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[99] Ja . . . da wär nun also wieder einer . . .
das ist komisch!
Vor fünf Jahren, da war meiner;
dann war eine ganze Weile keiner . . .
Und jetzt geht ein Mann in meiner Wohnung um,
findet manches, was ich sage, dumm;
lobt und tadelt, spricht vom Daseinszwecke
und macht auf das Tischtuch Kaffeeflecke –
Ist das alles nötig –?
Ja . . . er sorgt. Und liebt. Und ists ein trüber
Morgen, reich ich meine Hand hinüber . . .
Das ist komisch:
Männer . . . so in allen ihren Posen . . .
Und frühmorgens, in den Unterhosen . . .[99]
Plötzlich wohnt da einer auch in meiner Seele.
Quält mich; liebt mich; will, daß ich ihn quäle;
dreht mein Leben anders, lastet, läßt mich fliegen –
siegt, und weil ich klug bin, laß ich mich besiegen . . .
Habe ich das nötig –?
Ich war ausgeglichen. Bleiben wir allein,
. . . komisch . . .
sind wir stolz. So sollt es immer sein!
Flackerts aber, knistern kleine Flammen,
fällt das alles jäh in sich zusammen.
Er braucht uns. Und wir, wir brauchen ihn.
Liebe ist: Erfüllung, Last und Medizin.
Denn ein Mann ist Mann und Gott und Kind,
weil wir so sehr Hälfte sind.
Aber das ist schließlich überall:
der erste Mann ist stets ein Unglücksfall.
Die wahre Erkenntnis liegt unbestritten
etwa zwischen dem zweiten und dem dritten.
Dann weißt du. Vom Wissen wird man nicht satt,
aber notdürftig zufrieden, mit dem, was man hat,
Amen.