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[29] Wie scheint doch alles Werdende so krank!

Ein Fieberhauch um einen Weiler kreist;

Doch aus Gezweigen winkt ein sanfter Geist

Und öffnet das Gemüte weit und bang.


Ein blühender Erguß verrinnt sehr sacht

Und Ungebornes pflegt der eignen Ruh.

Die Liebenden blühn ihren Sternen zu

Und süßer fließt ihr Odem durch die Nacht.


So schmerzlich gut und wahrhaft ist, was lebt;

Und leise rührt dich an ein alter Stein:

Wahrlich! Ich werde immer bei euch sein.

O Mund! der durch die Silberweide bebt.[29]

Quelle:
Georg Trakl: Das dichterische Werk. München 1972, S. 29-30.
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