Lorbeeren der herrschenden Klasse

[466] Für Max Hölz


Du sitzt für uns alle.

Unerschütterlich.

Wir gedenken deiner. Wir grüßen dich.

Als es aus war, hast du deinen Kopf hingehalten.

Gegen die Presse, die Bürger, die Polizei – gegen alle Gewalten.


Als es aus war, hast du vor Gericht gestanden.

Als ein Mann!

Alle Paragraphen wurden zuschanden.

Der Richter funkelte – weiß vor ohnmächtiger Wut.

Du sahst ihn nur an wie der Hauptmann den dummen Rekrut.


Der Richter kreischte und schimpfte unflätig – gemein.

Da standest du auf! Und spieest der Justiz mitten in ihr Gesicht hinein!

»Wer seid ihr?« Und: »Ich erkenne dies Gericht nicht an!«

Und: »Was könnt ihr mir schon –?«

Die zappelnden Talare übertönte dein Ruf:

»Es lebe die Weltrevolution –!«


Jetzt sitzt du im Zuchthaus.

In der Hand von Gefängniswärtern und Direktoren.

Du wirst schikaniert, geschlagen, gequält . . .

Du hast den Mut nicht verloren.

Tausende sitzen wie du. Tapfer, ohne zu klagen, stumm.

Opfer der Richter. Wer kümmert sich drum –?


Wer –?

Wenn wo Proletarier zusammenstehn,

wenn sie deinen Namen hören, dein Bildnis sehn –

dann wird es ganz still. Die Köpfe neigen sich.

Du sitzt für sie alle.

Sie geloben Rache. Schweigen . . .

Und grüßen dich.


  • · Theobald Tiger
    Der Knüppel, 01.07.1926, Nr. 7.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 4, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 466.
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