Scena 8.

[104] Das Theatrum praesentirt von hinten den Tiber Flus, auf der Seiten hervor ein schönen Kunstgartten mit schattigen Baumen.

Julius Antonius, Lucius Scipio und Hanß Wurscht auf den Gundeln.


HANSS WURSCHT in artigen Potzknechtauffzug. Lustig, ihr Herren, Euere Menscher könen nicht gar weith mehr seyn. Ô wie werdet ihr die Heuschrecken auf ihrer Wißen abfangen!

JULIUS. Du bist iederzeit fröliches Muthes, wo du doch mit mir soltest traurig sein.

HANSS WURSCHT. Ich hoffire in die Traurigkeit; wann ich zu fresßen und sauffen hab, kan meinethalben die gantze Welt traurig sein.

LUCIUS SCIPIO. Weistu aber nicht das Sprichwortt: mit Lustigen lustig, mit Traurigen traurig.

HANSS WURSCHT. Ich weis es wohl, es heist sonst mit Wölffen hönnen, mit Beeren brumen, und mit Eseln ô i ô schreyen.

JULIUS. Du bist sehr ausgelasßen, habe acht, daß es dich nicht gereue.

HANSS WURSCHT. Ey, Herr Julius, wann man auf die Cortesie gehet, mus man nicht als wie ein alter Karngaul Schweiff, Kopf und Ohren hangen lassen.

JULIUS. Lencke an daß Uffer, wir wollen aussteigen.

HANSS WURSCHT. Es sind aber die Menscher noch nicht hier.

JULIUS. Thue, was ich dir befehle!

HANSS WURSCHT hat seine Foperey mit anlencken, und kan extemporirt werden nach Belieben, bis sie ausgestigen.

LUCIUS SCIPIO. Allhier müsßen sie erscheinen, wie ich von Bromia bin berichtet worden.

HANSS WURSCHT. Von der Bromia? kombt sie auch hieher?

LUCIUS SCIPIO. Daß weis ich nicht. Warumb fragstu?

HANSS WURSCHT. Weil sie jene Schießscheiben, auf welcher ich mein merestes Pulver schon verschosßen.

JULIUS. Du bist ein Narr; mein, sage mir, weistu wohl, was die Liebe ist?

HANSS WURSCHT. Ist dieses fragenswerth! mein, sagt mir auch, wer hat mehr Kinder als wir Bauren?

JULIUS. Daraus folget dannoch nicht, daß sie gefunden, was die Liebe sey.[105]

HANSS WURSCHT. Ey, wann sie es nicht gefunden, so haben sie es schon zu suchen gewust.

JULIUS. Ich mus deiner auch in meiner grösten Betrübnus lachen. Sihe, daß du nicht weist, was die Liebe.

HANSS WURSCHT. Die Liebe ist halt die Liebe, das heist so viel, wann einer ein schönes Mensch hat, so führt ers spaziren und erzehlet ihr die histori von Plinius, daß in 3 viertl Jahren ein lebendiger Horatius Dociret.

JULIUS. Du bist ein gar grober Liebhaber.

HANSS WURSCHT. Ie gröber, ie lieber; die Bauernmenscher haben die Kerl nicht gehrn, die von Philocranarbeith, ein starcker Dragoner mit Stiffl und Sporn, der kan ihnen daß abc recht auffsagen.

LUCIUS SCIPIO. Schweiget, ich sehe beede Floren anhero komen; lasßet unß verbergen und ihre Reden in geheimb anhören.

HANSS WURSCHT. Potz 1000, mein Mensch ist auch darbey, das ist braff, iezt will ich mich auch mit Euch verstecken. Berbergen sich alle 3.


Quelle:
Wiener Haupt- und Staatsaktionen. 2 Bände, Band 1, Wien 1908 und 1910, S. 104-106.
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