Trübe Ahnung

[588] Ein frischer Luftzug weht im Reiche,

Wie Herr von Bülow oft betont.

Es grünt die alte, deutsche Eiche,

Und wer noch hoffte, wird belohnt.


So öffnet fröhlich alle Fenster

Und laßt den neuen Frühling ein!

Verjagt die Zweifel und Gespenster

Und freut euch an dem Sonnenschein!


Nein! Bernhard kann uns so nicht täuschen;

Noch vorwärts geht der Dinge Lauf.

Wir wachen aus den Freiheitsräuschen

Nicht wieder mit dem Kater auf.


Und dennoch schwant mir's im Gemüte:

Gar bald weht diese Frühlingsluft

Um manche abgestorb'ne Blüte

Und auch um eine Kanzlergruft.

Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 6, München 1968, S. 588-589.
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