht ein hart und grausam Urtheil über das Verbrechen, dessen Theilnehmerin Du unläugbar gewesen: darum weiche dem Schwert irdischer Gerechtigkeit aus. Wohin könntest Du aber vertrauensvoller fliehen, als unter den Schirm Gottes,[32] der die ewige Barmherzigkeit ist, und den Tod des Sünders nicht will? Wirf Dich in die Arme des Erlösers! Vertraue, folge mir, und ich führe Dich an seine Brust, welche ihr kostbares Blut vergossen hat, um uns rein zu waschen von jedem Frevel. Die Oberin des Stifts der weißen Frauen ist mir hold, und würde auf meine Verwendung Dich gerne unter die Zahl der Reuerinnen aufnehmen. Hinter jenen uralten Mauern bist Du sicher. Todt ist dort jedes außerhalb begangene Vergehen; Buße und Versöhnung wohnen in dem Schooße jener ehrwürdigen Schwesterschaft. Durch Arbeit und Gebet wirst Du die verlorne Zufriedenheit wieder gewinnen, den sündlichen Namen, den Du trägst, vertauschen mit einem neuen gottgefälligen, und die Krone der ewigen Seligkeit erringen!« – Katharine, bleich wie ein Marmorbild, starrte Wallraden unbeweglich an. Die Augen waren ohne Thränen, obschon ein bittrer Schmerz aus ihnen leuchtete. Lange konnte sie kein Wort der Erwiederung finden. Endlich öffnete sich der blasse Mund. »Wallrade!« klagte die Gequälte: »Du forderst mich auf, lebendig in's Grub zu steigen? O, wie oft hörte ich, daß hinter Klostermauern der Friede nicht wohnt! Dort soll ich des Lebens Blüthe verwelken sehen? Ich bin ja noch so jung, Wallrade, ich habe kaum die Welt geschaut, und soll sie schon vergessen in dumpfiger Zelle? Du begehrst das Schwerste, das ich kaum gewähren könnte!«
»Wie's Euch beliebt;« antwortete Wallrade kalt: »mein Rath war redlich, Katharine; daß ihr ihn nicht befolgt, möchte Euch zu spät gereuen. Mich[33] kümmert zwar Euer Loos nicht im mindesten. Wollet mir jedoch die Liebe thun, mein Haus stracks zu meiden. Ich lebe nicht gern mit Fluch und Bann unter einem Dache.«
Die grausame Rede schüttelte Katharinens schwaches Widerstreben zu Staub. Ein Strom von Thränen preßte sich unter den Wimpern der Leidenden hervor, die wie verzweifelnd sich zu Wallradens Füßen warf. »O Wallrade!« jammerte sie: »Bin ich denn so ganz dem Bösen verfallen in Deinen Augen, daß Du mich unerbittlicher von Dir stößest, als es ein Heide thun würde! Ach, Wallrade! hat jemals Dein Mund wahrgesprochen, als er mich Freundin nannte, – so jage mich nicht von dannen, wie den gehetzten Hirsch! Hast Du nicht Mitleid mit mir – weil ich eine große Sünderin bin, – so habe doch Erbarmen mit meinem unschuldigen Würmlein, das nicht entgelten soll die Frevel seiner Erzeuger. Weise uns nicht hinaus in das wilde feindliche Treiben, das uns verschlingen würde! Ich habe nie gelernt, allein zu wandeln die Bahn des Lebens, .... wie soll ich es jetzt beginnen, da mir alle Stützen brachen? .. mit ihnen mein Muth?«
»Du fühlst es also,« zürnte Wallrade, – »Du fühlst es, daß der Strudel der Welt Dich hinabziehen würde, und zögerst noch, in den sichern Hafen zu schiffen? Du bist Dir bewußt, schwächer zu seyn als ein Kind, und sträubst Dich, nach dem treusten Stab, nach dem Kreuze zu fassen? Thörichte, in Sünde und eitle Sinnenlust Verstrickte! Ich sollte Dich vergehen lassen im Verderben, .... aber noch[34] einmal wendet sich Dir mein Herz zu. Gelobe, ehe es zu spät wird, meinem Willen zu gehorsamen. Rette Dich zu den weißen Frauen. Streng ist ihre Regel, aber herrlich und süß die Zukunft, die sie durch dieselbe erkaufen. Nicht Deine Strafe allein wendest Du vom schuldbewußten Haupte ab .... auch Deines verbrecherischen Buhlen Pein kannst du mildern, ihm ein sanfteres Loos in jener Welt erwirken! ....«
»O, welch einen Gedanken fachst Du in meinem Gehirn an!« versetzte Katharine, erhoben durch die Vorspiegelung der Falschen: »Wenn mich eine Ursache bestimmt, – ein Verlagen, so ist es der Wunsch, das Begehren, ihm, der mich elend machte, durch Wohlthat und Liebe zu vergelten! Ja, ja! ich folge Dir – unbedingt – sein Seelenheil zu retten! – Aber ... fügte sie erschüttert und schmerzlich hinzu: Aber ... mein Gott! das zerreißt mein Herz! ... was wird aus meinem Kinde?«
»Deine Demuth, Deinen Gehorsam belohnt der Herr auf der Stelle!« sprach Wallrade prunkend: »Deine Tochter sey die Meine. Nie werde ich mich vermählen, und in Deinem Kinde die Mutterfreuden kennen lernen, die ich nicht durch die Umarmung eines Mannes erkaufen möchte. Von Zeit zu Zeit bringe ich Dir das Mägdlein in deine Abgeschiedenheit, um es zu küssen, um es zu segnen, und zu sehen, wie mild und gut ich's mit Dir meine.«
Mit der Wonne höchster Dankbarkeit umschlang Katharine Wallraden. »Du bist eine Heilige!« – jubelte die arme Mutter: »An Deine hohe Tugend reichen meine Sinne nicht! Noch vor wenig Augenblicken[35] sah ich eine Feindin in Dir, und nun zwingst Du mich, als meine größte Wohlthäterin Dich zu verehren!«
Wallrade, welcher der herzzerreißende Auftritt, trotz der Siegesfreude, die ihr daraus erwuchs, zu lange dauerte, beeilte sich, ihm rasch und durchgreifend ein Ende zu machen. Sie versicherte unter den kräftigsten Betheuerungen der Ärmsten ihre unwandelbare Zuneigung, ermahnte sie, dem mühsam abgerungenen Vorsatze treu zu bleiben, und versprach ihr zum folgenden Tag die Einführung in das Kloster der weißen Frauen, woselbst unter ihrer Vermittlung die Aufnahme vorbereitet werden sollte. Hierauf redete sie ihr zu, das Lager zu suchen, um durch Ruhe den Sturm ihres Gemüths zu beschwichtigen, und überließ sich, nach Katharinens Entfernung, einem tiefen Nachdenken, dessen Ergebnisse am nächsten Morgen sich offenbaren sollten.
Ausgewählte Ausgaben von
Der Jude
|
Buchempfehlung
Im Dreißigjährigen Krieg bejubeln die deutschen Protestanten den Schwedenkönig Gustav Adolf. Leubelfing schwärmt geradezu für ihn und schafft es endlich, als Page in seine persönlichen Dienste zu treten. Was niemand ahnt: sie ist ein Mädchen.
42 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro