Neunzehnter Auftritt.

[65] Seeufer bei Tarragona.

Don Juan Tenorio. Catalinon.


DON JUAN.

Halt mir bereit die beiden Stuten, die

Tisbea mir geschenkt; sie sind erwünscht!

CATALINON.

O Herr, ich heiße zwar Catalinon;

Doch spräch' ich nie als Gatte Allen Hohn,

Wenn auch mein Name reimt auf Allen Hohn.

Von mir kann Keiner sagen: »Seht, das ist

Catalinon; ihr wißt schon!« ... Nein; mein Name

Paßt nicht zu mir.

DON JUAN.

Dieweil die Fischer hier

In Freude sich ergehn und Festlichkeit,

Hältst du die beiden Stuten mir bereit;

Denn ihrem flügelschnellen Huf allein

Vertrau' ich unsres Trugs Erfolg.

CATALINON.

Du willst

Tisbea's Blüthe knicken?

DON JUAN.

Pah! wenn Hohn

Mit Mädchen treiben mir Gewohnheit ist,

Was fragst du, da du meine Art doch kennst?

CATALINON.

Der Frau'n Zuchtruthe bist du, weiß ich längst.

DON JUAN.

Tisbea füllt mein Herz; ein prächtig Weib![65]

CATALINON.

Du zahlst ihr schön den gastlichen Empfang.

DON JUAN.

Du Taugenichts! that nicht Aeneas einst

Dasselbe mit der Fürstin von Karthago?

CATALINON.

So bösliche Verstellung, solche Täuschung

Der Frau'n bezahlst du auf dem Sterbebett.

DON JUAN.

Du giebst mir lange Frist! Mit Recht, du Schwätzer,

Heißt du Catalinon, als Papagei.

CATALINON.

Folg deiner Lust; doch ich will vom Verführen

Der Weiber plaudern nur, als Papagei.

Da kommt die Unglücksel'ge schon.

DON JUAN.

Geh nur,

Und sattle mir die Stuten.

CATALINON.

Armes Weib!

Wie theuer zahlt man die Bewirthung dir!


Ab.


Quelle:
Molina, Tirso de: Don Juan, der Verführer von Sevilla oder der steinerne Gast. In: Spanisches Theater, fünfter Band, Leipzig [o. J], S. 65-66.
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