II

[211] SIE nestelt am Fenster. Wer?

FREUNDIN sitzt am Tisch, hebt das Glas. Was fragst Du?

SIE weicht aus. Du hast Durst nach dem Ritt?


Freundin nickt und trinkt.
[211]

SIE stellt fest. Ja! das war das Glas meines Mannes.


Freundin schrickt das Glas hin.

Sie nestelt, wendet und blickt raus.


FREUNDIN stört hoch. Wer? wer?

SIE dreht den Kopf und blickt auf sie. An wen denkst Du?

FREUNDIN erschrocken. Ich ... ich ...

SIE ruft in den Park. Männer.


Freundin stammelt sprachlos.


ER in der Parktür. Wer vermißt mich?

SIE ruhig. Dein Glas.


Er lacht und streckt die Hand zum Glas.


FREUNDIN hält ihm den Arm. Nein nein.

SIE zuckt verächtlich. Kind Geht zur Parktür.


Freund tritt in die Parktür.

Freundin läßt seinen Arm los.


ER verdutzt. Und?

SIE. Könnt ihr keinen Scherz verstehn?


Teller klappern auf der Terrasse.

Sie nimmt den Arm des Freundes.


FREUNDIN überhastig. Ich gehe mit.

SIE neckt zum Freund. Sie will uns nicht allein lassen.


Freundin ratlos betroffen.


SIE neckt zur Freundin. Verraten.

ER bietet der Freundin den Arm, neckt. wir gehen!


Freundin schaudert, sammelt sich, nimmt hell auflachend den Arm und springt mit Ihm an den beiden vorbei in den Park.


SIE lacht hinterher, faßt den Arm des Freundes fester. Ich liebe sie.


Freund zuckt.


SIE obenhin. Ja.

FREUND hilflos. Ja.

SIE. Sie auch?

FREUND stammelt. Ich ... ah.

SIE in heller übermütiger Lache. Sie lieben den Mond.

FREUND ratlos, verlegen. Er scheint heute hell.[212]

SIE schaut in den Mond, nach einer Weile. Sie haben scharfe Augen?

FREUND. Ich.

SIE läßt seinen Arm, rückt einen Stuhl. Ich bin müde Sitzt, nach einer Pause erschöpft. mein Mann findet sie unbeschreiblich anmutig.

FREUND zuckt. Wer?

SIE gähnt leicht, gleichgültig. Ja.


Freund tritt voll innerer Unruhe.


SIE nach Pause gleichgültig. Wer kommt da?

FREUND späht gespannt. Wer?


Sie beobachtet ihn.


FREUND. Nein.

SIE spöttelt. Ihre Augen.

FREUND aufgeregt immer spähig. Oh meine Augen sind scharf.

SIE nach Pause lächelnd. Auf wieviel Schritt schießen Sie ins Herz?

FREUND jäht zu ihr um, hastet zu ihr, nimmt ihre Hand und küßt sie. Ich bin ungezogen?

SIE erhebt sich ruhig. Galt das mir?


Freund starrt sie hilflos an.

Sie lacht schrill gell in die Nacht.

Aufschrei schrickt im Park.


SIE tritt in die Tür. Wer schrie da? so? so Zieht ihn zu sich. sehen Sie! Ruft. seid ihr da?

FREUNDIN atemlos aus dem Park. Oh oh Stolpert und sinkt in einen Stuhl. wer hat nur so ...?

SIE beobachtet. Seid ihr erschrocken?

ER tritt hastig gezwungen lachend ein. Es wird ein Kauz gewesen sein.

SIE leicht spöttisch. Ja ein Käuzchen, die Nacht hat euch erschreckt Lacht. ja die Nacht! Faßt den Freund unter. wir gehen das Käuzchen schrecken! Lacht auf.

FREUNDIN hebt, starrt, horcht. War das?

ER beruhigt. Es tut mir leid.[213]

FREUNDIN. Sie? ich gehe nicht wieder Kauert. ich habe Furcht.


Er küßt ihre Hand.


FREUNDIN entsetzt. Wir wollen nie wieder gehn nie!


Er bietet eine Zigarette an.


FREUNDIN nimmt. Ja.

ER gibt Feuer. Die Ängste verpaffen! übrig bleiben Sie und ich! Zündet an und wirft das brennende Streichholz durchs Fenster.


Grelles Auflachen stiebt rein.

Freundin hoch, an allen Gliedern zitternd.

Er schrickt und starrt zum Fenster.


SIE tritt lachend ein. Kinder Prüft ihr Kleid. ihr habt mich angesengt beinahe.


Freund hinter ihr mit drohenden Augen.


SIE lacht liebenswürdig. Wir leben auch noch! ihr Feurigen.

FREUNDIN erlahmt, stottrig. O.

SIE scherzt. Was?


Freund stößt die Zigarette im Aschbecher entzwei.


SIE schaut. Sie Zerstörer.

FREUND tritt zurück. Ich?

SIE weicht ab. Wir alle Wendet. es ist gedeckt Nimmt die Freundin untern Arm und schiebt sie zur Tür, gibt die Willenlose in der Tür lachend dem Freund, holt ihren Mann und geht mit ihm raus.

Quelle:
August Stramm: Das Werk. Wiesbaden 1963, S. 211-214.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Aristoteles

Physik

Physik

Der Schluß vom Allgemeinen auf das Besondere, vom Prinzipiellen zum Indiviudellen ist der Kern der naturphilosophischen Lehrschrift über die Grundlagen unserer Begrifflichkeit von Raum, Zeit, Bewegung und Ursache. »Nennen doch die Kinder zunächst alle Männer Vater und alle Frauen Mutter und lernen erst später zu unterscheiden.«

158 Seiten, 8.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon