Zuversicht

[198] Wohlauf! es ruft der Sonnenschein

Hinaus in Gottes freie Welt!

Geht munter in das Land hinein

Und wandelt über Berg und Feld!


Es bleibt der Strom nicht ruhig stehn,

Gar lustig rauscht er fort;

Hörst du des Windes muntres Wehn?

Er braust von Ort zu Ort.


Es reist der Mond wohl hin und her,

Die Sonne ab und auf,

Guckt über'n Berg und geht in's Meer,

Nie matt in ihrem Lauf.
[199]

Und, Mensch, du sitzest stets daheim,

Und sehnst dich nach der Fern:

Sei frisch und wandle durch den Hain,

Und sich die Fremde gern.


Wer weiß, wo dir dein Glücke blüht,

So geh und such es nur,

Der Abend kommt, der Morgen flieht,

Betrete bald die Spur.


Laß Sorgen sein und Bangigkeit,

Ist doch der Himmel blau,

Es wechselt Freude stets mit Leid,

Dem Glücke nur vertrau.


So weit dich schließt der Himmel ein

Geräth der Liebe Frucht,

Und jedes Herz wird glücklich sein,

Und finden was es sucht.

Quelle:
Ludwig Tieck: Gedichte. Teil 2, Heidelberg 1967, S. 198-200.
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