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[29] Dich lieb ich treu du derbe Wäscherin.

Noch trägt die Flut des Himmels goldene Last.

Ein Fischlein blitzt vorüber und verblaßt;

Ein wächsern Antlitz fließt durch Erlen hin.


In Gärten sinken Glocken lang und leis

Ein kleiner Vogel trällert wie verrückt.

Das sanfte Korn schwillt leise und verzückt

Und Bienen sammeln noch mit ernstem Fleiß.


Komm Liebe nun zum müden Arbeitsmann!

In seine Hütte fällt ein lauer Strahl.

Der Wald strömt durch den Abend herb und fahl

Und Knospen knistern heiter dann und wann.

Quelle:
Georg Trakl: Das dichterische Werk. München 1972, S. 29.
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