[67] Straubing.
Ufer der Donau und die Brücke. Früher Morgen.
Menge Volks auf der Brücke und an den Ufern; Gewirre, Erwartung, Gemurre. Von der Stadt her kommt ein langsamer Zug von Waffenknechten. Agnes gebunden unter ihnen. Der Vicedom, der Oberrichter und einige Räte zu Pferde. Es wird Platz gemacht. Das Getöse wird lauter: auf einmal stille.
AGNES. Wohin? wohin? – Gute Bayern? Eures Herzogs Albrechts Frau? Jammert.
Das Volk wird sehr laut.
VICEDOM. Verhaltet ihr den Mund! Zum Volke. Glaubt's nicht; eine Hexe ist's, die man verbrennen sollte; eine Närrin.
Man schleppt sie auf die Brücke; alles drängt sich: man sieht Kähne auf der Donau.
AGNES fällt auf die Knie, schreit. Albrecht – Gott! – Barmherzigkeit! Windet sich unter den Henkern.
VICEDOM. Stürzt sie hinab!
AGNES. Mein Gott! Stürzt.
Das Volk schreit: sie ist hangen geblieben. Gnade! Gnade! Man hört Agnes aus dem Strome rufen: Helft! helft! das Volk schreit wieder wild durch einander: Helft ihr! helft ihr! fahrt ihr nach! stürzet den Vicedom hinein!
VICEDOM. Henker! nimm die Geländerstange da und tauche sie unter.
Der Henker thut's; das Volk stürmt die Brücke; ein Reiter kommt, und ruft: Herzog Ernst kömmt in einer halben Stunde, sollt warten. Das Volk ruft: zu spät! stürmt wieder: der Vicedom flieht auf der andern Seite mit den Knechten und Räten: das Volk teils ihm, teils Agnesen nach, längs dem Ufer.