224.

[422] Man nimmt einen Erbschlüssel, d.h. den Schlüssel eines ererbten Möbels, und bindet ihn mit einem Bande auf das Kapitel des Propheten Jesaias, welches vom fliegenden Drachen handelt; die Bibel muß offen bleiben und jedes Ende des Bandes an einen anderen Gegenstand so befestigt werden, daß die Bibel in der Schwebe hängt. Dann wird die Zimmertür verschlossen und das Schlüsselloch verstopft. Nun nennen zwei Personen alle alten Frauen ihrer Bekanntschaft her und fragen: »Ist Frau N.N. eine Hexe?« Kommt der Name einer Hexe vor, so bewegt die Bibel sich von selbst, und überschlägt sich, wenn die Hexe etwas Bedeutendes vorstellt. Bei dem Namen anderer Frauen rührt sie sich nicht. (Wardenburg). Oder man legt den Erbschlüssel auf einen gewissen Spruch der aufgeschlagenen Bibel; zwei Personen nennen die Namen aller Dorfbewohner, und zwar sagt die eine: »N.N. ist eine Hexe,« die andere: »N.N. ist keine Hexe;« wird nun eine wirkliche Hexe genannt, so schlägt der Schlüssel um. (Holle). Die Beschreibungen dieser Schlüsselorakel geben freilich kein vollständig deutliches Bild.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDXXII422.
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