Siebenundzwanzigster Auftritt.

[100] Die Vorigen. Catalinon im Reiseanzug.


CATALINON.

Ihr Herrn, die Hochzeit wird noch Gäste kriegen.

GASENO.

Die ganze Welt soll unsre Freude theilen.

Wer kommt denn noch?

CATALINON.

Don Juan Tenorio.

GASENO.

Ist's

Der Alte?

CATALINON.

Nein; Don Juan.

BELISENA.

Dann ist's der Sohn,

Der schöne Mann.

PATRICIO für sich.

Welch üble Vorbedeutung!

Denn schön und Edelmann nimmt uns die Freude,

Und giebt uns Eifersucht dafür.


Laut.


Wie denn?

Wer hat von meiner Hochzeit ihm gesagt?

CATALINON.

Er kommt vorbei des Weges nach Lebrija.[100]

PATRICIO für sich.

Ich mein', ihn hat der Teufel hergesandt.

Doch was verdrießt's mich?


Laut.


Mag die ganze Welt

Zu meiner süßen Hochzeitsfeier kommen!


Für sich.


Und doch, ein Edelmann auf meiner Hochzeit,

Das deutet Böses mir.

GASENO.

Mag der Koloß

Von Rhodos, mag der Papst, mag auch der Priester

Johannes, der in Indien herrscht, mag auch

Mit seinem Hof Alfons der Eilfte kommen,

Sie finden bei Gaseno Lust und Kraft,

Sie zu empfangen. Denn in meinem Haus

Sind Berge Käses, Riesenströme Weins,

Und babylonsche Thürme stehn von Schinken;

Und unter des Geflügels feigem Heer,

Das man benagen mag, sind Hühner da

Und Täubchen. Mag denn ein so hoher Herr

Nach Dos-Hermanas kommen, auf daß er

Mein graues Haar an diesem Tag noch ehre.

BELISENA.

Es ist der Sohn des Oberkammerherrn.

PATRICIO für sich.

Dieß all ist mir gar schlimme Vorbedeutung.

– Man wird ihn neben meine Gattin setzen.

Noch hab' ich selber nichts vom Baum der Liebe

Gepflückt, und schon verdammt der Himmel mich

Zur Eifersucht. O Liebe! – – Dulden, Schweigen![101]


Quelle:
Molina, Tirso de: Don Juan, der Verführer von Sevilla oder der steinerne Gast. In: Spanisches Theater, fünfter Band, Leipzig [o. J], S. 100-102.
Lizenz:

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Hannibal

Hannibal

Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon