Vierter Auftritt.

[201] Herr von Wohlau und der Capitain.


WOHLAU. Bruder, ich möchte wohl allein mit dem Mägdchen reden.

DER CAPITAIN. Und ich möchte das wohl zuhören, denn ich glaube das wird erbaulich und lehrreich seyn, da könnte unser einer verschiedenes bey lernen.[201]

WOHLAU. Wenn ich bitten darf Bruder, ich brauche keinen Sekundanten, ich will das mit dem Mägdchen allein ausmachen.

DER CAPITAIN. Damit ich dich nicht auslache? Nein, ich will hier bleiben, nach der alten Kriegsregel einen versuchten Kerl muß man neben eine Memme stellen, so thun beyde ihre Devoir.

WOHLAU. Ich will Sie allein sprechen Bruder, Sie ist meine Tochter.

DER CAPITAIN. Arme – furchtsame Seele! gut, rede mit ihr, bis du heisch wirst, ich will des Todes seyn, wenn Sie einen Pfifferling auf dein Geschwätze giebt. Laß den Jungen auf der Post kommen, bitte Ihn um Gotteswillen, daß er das arme verliebte Ding tröstet – aber – laß mich ihm das Weiße im Auge nicht sehen, daß man ihm das zu wissen thut; die Ehre deiner Familie gehört dir nicht allein zu, es steht nicht in deiner Macht allein die Wohlau's lächerlich zu machen, hier habe ich auch ein Wort mit zu reden – und ich will es reden, daß dir und dem Landstreicher die Ohren davon gällen sollen.


Quelle:
Peter Helfrich Sturz: Schriften. Band 1, Leipzig 1779–1782, S. 201-202.
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