f.

[475] Ein Mann in Ramsloh wurde jede Nacht von der Walridersken gequält. Eines Abends sagte er: »Kommt sie diesen Abend wieder, so schneid ich ihr den Hals ab,« legte sein Taschenmesser offen auf den Stuhl vors Bette und begab sich zu Bette. Bald sah er die Walriderske ankommen, sie stieg ins Bett und fiel zuerst auf seine Füße. Rasch griff er zu, faßte sie in ihr langes krausiges Haar, schlang dieses um die Hand, sprang nun aus dem Bette, ergriff das Messer, durchschnitt ihr den Hals und warf dann Feind und Messer von sich. Jetzt befiel ihn ein Grauen, indem er dachte: »Ich bin Mörder geworden!« und sprang wieder ins Bett. Am andern Morgen wagte er erst vor Angst nicht, sich umzusehen. Als er aber aufstand, war nichts zu erblicken. Von jetzt an hatte er Ruhe.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDLXXV475.
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