Achter Auftritt.

[252] Julie und Dalton.


JULIE. Gehn Sie – gehn Sie – o möcht es uns doch gelingen! Seufzet tief. Ha nun Dalton – nun ist mir leicht – als wenn ich mich tief in der Nacht im Walde verirrt hätte, und von ferne ein Licht entdeckte. Wer hätte das denken sollen, daß meine Empfindung Freude seyn würde – da ich meinen Vater verlasse? Siehst du, Dalton, in dieser Liebe muß doch etwas abscheuliches seyn – ach wenn ich nur bleiben könnte – aber die Angst, die Angst, ist wie ein Gespenst hinter mir her – Glaubst du, Dalton, daß es meinem Vater nahe gehen wird?

DALTON. Sein Herz wird ihm brechen, liebstes Kind.

JULIE. Du irrest dich, arme Dalton – seine Augen waren trocken, wie er mich verurtheilte – da war nicht[252] eine Thräne – und der kalte Zorn in seiner Miene. O Dalton, ich habe sein Angesicht mühsam durchsucht, da war keine Spur der alten Zärtlichkeit mehr. Er sah auf mich herab, wie ein Richter, o ich kenne jeden seiner gütigen Züge – Nein, ich habe keine Wahl. – Dalton zwey Kleider für mich, die, worinn ich meine Mutter betrauerte – hörst du? mache alles zurecht – ich habe noch Briefe zu schreiben, einen an meinen Vater, einen an meine Tante und noch einen. Was zauderst du, Dalton – fort – kannst du jetzo noch weinen? Lächelnd. Sieh, ich weine nicht.


Geht ab.


Quelle:
Peter Helfrich Sturz: Schriften. Band 1, Leipzig 1779–1782, S. 252-253.
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