Frühling

[115] Die junge, rothaarige Schöne

Sprach, liebentflammt für die reine

Hellblonde, unschuldige Kleine

Die zärtlich flüsternden Töne:


Dass die Blüte die Pflanze kröne,

Lass in deiner Kindheit Haine

Mich tasten im Moos, dass die schöne

Holdleuchtende Rose erscheine.


Lass im Gras, das schimmernd mich grüsste,

Die Tropfen des Taus mich trinken,

Die zart im Blumenkelch blinken.


Dass die Lust der Liebe, o Süss'ste

Auf der reinen Stirn dir erglühe,

Wie im schüchternen Äther die Frühe.

Quelle:
Verlaine, Paul: Ausgewählte Gedichte. Leipzig 1983, S. 115-116.
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