Dritter Auftritt.

[254] Der Capitain und Herr von Wohlau.


WOHLAU. Ha Unmensch – du bist Schuld daran – meine einzige Tochter ist fort – schaffe Sie mir wieder, du bist Schuld daran, mit deiner vermaledeyeten unmenschlichen Härte – schaffe Sie mir wieder –

DER CAPITAIN. Du bist bey meiner armen Seele reine toll, willst du mir deine schlechten Anstalten Schuld geben? habe ich nicht den Arestanten ins Gefängniß geliefert? soll ich auch den Posten an der Thüre versehen? Warum[254] hast du die Execution aufgeschoben? warum hielte man nicht auf der Stelle Standrecht, und führte Sie gleich mit Wache vor den Altar? – so würde Sie nun nicht der Familie zur Schande in der Welt herumlaufen. Das sind die Folgen der Gelindigkeit, wie ich alles das vorher gesagt habe. Solche Mädchens müssen wie die Hünerhunde parforce dressiret werden, sonst stehen sie nur wenn sie aufgeräumt sind, und sobald man ihnen laut zuspricht, so laufen sie zum Teufel.

WOHLAU. Gott verzeih es dir, du Tyrann, o wie verfolgt mich das Unglück, seit dem ich dich unter meinem Dach beherberge. O hättest du nie einen Fuß in dieses Haus gesetzt!

DER CAPITAIN. In dieses Tollhaus? wo die Tochter und der Vater an der Hirnwuth laboriren?

WOHLAU. Ha – Capitain so unverschämt bist du, in meinem Unglück, das dein Werk ist, spottest du noch meiner? Du bist mein Bruder nicht mehr, du verdienst es nicht zu seyn – in einer Stunde will ich das Ungeheuer in meinem Hause nicht mehr sehen.

DER CAPITAIN. Was Teufel – so hitzig – Narre, so böß war es nicht gemeint.[255]

WOHLAU. Du sollst fort aus meinem Hause – Ich schwöre dir es zu, oder die Obrigkeit soll mich von dem Wütrich befreyen. Ich habe dich mitleidig aufgenommen, da dein Vermögen und deine Ehre hindurch war, da man dich vom Regiment gejagt hatte, das ist der Dank – Ich werfe dich wieder zurück, wo ich dich nahm. Wenn du zum Abscheu aller Menschen als ein Bettler herumgehst, so widerfährt dir, was du meinem Kinde gedrohet hast – Fort aus meinen Augen du Bösewicht.

DER CAPITAIN. Gut – ich gehe – aber zittere –

WOHLAU. Nur hin! nur hin – in die Hölle – er ist der Zerstöhrer meines Hauses – alles Unglück kömmt von ihm.


Quelle:
Peter Helfrich Sturz: Schriften. Band 1, Leipzig 1779–1782, S. 254-256.
Lizenz:
Kategorien: