Zweyter Auftritt.

[219] Herr von Wohlau, der die letzten Worte gehört hat und Julie.


WOHLAU. So bist du ein gutes liebes Mägdchen. Ja, ja Kind, laß Ihn rufen, du sollst Ihn haben, du mußt Ihn haben, und du wirst es mir danken. Bist du noch böse auf mich, Julie, bist du noch böse? der tolle Capitain hat mir den Kopf so warm gemacht, sey nicht böse, Kind. O was du mir für eine Freude machen[219] wirst? Dein Hochzeittag, das wird mein anderer Hochzeittag seyn. Nimmt sie bey der Hand. Willst du denn nicht ein wenig heiter werden, Kind? lächle wenigstens, ich habe dich so lange nicht Lächlen sehen, und diese Grübchen habe ich so lange nicht gesehen.

JULIE küßt ihm die Hand. Gütigster Vater! – o wenn ich Sie vergnügt machen könnte! mein Leiden sollte mir nichts seyn – ich habe viel ausgestanden – ich lasse Woldemar rufen, und an dieser Unterredung hängt mein Schicksal, da Sie mich lieben, mein bester Vater, so erlaube ich nur Hoffnungen.

WOHLAU. Ich dich noch lieben? Mägdchen, du liegst mir am Herzen, wann habe ich ausgesehen, als wenn ich dich nicht liebte? Diese Heirath will ich bloß aus Liebe zu dir, ich will dir mein bestes Gut mitgeben, das ich keinen Fürsten abtreten würde. Aber du bist ein wunderliches Mägdchen, der junge Spitzbube hatte mich aus deinem Herzen heraus gejagt, nun ich wieder darinnen bin, so laß ihn kommen, wir wollen sehen. Ich liebe dich bey meiner Treue so gut als Er, und ich habe dich ein gutes Theil länger geliebt als Er? Es klopft Julie, ich will mich davon machen, sey ein gutes vernünftiges Mägdchen, hörst du? –


Quelle:
Peter Helfrich Sturz: Schriften. Band 1, Leipzig 1779–1782, S. 219-220.
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