233.

[433] Ebenso sind Stahl und Eisen den Hexen feindlich. Wenn unter die Schwelle einer Tür Stahl gelegt wird, können Hexen dieselbe nicht passieren. (Strückh.) Wenn im Frühling das Vieh ausgetrieben wird, legt man vorn im Hause ein Beil an die Türschwelle, die Schärfe nach außen und wo möglich so, daß sie etwas unter die Schwelle reicht, und treibt dann das Vieh hinüber. Nach einer Mitteilung aus Stedingen geschieht dies nicht der Hexen wegen, sondern weil sonst der Teufel in die leere Scheune kommen würde. Nach einer Mitteilung aus Butjadingen geschieht es, damit »Leute mit bösem Blick« auf Milch und Butter nicht einwirken können. Dasselbe – nur daß dann das Beil außen an der Schwelle liegt – tut man gegen Behexung beim Eintreiben des Viehs (Holle), und wenn man ein neugekauftes Stück Vieh in das Haus bringt. (Ammerld.) In Jeverland begnügt man sich hie und da mit Messer oder Schere, die man auf die Schwelle[433] legt. Im Ammerlande hat man die Regel, man müsse beim Austreiben des Viehs die Weide »verstahlen,« d.h. in jede Ecke derselben eine Nadel stecken, dann wird das Vieh nicht krank. Wenn man ausfahren will, schlägt man zuvor mit einem Beile an den Türdüssel (Türdüssel der Baum in der Mitte der Einfahrtstüre, an dem die Türteile aufgeklinkt werden), damit die Hexen den Pferden unterwegs nichts anhaben können, und ebenso muß man es machen, wenn man die Pferde schon behext glaubt. (Rastede). Zum allgemeinen Schutze des Hauses und seines Inhaltes nagelt man ein Hufeisen verkehrt, d.h. so, daß die Haken nach außen stehen, an die Stalltür, namentlich an den Türdüssel, oder legt es unter oder auf die Schwelle; Schiffer nageln es an den Mast (190). Meist sagt man, es müsse ein gefundenes (eine Mitteilung ein auf dem Kirchhofe gefundenes) sein; einige wollen auch, es dürfe nur ein halbes sein, und das Heimbringen wie das Annageln müsse stillschweigend geschehen. – Wenn die Hexen die Butter wegholen, muß ein Hufeisen mit einer ungleichen Zahl von Löchern, das vor Sonnenaufgang unter Stillschweigen angefertigt worden, unter die Butterkarne gelegt werden. (Rastede). Oder man veranlaßt, daß ein Schmied ein Stück neuen Stahls mit einem Kreuze bezeichnet und irgendwo so hinlegt, daß es leicht gefunden werden kann; dann holt man es heimlich fort, begibt sich mit der Butterkarne an einen einsamen Ort im Hause, legt den Stahl unter die Karne und buttert nun. (Hammelw.) Vor den Augen desjenigen, der hinter einer eisernen Egge steht, können durch die Luft fahrende Hexen nicht verborgen bleiben. Wenn einem Hexen in Gestalt von Katzen begegnen, und man wirft etwas Stählernes, z.B. ein Taschenmesser, über sie fort, so müssen sie ihre rechte Gestalt wieder annehmen. Ein auf dem Kirchhof gefundener Nagel schützt gegen Hexen, und viele Leute tragen gegen bösen Zauber auch Ringe, die von Sargnägeln angefertigt sind. Die Schweine schützt man, wenn man eine Schraube aus einem Sarge zieht und in den Futtertrog (Schweineblock) schraubt. –

Vgl. auch 219 p.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDXXXIII433-CDXXXIV434.
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