[116] – als Korporal Trim mit dem Stevenius ins Zimmer platzte. Aber es war zu spät; – dieser Gegenstand der Unterhaltung war unterdessen erschöpft worden, und dieselbe ging jetzt in einer andern Richtung weiter.
Du kannst das Buch wieder nach Hause tragen, Trim, sagte mein Onkel zu ihm und nickte mit dem Kopfe.
Aber eh Ihr das thut, Korporal, sagte mein Vater neckisch, guckt doch einmal hinein und seht, ob Ihr darin nicht etwas von einem Segelwagen findet.[116]
Korporal Trim hatte im Dienste gehorchen gelernt; er widersprach nie – also breitete er das Buch auf einem Nebentische aus und schlug Blatt für Blatt um. Ich kann nichts finden, Ew. Gnaden, sagte Trim; aber, fuhr er, gleichfalls etwas neckisch, fort, mit Ew. Gnaden Verlaub wollen wir ganz sicher gehn. Damit faßte er das Buch bei beiden Deckeln, einen in jeder Hand, so daß die Blätter nach unten hingen, und schüttelte es tüchtig.
Da ist doch was herausgefallen, Ew. Gnaden, sagte Trim; – aber's ist kein Wagen, oder so was dergleichen.
Was ist's denn sonst, Korporal? sagte mein Vater lächelnd. – Ich glaube, sagte Trim und nahm es auf, 's ist eher eine Predigt, – denn es fängt mit einem Spruche aus der Bibel an und Kapitel und Vers stehen auch dabei – und so geht's weiter, aber nicht wie ein Wagen, sondern wie 'ne Predigt.
Die Gesellschaft lachte.
Ich begreife nicht, wie das möglich ist, sagte mein Onkel Toby, daß so etwas wie eine Predigt in den Stevenius kommt.
Ich glaube, 's ist 'ne Predigt, erwiederte Trim; aber – da die Handschrift gut ist, so will ich eine Seite davon vorlesen, wenn's Ew. Gnaden erlauben; – man muß nämlich wissen, daß Trim sich ebenso gern lesen als sprechen hörte.
Es ist immer eine besondere Neigung von mir gewesen, sagte mein Vater, etwas, das mir so ganz unerwartet und durch Zufall in den Weg kam, genauer anzusehen; und da wir – wenigstens bis Obadiah zurück ist – nichts Besseres zu thun haben, so könntest du, Bruder, dem Korporal wohl befehlen (Dr. Slop hat sicherlich nichts dagegen), uns ein paar Seiten daraus vorzulesen, vorausgesetzt, daß er die Fähigkeit dazu besitzt, wie er den guten Willen zu haben scheint. – Mit Ew. Gnaden Verlaub, sagte Trim, ich habe während zweier Campagnen in Flandern die Stelle eines Küsters bei dem Kaplan des Regimentes versehen. – Er wird es so gut lesen als ich selber, sagte mein Onkel Toby. In meiner ganzen Kompagnie war Keiner, der besser zu lesen und zu schreiben verstand als er, und wäre dem armen Burschen nicht das Unglück zugestoßen, so wäre ihm die nächste Feldwebelstelle gewiß gewesen. Korporal Trim legte die Hand[117] auf's Herz und verbeugte sich tief vor seinem Herrn; dann stellte er seinen Hut auf den Fußboden und schritt, die Predigt in der linken Hand, damit er die rechte frei hätte, furchtlos bis in die Mitte des Zimmers vor, wo er am besten sehen und von seinen Zuhörern gesehen werden konnte.
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Tristram Shandy
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