Beschluß

[308] Hört, was der Nutzen soll von diesem allem sein:

Daß man ohn' Vorbehalt soll Gottes sein und lieben!

Ein doppelter Gewinn uns davon kommet ein,

Der uns bis dahin noch war unbekannt geblieben.


Dann, wenn wir lieben Gott, der unser Punkt der Ruh,

Dann werden wir in ihm die höchste Ruhe finden;

Weil auch die reine Lieb' sonst keine Lieb' läßt zu,

So muß, was an der Lieb' gebrechlich ist, verschwinden.


Im höchsten Wesen sich das Herz zur Ruhe legt,

Im schönsten Vorwurf, der die Liebe an sich ziehet,

Der in sich selbst zwar bleibt und nimmer sich bewegt,

Mit Weisheit doch regiert, was man geschaffen siehet.


Sein zarter Liebeszug zieht stets das Herze an;

Der Zug ist unsichtbar und doch so kräftig neiget,

Daß, ob ihn zwar der Sinn so grob nicht fühlen kann,

Er sich doch mächtiger als selbst der Tod erzeiget.


Wir unterwerfen uns denn seiner Herrschaft gar

Trotz aller Sinne Wut; den Grund sie nicht verletzen.

Im Anfang leidet man wie eine Marter zwar,

Die Liebe tausendfach es endlich wird ersetzen!

Quelle:
Gerhard Tersteegen: Geistliches Blumengärtlein. Stuttgart 1956, S. 308.
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