Gebet auf den Wassern

[154] Die Nacht ist hehr und heiter,

Das Land ist weit, wie weit!

Es ruht das Meer in breiter

Smaragdener Herrlichkeit.


Mir ist zumut, als schliefe

Der Woge Grimm und Macht

Und schwebte über der Tiefe

Der Herr durch die heilige Nacht.


Mir ist, als müßt' ich zur Stunde

Hinsinken tief und jäh

Zum grünsten Meeresgrunde,

O Herr, vor Deiner Näh'!


Mir ist, als müßte hoch über

Mir ruhn die feuchte Gruft,

Und dieses Lied darüber

Wehen als Morgenluft.

Quelle:
Moritz von Strachwitz: Sämtliche Lieder und Balladen, Berlin 1912, S. 154-155.
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