Fünfte Szene

[258] Suschen rasch von links. Die Vorigen. Alle sind aufgestanden.


SUSCHEN. Papa! Papa!

BÜRGERMEISTER küßt sie. Grüß' dich Gott, Suschen. So, mein Kind. Wo hast du Adolf gelassen?

SUSCHEN. Er muß arbeiten und kommt später.

BÜRGERMEISTER. Schön. Da wollen wir einen vergnügten Abend verleben. Wendet sich wieder zu Schweigel und Stelzer. Wie gesagt, meine Herren, nur meine Pflicht.

SCHWEIGEL. Na, na, Herr Bürgermoasta! Dös war schon mehr. Und wenn's aa nix g'holfen hat, dös vergessen mir Eahna net.

STELZER. Wir können mit Stolz darauf zurückblicken.


Der Bürgermeister geht mit Schweigel und Stelzer etwas nach rückwärts gegen die Gartentüre zu. Er unterhält sich lebhaft mit ihnen, und man sieht immer wieder, daß Schweigel dem Bürgermeister kräftig die Hand schüttelt. Die Frau Bürgermeister, der Major, Suschen kommen mehr nach vorne.


SUSCHEN. Mama, was wollen die Herren?

FRAU BÜRGERMEISTER. Ach Kind, dein Papa!

SUSCHEN ängstlich. Was ist denn?

FRAU BÜRGERMEISTER. Er hat wirklich einen schrecklichen Auftritt gehabt.

SUSCHEN. Beim Minister?

MAJOR. Ja, furchtbar! Suschen blickt bestürzt auf die Mutter. Aus dem Hintergrunde hört man Schweigel sehr laut sagen: Ein Manneswort! Ein deutsches Manneswort!

SUSCHEN. Wenn ihm nur nichts geschieht, Mama!

FRAU BÜRGERMEISTER. Hoffen wir das Beste. Sei nicht zu ängstlich, Suschen! Wir dürfen den Kopf nicht verlieren. Komm, hilf mir abdecken! Sie gehen zum Tische und räumen das Kaffeegeschirr ab.

FRAU BÜRGERMEISTER. Das wird noch alles recht werden. Er ist ja sonst gut angechrieben.

SUSCHEN. Glaubst du wirklich?

FRAU BÜRGERMEISTER. Gewiß. Und laß nur auch den Adolf nichts merken! Da kommen noch ein paar Herren! Rasch, Suschen! Frau Bürgermeister und Suschen mit dem Kaffeegeschirr[258] links ab. Der Major folgt ihnen. Vom Garten herein treten Redakteur Heitzinger, Schlosser Gruber und Schreiner Kiermayer.


Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 2, München 1968, S. 258-259.
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