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[28] Am Bach, der durch das gelbe Brachfeld fließt,

Zieht noch das dürre Rohr vom vorigen Jahr.

Durchs Graue gleiten Klänge wunderbar,

Vorüberweht ein Hauch von warmem Mist.
[28]

An Weiden baumeln Kätzchen sacht im Wind,

Sein traurig Lied singt träumend ein Soldat.

Ein Wiesenstreifen saust verweht und matt,

Ein Kind steht in Konturen weich und lind.


Die Birken dort, der schwarze Dornenstrauch,

Auch fliehn im Rauch Gestalten aufgelöst.

Hell Grünes blüht und anderes verwest

Und Kröten schliefen durch den jungen Lauch.

Quelle:
Georg Trakl: Das dichterische Werk. München 1972, S. 28-29.
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