Winterdämmerung

[14] An Max von Esterle


Schwarze Himmel von Metall.

Kreuz in roten Stürmen wehen

Abends hungertolle Krähen

Über Parken gram und fahl.


Im Gewölk erfriert ein Strahl;

Und vor Satans Flüchen drehen

Jene sich im Kreis und gehen

Nieder siebenfach an Zahl.


In Verfaultem süß und schal

Lautlos ihre Schnäbel mähen.

Häuser dräu'n aus stummen Nähen;

Helle im Theatersaal.


Kirchen, Brücken und Spital

Grauenvoll im Zwielicht stehen.

Blutbefleckte Linnen blähen

Segel sich auf dem Kanal.


Quelle:
Georg Trakl: Das dichterische Werk. München 1972, S. 14.
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