[214] Gedämpftes Licht.
Sie starrt in Gedanken.
ER vom Park. Ihr seid alle schnell vom Tisch? Legt die Serviette hin.
Sie streift langsam umständlich den Trauring und legt auf den Diwantisch.
ER erstaunt. Was tust Du?
SIE. Er tut weh.[214]
ER greift zum Ring. Lassen wir ihn weiter machen.
SIE hart. Nein.
ER betroffen. Du ...?
SIE trocken. Er ist weit genug.
Er starrt.
SIE immer bewegungslos den Rücken zum Fenster. Wo sind sie?
ER lacht befreit und schaut zum Fenster. Sie werben.
Sie bewegungslos.
ER wirbt zu ihr. Sie werben! Du!
SIE wehrt die Hand. Still.
Freund und Freundin treten stumm ein.
SIE lebhaft umschlagend. Keine Furcht mehr draußen?
FREUNDIN hart, gepreßt. Ich.
SIE scherzt. Jetzt graust mich Nimmt den Arm des Freundes und geht mit dem Freund in den Park.
Freundin starrt nach den beiden um.
Er tritt auf sie zu.
FREUNDIN wehrt entsetzt. Schweigen Sie! nicht! nicht! nur schweigen! gleich lacht sie ... o gleich ...
ER bedauert. Das hat Sie erschreckt.
FREUNDIN immer die Augen zurück. Machen Sie heller hier.
Er schaltet Flammen ein.
FREUNDIN. Heller Voll Angst und Beben. ich will nichts gar nichts.
Er tritt neben sie und nimmt ihre Hand.
FREUNDIN reißt los. Lassen Sie! lassen Sie! ich spreche nicht! ich spreche Tritt plötzlich fest auf. ja Stark. ich verlobe mich! ich verlobe mich.
Er faltet die Hände.
FREUNDIN hebt die Hand, horcht. Da lacht? ...
ER läßt die Hände fallen. Sie sind erregt.
FREUNDIN entschlossen. Ich will! doch! Hastet in den Park.
ER ihr nach. Hier! hier! Sie finden ja nicht!
Freund und Sie vor der Tür, starren den beiden nach.
SIE. Die haben Eile.[215]
FREUND starrt nach. Ja.
SIE. Die haben uns nicht gesehen.
FREUND. Nein.
SIE lebhaft. Sehen Sie! sie laufen! laufen.
FREUND unbeherrscht. Ich.
SIE lauert kalt. O bis dahin treffen Sie nicht.
Freund erschrickt.
SIE tritt in das Zimmer. Die Luft ist aufgeregt.
FREUND stapft gezogen nach. Ja Starrt in den Park.
SIE ruhig gleichmütig. Weshalb erklären Sie sich nicht?
Freund wendet überrascht zu ihr.
SIE lächelt. Weshalb?
FREUND starrt wieder in den Park. Sie hat mich abgewiesen.
Sie spannt hoch.
FREUND. Vorhin! ja!
SIE forscht. Vorhin?
Freund nickt.
Sie nahe zu ihm, legt die Hand auf seinen Arm.
Freund zuckt zusammen.
SIE weich anschmiegend. Ich hasse.
Freund starrt sie an.
SIE wehmütig. Ja mein Mann.
FREUND fährt um und starrt sie an, unbeherrscht sprachlos, packt derb ihren Arm. Wer? wer?
SIE blickt ihn ruhig an. Ich.
FREUND löst gebrochen, schwach. Verzeihung Stöhnt leise.
SIE in heller plötzlicher Angst, fleht. Aber Sie dürfen nicht! ... nicht wahr ...? das tun Sie nicht! o! versprechen Sie! wenn Sie mich! etwas für mich! bitte! bitte.
Freund macht eine wehrige Handbewegung.
SIE forschig bang. Sie werden es nicht tun!
FREUND schwach. Ich habe kein Recht.
SIE trotzend, forschig hart. Recht?!
FREUND weh. Recht.
Schweigen.
[216]
SIE schwach. Ich leide so.
Freund küßt ihre Hand.
SIE läßt ihm die Hand. Mein Mann ist gut! gut Sie finden Ihr Glück! Schweigen. Gedanken! Peitschen! Stoßen! Grauen! alles verloren!
Freund spannt in den Park.
SIE folgt seinem Blick. Sie kommen Läßt seine Hand los. ihr tappt im Dunkel? wir sind in der Helle!
Er und Freundin treten nebeneinander ein.
ER hastig. Suchen wir suchten Bricht ab, zum Freund. Dich.
Freund spannt hoch.
FREUNDIN erschöpft. Ich geh jetzt, ich bin müde, müde, ich kann nicht, unfähig Schleppt ohne umblicken hinaus zur Flurtür. ich kann nicht.
Er und Freund staunen hilflos nach.
SIE kalt. Jeder muß alleine tragen! alleine? Setzt sich erschöpft. es war zu viel heute Scharf, spitz, gestrafft zum Freund. o Sie ..?
FREUND fährt aus Versunkenheit ertappt. Ich ich.
SIE erhebt sich ruhig fest zu ihrem Mann im Vorbeigehen. Er hat mich angefaßt!
Er verständnislos.
Freund verständnislos.
SIE reibt ihren Arm. Ja angefaßt Tritt zum Fenster, blickt in die Nacht. ich sage nicht mehr.
Er spannt den Blick auf den Freund.
Freund strafft und steht dem Blick.
SIE klammert das Fensterkreuz, schwach, weh. Angefaßt, Gewalt.
Er begehrt auf.
Freund geht kalt an ihm vorüber zur Tür.
SIE in fliegender Angst. Nicht, nicht ihr tut das nicht, ihr schießt nicht, nicht schießen! nicht!
Freund steht in der Tür und blickt auf sie zurück forschig.
SIE wirft grelle Lache auf den Freund. Jetzt müssen Sie[217] schießen! jetzt müssen Sie! müssen Sie! Sie müssen!
Freund zuckt, taumelt, hetzt in die Nacht.
SIE am Fenster, ruft nach. Sie! Sie! Sie!
ER erwacht. Was?! das?! was war das?! wo stehst Du? Du?!
SIE kalt. Ich steh auf meinen Füßen.
ER bäumt auf. Du!!
SIE blickt ihn kalt. Du!! Mann!!!
Er schlägt die Hände vors Gesicht in Schluchzen.
Sie peitscht das Taschentuch in die Luft und den Ring vom Tisch, ballt die Faust, geht verächtlich vorüber.
Er die Hände vors Gesicht gekrampft geschüttelt.
Buchempfehlung
In Paris ergötzt sich am 14. Juli 1789 ein adeliges Publikum an einer primitiven Schaupielinszenierung, die ihm suggeriert, »unter dem gefährlichsten Gesindel von Paris zu sitzen«. Als der reale Aufruhr der Revolution die Straßen von Paris erfasst, verschwimmen die Grenzen zwischen Spiel und Wirklichkeit. Für Schnitzler ungewöhnlich montiert der Autor im »grünen Kakadu« die Ebenen von Illusion und Wiklichkeit vor einer historischen Kulisse.
38 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro