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[39] Blick in Opal: ein Dorf umkränzt von dürrem Wein,

Der Stille grauer Wolken, gelber Felsenhügel

Und abendlicher Quellen Kühle: Zwillingsspiegel

Umrahmt von Schatten und von schleimigem Gestein.


Des Herbstes Weg und Kreuze gehn in Abend ein,

Singende Pilger und die blutbefleckten Linnen.

Des Einsamen Gestalt kehrt also sich nach innen

Und geht, ein bleicher Engel, durch den leeren Hain.


Aus Schwarzem bläst der Föhn. Mit Satyrn im Verein

Sind schlanke Weiblein; Mönche der Wollust bleiche Priester,

Ihr Wahnsinn schmückt mit Lilien sich schön und düster

Und hebt die Hände auf zu Gottes goldenem Schrein.

Quelle:
Georg Trakl: Das dichterische Werk. München 1972, S. 39.
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