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[11] Abends schweben blutige Linnen,

Wolken über stummen Wäldern,

Die gehüllt in schwarze Linnen.

Spatzen lärmen auf den Feldern.


Und sie liegt ganz weiß im Dunkel.

Unterm Dach verhaucht ein Girren.

Wie ein Aas in Busch und Dunkel

Fliegen ihren Mund umschwirren.


Traumhaft klingt im braunen Weiler

Nach ein Klang von Tanz und Geigen,

Schwebt ihr Antlitz durch den Weiler,

Weht ihr Haar in kahlen Zweigen.

Quelle:
Georg Trakl: Das dichterische Werk. München 1972, S. 11.
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