[330] Die Abfahrt von Standard-Island war auf den 2. Februar festgesetzt. Am Tage vorher kehrten alle Touristen von ihren Ausflügen nach Milliard-City zurück. Die Affaire Pinchinat's hatte ungeheures Aufsehen erregt. Das ganze Juwel des Stillen Oceans überbot sich in Theilnahmebezeugungen für Seine[330] Hoheit, denn das Concert-Quartett hatte sich die Liebe und Achtung aller Bewohner erworben. Der Rath der Notabeln billigte vollkommen das energische Vorgehen Cyrus Bikerstaff's. Die Journale brachten ihm ihre Glückwünsche dar. Pinchinat war der Held des Tages geworden. Man sieht gewiß nur selten einen Bratschisten, der seine Laufbahn hatte im Magen eines Fidschi-Insulaners beschließen sollen!... Jetzt gesteht er's freilich zu, daß die Einwohner von Viti-Levu auf ihr Gelüste nach Menschenfleisch noch nicht vollständig verzichtet haben. Kann man ihnen glauben, so ist dessen Geschmack ein ganz vorzüglicher, und Pinchinat sah ihnen gewiß gar appetitlich aus.
Standard-Island fährt mit dem Morgenrothe ab und schlägt nun die Richtung nach den Neuen Hebriden ein, wobei es um zehn Grad, oder gegen zweihundert Lieues, weiter nach Westen vordringen muß. Das läßt sich aber nicht umgehen, da der Kapitän Sarol und dessen Leute auf den Neuen Hebriden ans Land gesetzt werden sollen. Man hat sich darüber keineswegs zu beklagen. Alle fühlen sich beglückt, den wackern Leuten, die sich bei der Bekämpfung der Raubthiere so hervorgethan haben, diesen Dienst erweisen zu können. Und auch sie selbst scheinen höchst befriedigt, nach langer Abwesenheit auf so bequeme Weise wieder nach ihrer Heimat zu gelangen. Daneben bietet sich hierdurch Gelegenheit zum Besuche einer Inselgruppe, die den Milliardesern noch nicht bekannt war.
Die Fahrt geht mit der vorhergeplanten Langsamkeit vor sich. In dem Meerestheile zwischen den Fidschis und den Neuen Hebriden, und zwar unter 170° fünfundreißig Minuten westlicher Länge und 19° dreizehn Minuten südlicher Breite, soll der für Rechnung der Familien Tankerdon und Coverley von Marseille expedierte Dampfer mit Standard-Island zusammentreffen.
Natürlich beschäftigt sich jetzt alle Welt mehr denn je mit der bevorstehenden Vermählung Walter Tankerdon's und der Miß Dy. Wer hätte auch an andre Dinge denken sollen? Calistus Munbar hat keine Minute mehr für sich. Er brütet Tag und Nacht über die Vorbereitungen zu einem Feste, das in den Annalen der Propeller-Insel nicht seines Gleichen finden soll. Wenn er dabei zum Skelet abmagerte, würde sich kein Mensch darüber wundern.
Standard-Island bewegt sich nur mit einer mittleren Geschwindigkeit von zwanzig bis fünfundzwanzig Kilometern binnen vierundzwanzig Stunden weiter. Immer gleitet es in Sicht von Viti hin, dessen prächtige Ufer mit üppigen, dunkelgrünen Wäldern geschmuckt sind. Drei volle Tage braucht man für die Strecke zwischen der Insel Wanara und der Insel Ronde. Die Durchfahrt, die[331] auf den Karten den Namen der letzteren trägt, bietet dem Juwel des Stillen Oceans einen breiten Wasserweg, in den dieses sanft hineingleitet. Zahlreiche Walfische, durch sein Erscheinen erschreckt und verwirrt, stoßen mit dem Kopf an seinen stählernen Rumpf, der unter diesen Schlägen erzittert. Der Unterbau der künstlichen Insel ist aber fest genug, um auch von einem solchen Anprall keinen Schaden zu leiden.
Am Nachmittag des 6. verschwinden auch die letzten Höhen von Fidschi unter dem Horizonte. Hiermit verläßt der Commodore Simcoë Polynesien und überschreitet die Grenze nach Melanesien.
Während der drei folgenden Tage bewegt sich Standard-Island immer weiter nach Westen und berührt dabei den 19. Grad südlicher Breite. Am 10. Februar befindet es sich genau an der Stelle, wo sich der von Europa erwartete Dampfer bei ihm einstellen soll. Der auf den Wandkarten von Milliard-City bezeichnete Punkt ist allen Bewohnern bekannt. Die Wachen auf dem Observatorium sind in unausgesetzter Thätigkeit. Hunderte von Fernrohren suchen den Horizont ab, und sobald das Schiff gemeldet sein wird... die ganze Bevölkerung schwebt in gespannter Erwartung. Es ist ja das Vorspiel zu dem vom Publicum längst ersehnten Stücke, das mit der Heirat Walter Tankerdon's und Miß Dy Coverley's endigen sollte.
Standard-Island muß nun also ruhig liegen bleiben und hat sich nur gegen die in diesen engen Meerestheilen sehr fühlbaren Strömungen zu halten. Der Commodore Simcoë ertheilt die bezüglichen Befehle und seine Officiere überwachen deren Ausführung.
»Die Lage ist jetzt entschieden hochinteressant!« sagt an diesem Tage Yvernes.
Es war während der zwei Stunden des far niente, die seine Kameraden und er sich nach dem zweiten Frühstück zu gönnen pflegten.
»Ja, antwortet Frascolin, und wir haben gewiß keine Ursache, diese Reise an Bord von Standard-Island zu bedauern... was unser Freund Sebastian Zorn auch dazu sagen mag...
– Mit seinen ewigen Lamentationen in Moll mit zehn B! setzt der unverbesserliche Pinchinat hinzu.
– Freilich... und vor allem, wenn diese Fahrt ihr Ende erreicht, erwidert der Violoncellist, und wenn wir das Honorar für das letzte Vierteljahr in der Tasche haben...[332]
– O, unterbricht ihn Yvernes, drei hat uns die Compagnie seit der Abfahrt schon richtig ausgezahlt, und ich billige es gern, daß Frascolin, unser trefflicher Cassierer, die ganze Summe in der Bank von New-York hinterlegt hat!«
Der »treffliche Cassierer« hat es in der That für gerathen erachtet, jenes Geld durch Vermittlung der Banquiers von Milliard-City in einer der zuverlässigsten Banken der Union zu deponieren. Das geschah nicht aus Mißtrauen, sondern einzig, weil ihm eine Bank auf festem Lande doch mehr Sicherheit zu bieten schien, als ein schwimmender Panzerschrank über einem Meere von gelegentlich fünf- bis sechstausend Meter Tiefe. wie eine solche im Stillen Ocean ziemlich häufig vorkommt.
Im Laufe dieses Gesprächs. bei dem sich die Freunde an dem Wohlgeruch ihrer Cigarren und Pfeifen ergötzten, machte Yvernes auch noch folgende Bemerkung:
»Die Hochzeitsfeierlichkeiten, liebe Freunde, versprechen wahrhaft glänzend zu werden. Unser Oberintendant spart weder Phantasie noch Mühe, das liegt auf der Hand. Es wird einen wahren Dollarregen geben und ich zweifle gar nicht daran, daß die Springbrunnen von Milliard-City dazu nur die feinsten Weine auswerfen werden. Wißt Ihr aber, was bei der ganzen Geschichte doch noch fehlt?
– Vielleicht ein Wasserfall aus flüssigem Golde, der über diamantne Felsen herunterrauschte! ruft Pinchinat.
– Nein, antwortet Yvernes. aber eine Cantate...
– Eine Cantate?... wiederholt Frascolin.
– Ja gewiß, sagt Yvernes. Es wird wohl Musik gemacht werden und wir spielen ja wohl auch die für die Gelegenheit passendsten Stücke aus unserm Repertoire... wenn es aber an einer Cantate fehlt, dem Hochzeitsgesange, dem Epithalamium zu Ehren der Neuvermählten...
– Warum soll das fehlen? sagt Frascolin. Wenn Du Dich der Mühe unterziehen willst, »Herz« auf »Schmerz« und »Liebe« auf »Triebe« zu reimen und daraus ein Dutzend Verse von ungleicher Länge zu schmieden, so wird Sebastian Zorn, der sich als Componist ja schon ausgezeichnet hat, nichts mehr wünschen, als Deinen poetischen Erguß in Musik zu setzen...
– Eine ausgezeichnete Idee! ruft Pinchinat begeistert. Das ist doch Wasser auf Deine Mühle, alter Brummbär! Etwas in recht hochzeitlichem Genre mit einer Menge Spiccatos, Allegros, Molte agitatos, und einer rührenden Coda... Die Note zu fünf Dollars.[333]
– Nein... Dieses Mal ohne Honorar, erklärt Frascolin. Das soll ein Obulus sein, den das Concert- Quartett den Nabobs von Standard-Island darbringt.«
Der Violoncellist erklärt sich nach einigem Zureden bereit, den Eingebungen der Göttin der Musik zu folgen, wenn die Göttin der Poesie das Herz Yvernes' mit den ihrigen erfüllt.
Aus dieser edeln Gemeinschaft sollte also die Cantate der Cantaten – ein Seitenstück zu dem »Gesang der Gesänge« – zu Ehren der Tankerdon's und der Coverley's hervorgehen.
Am Nachmittag des 10. verbreitet sich das Gerücht, daß von Nordosten her ein großer Dampfer in Sicht sei. Seine Nationalität ist nicht zu erkennen, da er noch etwa zehn Meilen entfernt ist und es auf dem Meere bereits etwas dunstig zu werden anfängt.
Der Dampfer ist in voller Fahrt und allem Anscheine nach hält er auf Standard-Island zu. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird er aber erst mit dem Sonnenaufgang des nächsten Tages landen.
Diese Nachricht bringt eine unbeschreibliche Wirkung hervor. Alle weibliche Phantasie schwelgt schon in dem Gedanken an die Schmucksachen, die Modeartikel und Kunstgegenstände, die dieses in einen fünf-bis sechshundertpferdekräftigen Mitgiftsschrank verwandelte Fahrzeug bringen soll.
Es war kein Irrthum, das Schiff ist nach Standard-Island bestimmt. Früh am Morgen ist es um den Pier des Steuerbordhafens herumgekommen und zeigt jetzt an seinem Maste die Flagge der Standard-Island Company.
Plötzlich verbreitet sich eine weitere Nachricht, die die Telephone von Milliard-City bekanntgeben: die Flagge jenes Dampfers ist Halbmast gehißt.
Was mag geschehen sein? Ein Unglück... ein Todesfall an Bord? Das wäre ein schlimmes Vorzeichen für die Eheschließung, die die Zukunft Standard-Islands sichern soll.
Nein, die Sache liegt anders. Das betreffende Schiff ist gar nicht das erwartete und kommt auch nicht aus Europa, sondern vom amerikanischen Ufer, aus der Magdalenenbucht. Der Dampfer, der die Ausstattung bringen soll, hat ja noch Zeit. Die Hochzeit ist auf den 27. Februar festgesetzt und heute schreibt man erst den 11.; da liegt also noch eine ziemliche Frist dazwischen.
Was will jenes Schiff aber dann?... Welche Nachrichten bringt es?... Warum die Flagge auf Halbmast? Warum hat es die Direction der Gesellschaft[334] bis nach den Neuen Hebriden hinausgesendet, um Standard-Island hier aufzusuchen?
Sollten die Milliardeser eine dringliche Mittheilung erhalten, die von ausnehmend schwerwiegender Bedeutung war?
Darüber sollte man bald genug Aufschluß erhalten. Kaum hat der Dampfer am Quai festgelegt, als ein Passagier ans Land springt.
Es ist einer der Hauptagenten der Gesellschaft, der aber auf alle Fragen der zahlreich am Quai des Steuerbordhafens zusammengeströmten Neugierigen keine Antwort giebt.
Ein Tramwagen soll eben abgehen, und ohne einen Augenblick zu verlieren, nimmt der Agent darin Platz.
Zehn Minuten später vor dem Stadthause angelangt, läßt er den Gouverneur um eine Audienz »in höchst dringlicher Angelegenheit« ersuchen, und diese wird ihm sofort bewilligt.
Cyrus Bikerstaff empfängt den Agenten in seinem Cabinet, dessen Thür geschlossen wird.
Noch ist keine Viertelstunde verflossen, da sind schon alle dreißig Mitglieder des Rathes der Notabeln telegraphisch benachrichtigt, sich schleunigst im Sitzungssaale einzufinden.
Dazwischen durchschwirren die Stadt die unglaublichsten Gerüchte, und die Befürchtungen, die der Neugier folgen, erreichen den höchsten Grad.
