b.

[121] Da die »Rosengärten« die Beachtung der deutschen Mythologen auf sich gezogen haben, möge hier ein Verzeichnis der im Herzogtum belegenen Rosengärten, soweit sie bekannt geworden, folgen: 1. in der Landgemeinde Wildeshausen, und zwar auf der Pestruper Heide, südöstlich von Wildeshausen, befindet sich ein Erdwerk, der Rosengarten genannt. Er besteht nach Nieberdings Beschreibung (Geschichte des Niederstifts Münster I. Seite 83) in einer elliptischen Fläche von 480 und 340 Fuß Durchmesser, ist im Innern ganz eben und ohne Wall, zum Teil umgeben mit einem 20 Fuß breiten und 10 Fuß tiefen, jetzt größtenteils trockenen Graben, der aber an der Ostseite auf 130 Fuß Länge bis zu 50 Fuß breit wird und hier einen Teich gebildet zu haben scheint. Die nördliche unmittelbar an das Pestrupper Moor grenzende Seite, welche in einem 360 Fuß langen Bogen sich gegen dasselbe abdacht, hat keinen Graben, sondern war hier durch das Moor gedeckt. An der Südseite ist das Ganze von Sanddünen umgeben und gleichsam hinter denselben versteckt. Etwa 800 Schritte westlich vom Rosengarten liegt eine große Menge Urnenhügel auf dem Felde. 2. In der Gemeinde Vestrup, etwa 10 Minuten westlich von Lüsche, südlich von der Lüscher Heide, liegt ein Rosengarten, eine Fläche sehr sterilen Ackerlandes. Nach der Karte zu urteilen, ist die Fläche ein längliches Viereck, etwa 1500 Fuß lang und 650 Fuß breit und mit einer Einfriedigung versehen. 3. Bei Cloppenburg, und zwar am Wege von Krapendorf nach Molbergen, liegt[121] eine Reihe von Gemüsegärten, zusammen der Rosengarten oder auch wohl die Rosengärten genannt. 4. Zwischen Schönemoor und Buschhagen liegt ein Rosengarten. 5. Eine Wiese in der Bümmersteder Marsch heißt der Rosenhoff, was dem Sinne nach mit Rosengarten wohl übereinstimmt. 6. In der Bauerschaft Bardenfleth, Stedingen, liegt eine größere Fläche Grünland, der große und der kleine Rosengarten genannt. Außer mehreren Bauern hat auch die Pfarre zu Warfleth teil daran. 7. Am Wege von Hasbergen nach Delmenhorst liegt ein Rosengarten. 8. In Oberlethe, Kirchspiel Wardenburg, liegende Ackerstücke heißen Rosengarten. 9. Ein Rosengarten befindet sich im Nordermoorer Feld. 10. Eine Kollekten-Restantenliste des Kirchspiels Ganderkesee von 1682 nennt einen »Johann Bernd im Rosengarten«. Alle diese Orte sind nicht der Art, daß man an einen Rosen- oder auch nur Blumengarten eines Privatmannes denken könnte. Keine Sage haftet an ihnen. Nur von dem bei Schönemoor belegenen heißt es, daß um Mitternacht ein spukhafter Reiter ihn passiere, dem Auge nicht warnehmbar, aber als Reiter durch das Geräusch, das er und sein Pferd verursachen, deutlich zu erkennen (185c). Eine Deutung des Wortes sei hierher gesetzt. Im Kirchspiel Lastrup liegt eine Bauerschaft Roscharden (Groß- und Kleinroscharden). Die dortigen Eingesessenen sagen, das Wort sei aus Rossegarten entstanden. Von da bis zum Rosengarten ist nur ein Schritt, und Rosengarten könnte dann jeder Platz benannt sein, den das Volk als Weideplatz der Rosse des Wodan ansah. Tatsächlich geht diese Deutung im südlichen Landesteile.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 121-122.
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