c.

[439] In der Nähe von Schweiburg war eine Frau, die wahrsagen konnte. Sie ging von Haus zu Haus und kam auch zu einer Frau, der sie vieles aus ihrem Leben sagte. Dann zog sie die Karten für deren Schwester, und als sie das getan, sprach sie: »Wir müssen geschwind zu eurer Schwester, denn ihre Kinder müssen bald sterben; in den Betten der Kinder sind zwei Kränze, die bald zu (geschlossen) sind; und wenn die ganz zu sind, müssen die Kinder sterben, und eine von den Kühen muß auch sterben.« Wie sie bei der Schwester ankamen, wollte deren Mann von nichts wissen, aber die Wahrsagerin erzählte ihm so viel Geheimes aus der ganzen Zeit seines Lebens, daß er nichts mehr sagen konnte. Nun untersuchten sie die Betten und fanden alles gerade so, wie die Frau es angegeben hatte. Am andern Morgen machten sie ein Feuer an und verbrannten die Kränze. Und was geschah? Ihres Nachbarn Frau kam aus dem Hause gestürzt und schrie so fürchterlich, daß alle Nachbarn herbeiliefen, und als sie zusahen, fanden sie die alte Hexe ganz verbrannt. Die Kinder aber blieben gesund. Von der Zeit an hatte die Wahrsagerin noch mehr zu tun, aber die alte Hexe wurde von jedermann verachtet.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDXXXIX439.
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