Sechszehnter Auftritt.

[340] Albert, Constanze, Orpheus, Clärchen und Trübe.


TRÜBE. Nun meine Tochter! Du unterhältst Dich doch ganz artig mit Deinem Sänger.

CONSTANZE etwas betroffen. Mit meinem Sänger? Was wollen Sie damit sagen, lieber Vater?

TRÜBE. Nichts, eigentlich. Es fuhr mir so heraus. Wenigstens siehst Du ihn doch lieber als die andern Narren?[340]

CONSTANZE. Aus einer ganz natürlichen Ursache. Sein Verstand ist nicht so ganz zerrüttet als bey andern; daher ist das Mitleid, so ich für ihn fühle, auch nicht so schmerzhaft, als bey den andern.

TRÜBE. Und hast doch auch ein wenig Zerstreuung bey ihm?

CONSTANZE. Das kann ich nicht läugnen; und Seufzend. die hab' ich wahrhaftig nöthig!

CLÄRCHEN. Sie hat eben die nämliche Bemerkung wegen Herrn Bast gemacht, wie Sie. Und da war ihr eine Zerstreuung wahrhaftig sehr nothwendig.

TRÜBE verlegen. Laß das.

CONSTANZE. O mein Vater! denken Sie denn wohl im Ernst, daß Sie mich glücklich machen?

TRÜBE. Du bist doch gut versorgt .. und – warst es ja bisher zufrieden.

CONSTANZE. Soll ich aufrichtig seyn? Ich hatte immer die größte Abneigung – aber – um Ihnen zu gehorchen, unterdrückte ich meine Empfindungen.

TRÜBE. Deine Empfindungen? Du wärst also anderwärts verliebt?

CONSTANZE. Wenn ich's auch nicht wäre; könnte mir ein Mann von diesem Charakter wohl gefallen!

Rezitativ.


Ein grämlich Alter ist schon gräßlich,

Kömmt Geiz und Boßheit noch dazu,

Was ist dann schaudernder?

Was häßlicher zu sehen?[341]

Nicht die grau gefärbten Haare,

Nicht die mehr verlebten Jahre,

Scheut ein junges Mädchen so;

Nein, sie ist oft dabey froh.

Aber Geiz und Tücke,

Die dem Ehstandsglücke

Selbst bey Jungen lästig seyn

Sind bey Alten Höllenpein.


Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Die Liebe im Narrenhause. Liegnitz 1792, S. 255–350, S. 340-342.
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