Scena 10.

[108] Cecina, Scapin.


CECINA. So wiedersetze dich dann mir, Verräther, so dir die[108] Henkersknechte kein Schröcken verursachen könen. Ich habe lang deiner verhasten Pralerey zugehört. Weillen du dann so senlich nach dem Todt seuffzest, so kome, er soll dir von meiner Handt ertheillet werden.

JULIUS. Eben zu rechter Zeit bistu mir anhero kommen. Weillen du der Besitzer meiner Schönheit bist, so will ich sterben, bevor aber must auch du dein Leben schlüßen.

CECINA. Worzu so viel Wortt gebrauchen? Ein Held redet mit dem Degen, keineswegs mit dem Mundt. Komme dann und zeige deine Tapferkeit. Ziehet vom Leder.

JULIUS. (Dadurch beleidige ich die Tulia. Ô ihr Götter, was soll ich thun?) Gehe, gehe, Cecina, seye ein Besitzer einer so göttlichen Schönheit, ich gehe keinen Streit ein.

CECINA. Verzagter, ich verstehe dich, du hast in Cecina einen Verächtlichen geglaubet, aber seye versichert, daß meine Faust nur zu Siegen gewohnet sey.

JULIUS. Gehe, gehe, Tulia wurde beleidiget.

CECINA. Was Tulia, diese verlanget deine Bosheit zu bestraffen, komme und wiedersetze dich, so du so viel Künheit hegest.

JULIUS. Ich will nicht streiten, Cecina, gehe und verlasße mich.

CECINA. Man betrachte nur einen Grossprecher! Pfui der Schande, daß du den Nahmen eines Römischen Bürger fürest.

JULIUS. Holla, dieses ist zu vil! Cecina, du hast meine Ehre verletzet. Solang du von der Lieb gesagt, hab ich geschwiegen, nun aber kan ich solche nicht anderst als mit den Waffen behaubten, verfechte dich, so gutt als kanst, dein Leben ist mir sonst lieb. Sie streiten.

LUCIUS SCIPIO. (Ich hab lang genuch zugehört.) Man enthalte sich fehrner zu streitten! Cecina, befriedige dich, oder es soll dir müslingen. Freundt Julius, worzu dienet, mit einem Zunfftmeister sich zu ernidrigen? Gehe, gehe, Cecina, und lehrne bevor, wie man lebe.

CECINA. Wie? was redestu? Ich solte lehrnen zu leben? Ô diesen Spott wird meine Ehrliebende Brust nimermehr ertragen, ich weiche Eurer Macht, allein wir kommen schon noch zusammen. Ab.

JULIUS. Man kennet ia deine Thaten, welche du verrichtet, keiner ist, der sich vor dir scheuet; Lucius kome, wir wollen ihm[109] nacheillen und ein ieder soll sich allein mit ihm kämpfen. Ab.

LUCIUS SCIPIO. Ich folge dir und schwöre seinen Todt. Ab.

BROMIA. Und wann werdest dann du mich entlasßen? Glaubst villeicht aus mir einen Braten zu machen? Ô mein Kerl, du bist nicht mehr der meine, ich habe schon einen andren.

HANSS WURSCHT. So, so? Ich verstehe dich, du wechslest auch gern als wie die Kauffmansdiener, diesen Feuertag da, den andren dorth; absonderlich wans Gelder einzucassiren haben, da mus bevor das Mensch expedirt sein, alsdann mit einen frischen Muth zum Herrn Creditor.

SCAPIN. Und wer hat dir Bernheuter erlaubt, mein Mensch auffzuhalten?

HANSS WURSCHT. Halt daß Maul oder ich schlag dich mit mein Ruder zun Kopf, daß du in Saecula Saeculorum nimer lebendig wirst. Das Mensch ist ehe mein geweßen als dein.


NB. Die Scene wird extemporirt, daß sich Beede zancken und rauffen umb die Bromia; weillen aber Bromia den Scapin liebet, so sagt sie, daß man den Hanß Wurscht ins Waßer werffen soll. Nach langer Foperey nehmen sie den Hanß Wurscht und werffen ihm in das Waßer, alwo er ein artiges Geschreu und Schwimen machet, und die Beiden spotten und lachen seiner, gehen endlich ab, sagende, anjetzo

kanstu dich mit einen Stockfisch verheurathen.


Quelle:
Wiener Haupt- und Staatsaktionen. 2 Bände, Band 1, Wien 1908 und 1910, S. 108-110.
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