[53] Tisbea. Catalinon, Don Juan in den Armen tragend.
CATALINON.
Ei potztausend, welch Gewässer!
Und wie salzig schmeckt das Meer!
Ja, wer gern geborgen wär',
Hier im Trocknen schwimmt sich's besser;
Draußen, wo die Todeswellen
Stürmen, ist's ein Narrenspiel. –
Dort, wo Wassers quillt so viel,
Ließ' Gott so viel Weins doch quellen!
Herr! – – Er liegt in Eises Starrheit.
Herr! – – Ist er gar mausetodt?
Ach! das ist des Meeres Noth;
Das ist meine eigne Narrheit.
Fluch auf ihn, der gottvergessen
Fichten sät' in Meereswellen,
Und mit schwachem Kiel die schnellen
Bahnen hat zuerst durchmessen!
Jason sei verflucht fortan!
Typhis sei verflucht desgleichen! –
Muß mein Herr so früh erbleichen! –
Was beginn' ich armer Mann?
Weh! wer konnte das vermuthen!
TISBEA.
Mann, der du mit Jammerstimme
Klagst, was hast du?
CATALINON.
Vieles Schlimme,
Mangel auch an vielem Guten[53]
Mich zu retten aus dem Meer,
Litt mein Herr den Tod; sieh her!
TISBEA.
Nein, er athmet noch. Fort! fort!
Heiß hieher die Fischer eilen,
Die in jener Hütte weilen.
CATALINON.
Kommen sie denn auf mein Wort?
TISBEA.
Du wirst sehn, sie kommen gern.
Catalinon will gehen.
Doch wer ist er? sprich, erwiedre!
CATALINON.
Dieser Jüngling ist der biedre
Sohn des Oberkammerherrn
Unsers Königs; und wir waren
Nach Sevilla just gefahren,
Wo des Königs Hoheit wohnt;
Und bald werd' ich Graf mich nennen,
Wenn er mir nach Würden lohnt.
Will gehen.
TISBEA.
Seinen Namen möcht' ich kennen;
Sprich.
CATALINON.
Don Juan Tenorio heißt er.
TISBEA.
Rufe meine Leute!
CATALINON.
Gleich!
Ab.[54]
Buchempfehlung
Am Hofe des kaiserlichen Brüder Caracalla und Geta dient der angesehene Jurist Papinian als Reichshofmeister. Im Streit um die Macht tötet ein Bruder den anderen und verlangt von Papinian die Rechtfertigung seines Mordes, doch dieser beugt weder das Recht noch sich selbst und stirbt schließlich den Märtyrertod.
110 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro