Brüssel

I

[65] Mattrosig und grün vermischen

Die Hügel sich und die Rampen,

Im blassen Dämmern der Lampen,

Die alle Dinge verwischen.


In des Himmels goldenes Träumen

Scheint mählich Purpur zu dringen,

Auf den wipfellos-kleinen Bäumen

Hört schwach einen Vogel man singen.


So leise fühl' ich den Schauer

Des nahenden Herbstes verfliegen

Und wie meine schlummernde Trauer

Eintönig die Winde wiegen.
[65]

II

Ohne Ende seh'

Weit ich die Allee

In dem blassen Schein.

Wie so heimlich, ach,

Sollt' dies Blätterdach

Unsrer Liebe sein.


Herrn, die, wie es scheint,

Vornehm sind und freund

Den Royers-Collards,

Hin zum Schlosse gehn,

Gern würd' ich mich sehn

In der greisen Schar.


Weissen Schlosses Wand

Trifft mit letztem Brand

Spätes Sonnenlicht.

Felder fort und fort ...

O, was nistet dort

Unsre Liebe nicht!

Quelle:
Verlaine, Paul: Ausgewählte Gedichte. Leipzig 1983, S. 65-66.
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