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[244] – Als Tom in den Laden trat, war Niemand da, Ew. Gnaden, als ein armes Negermädchen mit einem weißen Federbüschel an einem langen Stocke, womit sie die Fliegen wegscheuchte, – aber sie schlug sie nicht todt. – Das ist hübsch – sagte mein Onkel Toby, sie hatte Verfolgung erduldet, Trim, und Gnade gelernt.
– Sie war ein gutes Geschöpf, Ew. Gnaden, sowohl von Natur, als weil sie auch viel hatte erdulden müssen; in der Geschichte dieses armen verlassenen Mensches kommen solche Dinge vor, daß es einen Stein erweichen könnte, sagte Trim; wenn Ew. Gnaden aufgelegt ist, werde ich Ihnen das einmal an einem unfreundlichen Winterabend erzählen, denn es gehört mit zu Toms Geschichte.
– Vergiß das nicht, Trim, sagte mein Onkel Toby.
– Ein Neger hat auch eine Seele, Ew. Gnaden, sagte (etwas zweifelhaft) der Korporal.
– Ich verstehe mich nicht sehr auf solche Dinge, erwiederte mein Onkel Toby; aber ich sollte meinen, Gott wird ihn ebenso wenig wie Dich oder mich ohne eine solche gelassen haben. –
– Das hieße denn doch den Einen vor dem Andern gar zu sehr bevorzugen, sagte der Korporal.
– So ist's, sagte mein Onkel Toby. – Weshalb also wird so ein armes schwarzes Mensch schlechter behandelt, Ew. Gnaden, als eine Weiße?
– Ich finde keinen Grund dafür, sagte mein Onkel Toby.
– Deshalb blos, rief der Korporal und schüttelte den Kopf, weil Niemand sich ihrer annimmt.
– Daher kommt es allerdings, sagte mein Onkel Toby, und darum sollen wir sie schützen und ihre Brüder auch. – Das Glück des Krieges hat jetzt die Peitsche in unsere Hand gegeben, – ob es so bleiben wird? Gott weiß es! – aber wie immer es sein mag, der Tapfere Trim, wird sich ihrer nicht lieblos bedienen.
– Gott bewahre uns davor! sagte der Korporal.[245]
– Amen, erwiederte mein Onkel Toby, indem er die Hand aufs Herz legte.
Der Korporal wendete sich wieder seiner Geschichte zu und fuhr darin fort, aber es geschah mit einer gewissen Beklemmung, die sich der gewöhnliche Leser vielleicht nicht erklären kann; durch all diese plötzlichen Uebergänge von einem warmen, herzlichen Gefühle zum andern war ihm zuletzt der frische Ton, der seiner Erzählung Geist und Leben gegeben hatte, abhanden gekommen; er versuchte zweimal ihn wieder aufzunehmen, aber es wollte ihm seiner Meinung nach nicht gelingen. Um die fliehenden Lebensgeister zurückzurufen, ließ er also ein kräftiges Hm! erschallen, und mit Hülfe des linken Armes, den er in die Seite stemmte, und des rechten, den er ein wenig vorstreckte, gleichsam die Natur von beiden Seiten unterstützend, gelang es ihm fast, den alten Ton wieder zu treffen. In dieser Stellung also fuhr er mit seiner Geschichte fort.
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Tristram Shandy
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