Heimkehr

[151] (Brüssel, Gare du Nord)


Die Letzten, die am Weg die Lust verschmäht;

entleert aus allen

Gassen der Stadt. In Not und Frost gepaart.

Da die Laternen schon in schmutzigem Licht

verdämmern,

Geht stumm ihr Zug zum Norden,

wo aus lichtdurchsungnen Hallen

Die Schienenstränge Welt und Schicksal

über Winkelqueren hämmern.

Tag läßt die scharfen Morgenwinde los.

Auffröstelnd raffen

Sie ihre Röcke enger. Regen fällt in Fäden.

Kaltes graues Licht

Entblößt den Trug der Nacht.

Geschminkte Wangen klaffen

Wie giftige Wunden

über eingesunkenem Gesicht.

Kein Wort. Die Masken brechen.

Lust und Gier sind tot. Nun schleppen

Sie ihren Leib wie eine ekle Last

in arme Schenken

Und kauern regungslos im Kaffeedunst,

der über Kellertreppen

Aufsteigt – wie Geister, die das Taglicht angefallen –

auf den Bänken.

Quelle:
Ernst Stadler: Dichtungen, Band 1, Hamburg o.J. [1954], S. 151-152.
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