b.

[447] Einem jungen Ehepaare in Eversten bei Oldenburg war ein kleines Kind erkrankt, und da Verdacht vorlag, daß es behext sei, zogen sie es auf Rat einer alten Frau unter Nennung der drei höchsten Namen durch ein Stück rohes Garn. Das Kind genas, aber nun hatten die Eltern keine Ruhe. Das ganze Bett war voller Ameisen, und dabei hörten sie ein Gekratz und Gewimmer, daß sie keine Nacht schlafen konnten. Sie klagten ihre Not einer Kartenlegerin, welche zu helfen versprach. An einem Abend wurden die Fenster dicht verhängt, in allen vier Ecken des Zimmers geweihte Lichter angezündet und in den Fußboden ein Loch gemacht. Vor dieses Loch setzte sich die Kartenlegerin, steckte die Hand hinein und sagte, wenn[447] schlechte Leute damit zu tun hätten, so werde sie die Hexe zu fassen bekommen. Um 12 Uhr nachts fiel die Kartenlegerin in Ohnmacht. Als sie sich erholt hatte, erklärte sie, ihre Hand habe eine kalte Hand zu fassen gehabt, das Bett müsse behext sein. Sie untersuchten nun das Bett und fanden darin mehrere Hexenkränze. Diese wurden in einen Topf getan und verbrannt, wobei sich ein Gewimmer gleich dem Schreien eines kleinen Kindes vernehmen ließ. Das junge Ehepaar hatte nun einige Ruhe; nachher stellte sich der Spuk aber doch wieder ein, so daß es das Haus verlassen mußte.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDXLVII447-CDXLVIII448.
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