a.

[463] Eine Frau aus dem Ksp. Holle schildert die Plage wie folgt. Ich habe eigens deswegen als junges Mädchen meinen Dienst bei Meyers verlassen, weil ich zwei Jahre hindurch in ihrem Hause von der Walriderske geplagt wurde. Nur wenn es draußen stark wehete und regnete, hatte ich Ruhe vor ihr. Als ich wegzog, sagte die Frau zu mir, die Walriderske würde mir auch in meinen neuen Dienst folgen; dies geschah auch, doch wurde ich hier nur einige mal von ihr beunruhigt; der Weg war ihr nun wohl zu weit. Ich habe die Walriderske immer deutlich kommen hören, dieselbe indeß nie gesehen. Wenn sie kam, verspürte ich erst ein Sausen und Brausen in den Ohren, dann wurde ein paar Male auf meine Bettdecke gestoßen, und zum dritten Male hatte sie mich. Dann konnte ich durchaus kein Glied rühren; ich konnte keinen[463] Laut von mir geben, höchstens ein wenig wimmern; die Luft wollte mir ausgehen, und ich geriet in eine schreckliche Angst, so daß ich über und über schwitzte. Von der Brust bis zu den Knien fühlte ich den Druck, und ich war ganz benaut. Ich habe oft darüber geweint. Die Walriderske kommt nicht bloß bei Abend oder Nacht, selbst am Tage hat sie mich, schlafend oder wachend, im Bette oder außer dem Bette, überfallen. Als ich eines abends in der Stube saß und meinen Kopf auf eine Wiege stützte, krigte sie mich auch unter. Die mit mir in der Stube waren, bemerkten es, und ich selbst konnte hören, wie sie unter einander sagten: »De Walriderske hett se woll wedder unner.« Ein andermal hatte sie mich, als ich im Sommer auf freiem Felde schlief; ich verspürte, daß sie mich fortschleppen wollte – uppen Dobben wull se mi henhebben. Wenn ich auf dem Rücken schlief, wurde ich viel schlimmer geplagt, als wenn ich auf der Seite lag.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDLXIII463-CDLXIV464.
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