Zwanzig Minuten vor acht Uhr ist der Rath unter dem Vorsitz des Gouverneurs und seiner zwei Adjuncten zusammengetreten. Hier giebt der Agent folgende Erklärung ab:
»Am 23. Januar hat die Standard-Island Company Limited ihren Concurs anzeigen müssen und Mr. William T. Pomering ist zum Liquidator ernannt worden, mit der Vollmacht, die Interessen der genannten Gesellschaft nach besten Kräften zu vertreten.«
William T. Pomering, dem dieser Auftrag zutheil wurde, war der Agent selbst.
Wie ein Lauffeuer verbreitet sich diese Nachricht, doch ohne die Wirkung hervorzubringen, an der es ihr in Europa gewiß nicht gefehlt hätte. Sehr erklärlich! Standard-Island ist ja ein »losgerissenes Stück der Vereinigten Staaten von Amerika«, wie Pinchinat sagt. Ein Fallissement ist aber nicht dazu angethan, Amerikaner erstaunen zu machen, und wenn es auch ganz unerwartet kommt. Für sie bildet das eine ganz natürliche Entwicklungsstufe eines Geschäftes, ein[335] Vorkommniß, das man hinnehmen muß und widerspruchslos hinnimmt. Die Milliardeser betrachten die Sache auch mit dem gewohnheitsmäßigen Phlegma. Die Company ist zusammengebrochen... damit gut. Dergleichen kann den ehren« werthesten finanziellen Vereinigungen widerfahren. Ob ihre Passiven wohl sehr beträchtlich sind?... Allerdings; die vom Liquidator aufgemachte Bilanz zeigt, daß sie fünfhundert Millionen Dollars, das sind zwei Milliarden fünfhundert Millionen Francs, betragen... Was ist nun an dem Zusammenbruche schuld?... O, weiter nichts als Speculationen – mag man sie unsinnig nennen, weil sie fehlgeschlagen sind – die doch den erhofften Erfolg haben konnten... Ein Vorhaben in größtem Maßstabe, die Gründung einer ganz neuen Stadt auf dem Gebiete von Arkansas, die in Folge einer geologischen Depression, die niemand voraussehen konnte, versanken ist. Jedenfalls ist das kein Fehler der Gesellschaft selbst, und wenn große Landstrecken sinken, ist es nicht zu verwundern, daß auch die Actionäre dabei mitversinken. So festgefügt Europa erscheint, kann sich daselbst doch alle Tage etwas ganz ähnliches ereignen. Standard Island freilich hat nichts dergleichen zu befürchten, und das beweist gewiß schlagend seine Ueberlegenheit über die Festländer oder die Inseln der Erde.
Jetzt gilt es, entschlossen zu handeln. Die Activen der Gesellschaft bestehen zur Zeit aus dem Werthe der Propeller-Insel, ihrem Rumpfe selbst, den Werkstätten und Anlagen, den Hôtels, Häusern, dem Feld und der Flottille – kurz aus allem, was das schwimmende Bauwerk des Ingenieurs William Terson trägt, und allem, was damit zusammenhängt; unter anderem also die gesammten Baulichkeiten an der Madeleinebay. Erscheint darauf hin die Gründung einer neuen Gesellschaft angezeigt, die das Ganze in Bausch und Bogen nach festem Preise oder durch Versteigerung ersteht?... Gewiß... damit ist gar nicht zu zögern, und der Erlös von diesem Verkaufe wird zur Begleichung der Schulden der Company Verwendung finden. Ist es aber behufs Gründung dieser neuen Gesellschaft noth wendig, auf fremde Capitalien zurückzugreifen? Sind die Milliardeser nicht reich genug, sich Standard-Island aus eigner Tasche zu bezahlen? Es erscheint ja vortheilhafter, daß die einfachen Miethsleute des Juwels des Stillen Oceans Eigenthümer desselben werden, und ihre eigne Verwaltung dürfte mit der der verkrachten Gesellschaft doch wohl mindestens gleichwerthig sein.
