26.

[292] Seine Frucht ist meiner Kehle süß. Hoheslied 2, 3


So süße Liebe, pfropf dein Kreuz ins Herze ein,

Ja, laß es drin gewurzelt sein!

Ich wähl' den Baum vor andern Bäumen,

Aus ihm viel Gottesgnaden keimen.


Die Nägel, Dornen, Schmerz' und Leiden, die ich find',

Des Lebensbaumes Früchte sind;

Doch schmecken sie nur deinen Lieben,

Die ihre Seel' dir ganz verschrieben.


Du, Gottesliebe, machst, daß ihnen schmeckt ihr Leid

Als eine Frucht der Niedrigkeit;[292]

Die deine Stimme recht anhören,

Die eitle Weichlichkeit verstören.


Man wird großmütig und verschmäht das böse Mein',

Man liebt Gott ohne Falsch allein;

Da ist er unser Herzenskönig,

Man fürchtet alle Feinde wenig.

Quelle:
Gerhard Tersteegen: Geistliches Blumengärtlein. Stuttgart 1956, S. 292-293.
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Geistliches Blumen-Gärtlein Inniger Seelen; Oder kurtze Schluß-Reimen, Betrachtungen und Lieder uber allerhand Warheiten des Inwendigen Christenthums ...: [Reprint of the Original from 1735]