d.

[474] Ein Knecht in Lutten hatte so oft die Walridersken, daß er keine einzige Nacht recht ruhig schlafen konnte. Er klagte oft darüber, aber es half ihm nichts. Als er nun in einem Sommer zum Grasmähen nach Holland ging, klagte er auf der Reise einem Kameraden wieder seine Not. Da sagte dieser, er müsse sehen, ob er es nicht einmal treffen könne, wenn sie komme; er könne es an seinen Füßen merken, denn erst werde die große Zehe lahm; dann solle er geschwind zugreifen, und was er fasse, ganz fest halten; dann könne er es ihr wohl beibringen, daß sie ihn nie wieder quäle. Als er nun in Holland sich einst an einem Mittag niederlegte, um auszuruhen, und noch nicht recht schlief, fühlte er etwas an seinen Füßen. Er griff zu, umfaßte auch etwas, aber es war[474] glatt wie ein Aal, doch klammerte er seine Hände so fest zusammen, daß es nicht wegkonnte. Auf einmal rief er: »Nun habe ich sie!« Sie gab sich alle Mühe, sich zu befreien, aber er hielt fest. Nun gab sie gute Worte und bat, er möge sie doch gehen lassen, denn sie diene in Goldenstedt als Magd; ihr Herr sei soeben zu Hause gegangen, und gegen die Zeit, daß er wieder aufs Land komme, müsse sie auch ganz notwendig wieder da sein, und versprach ihm, daß sie nie wieder zu ihm kommen wolle; er solle sie doch jetzt gehen lassen, denn er wisse ja auch, daß es ein langer Weg sei. Da ließ er sie zuletzt los, und in einem Nu war sie verschwunden. Nachher ist er frei geblieben.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDLXXIV474-CDLXXV475.
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