c.

[457] Ein Bauer in Rechterfeld, Ksp. Visbek, war in den Zwölften eines Abends spät auf dem Wege nach Hause. Als er noch etwa zehn Minuten zu gehen hatte, hörte er einen Jäger blasen. Er stand still, um genauer zu hören; aber da hörte er auf einmal ein starkes Hundegebell. Nun fing er an zu laufen, allein die Hunde waren zu schnell bei ihm, und er[457] wurde dergestalt von ihnen umlaufen, daß er nicht von der Stelle konnte. Gleich darauf kam auch der Jäger, ein sehr großer, aber ganz häßlicher Mann, mit einem Jagdhorn an der Seite, und fragte ihn, ob er ihn hier in der Jagd stören wolle? Der Bauer erwiderte, er wolle ihn garnicht stören und wolle gern nach Hause, er sei nur einen Augenblick so stehen geblieben, als er das Blasen gehört habe; da sei er aber von den Hunden so umlaufen worden, daß er nicht habe von der Stelle kommen können. Da sagte der Jäger: »Das Blasen, das du gehörst hast, das habe ich noch in England getan; ich will dich ungehindert gehen lassen, nur mußt du erst eine kleine Zeit lang zwei von den Hunden halten; ich werde gleich zurückkommen und sie dir wieder abnehmen, lasse sie aber ja und ja nicht laufen.« Der Bauer nahm das aus Angst an, mußte sich aber mit den Hunden, obgleich sie ihm bald wieder abgenommen wurden, so abquälen, daß er ganz abgemattet zu Hause ankam und von Furcht und Anstrengung krank wurde.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDLVII457-CDLVIII458.
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