Wie viele Milliarden sich im Portefeuille der Mitglieder des Raths der Notabeln befinden, ist ja ziemlich bekannt. Diese Herrn sind daher der Ansicht, daß Standard-Island unverzüglich gekauft werden müsse. Zum Abschluß der[336] nothwendigen Verhandlungen ist der Liquidator ermächtigt Wenn die Company überhaupt Aussicht hat, die zur Liquidation erforderlichen Summen in kurzer Zeit zu beschaffen, so kann sie diese nur in den Taschen der Notabeln von Milliard-City suchen, von denen verschiedne schon heute zu den stärksten Actionären zählen. Jetzt, wo die Rivalität zwischen den beiden ersten Familien und den beiden Stadthälften nicht mehr besteht, macht die Sache sich voraussichtlich ganz allein. Die Angelsachsen der Vereinigten Staaten pflegen nichts auf die lange Bank zu schieben. Das erforderliche Capital wird gleich im Laufe der Sitzung[337] gezeichnet. Die Ansicht des Rathes der Notabeln geht dahin, von einer öffentlichen Subscription ganz abzusehen. Jem Tankerdon, Nat Coverley und einige Andere betheiligen sich mit vierhundert Millionen Dollars. Ueber den Preis wird gar nicht groß verhandelt. Hier heißt es ihn annehmen oder die Hand davon zu lassen... und der Liquidator greift zu.
Der Rath war um acht Uhr dreizehn Minuten im Saale des Stadthauses zusammengetreten. Bei seinem Auseinandergehen um neun Uhr siebenundvierzig Minuten ist das Eigenthumsrecht an Standard-Island in die Hand der allersteinreichsten Milliardeser und einiger ihrer Freunde übergegangen und die bisherige Firma in »Jem Tankerdon, Nat Coverley and Company« umgeändert.
Sowie die Nachricht von dem Zusammenbruch der Company unter der Bevölkerung der Propeller-Insel keinerlei Beunruhigung erzeugte, so geht auch die von der Erwerbung Standard-Islands durch die ersten Notabeln ziemlich spurlos an jenen vorüber. Man findet die Sache ganz natürlich, und wären zu der Transaction noch größre Summen nöthig gewesen, so würden sie im Handumdrehen beschafft worden sein. Den Milliardesern gewährt es eine innerliche Befriedigung, von nun an im eignen Hause zu sitzen und nicht mehr von einer fremden Gesellschaft abzuhängen. Das Juwel des Stillen Oceans unterläßt es daher nicht, unter Vertretung aller Classen der Bewohner, der Beamten, Agenten, Angestellten, der Officiere, Milizen und Seeleute, den beiden Familienhäuptern, die sich um das Interesse der Allgemeinheit so wohl verdient gemacht haben, seinen Dank auszusprechen.
Eines Tages wurde im Park ein Meeting veranstaltet und ein dahinzielender Antrag eingebracht, der einstimmig mit einer dreifachen Salve von Hurrahs und Hips begrüßt wurde. Sofort ernannte man dann einige Delegierte und entsendete zwei Deputationen nach den Hôtels der Coverley's und Tankerdon's.
Diese finden den zuvorkommendsten Empfang und nehmen die Versicherung mit zurück, daß in der Verwaltung und der Lebensweise Standard-Islands keinerlei Veränderung eintreten solle. Die jetzigen Verwaltungsorgane sollten bestehen bleiben wie vorher, und alle Beamten ihre Plätze, alle Angestellten ihre bisherige Beschäftigung behalten.
Wie hätte es auch anders sein können?
Es folgt hieraus also, daß der Commodore Ethel Simcoë die maritimen Angelegenheiten weiter in der Hand behält und den Curs sowie die Schnelligkeit der Fortbewegung Standard-Islands, entsprechend der im Rathe der Notabeln[338] festgestellten Reiseroute, nach wie vor regelt. Dasselbe gilt für das Commando der Milizen, das der Colonel Stewart beibehält. Ebenso tritt in der Verwaltung des Observatoriums keine Veränderung ein und der König von Malecarlien sieht seine Stellung nicht bedroht. Kurz, niemand wechselt den bisher eingenommenen Platz, weder in den Häfen, noch in den Elektricitätswerken oder in der städtischen Verwaltung. Man enthebt nicht einmal Athanase Dorémus seiner ziemlich unnützen Function, obwohl sich nach wie vor kaum Zöglinge für seinen Tanz- und Anstandsunterricht finden.
Selbstverständlich bleibt es auch bezüglich der Verabredungen mit dem Concert-Quartett beim alten, und dieses wird bis zur Beendigung der Reise das ungeheure Honorar beziehen, das ihm von Anfang an zugesichert war.
»Es sind und bleiben doch außerordentliche Leute! sagt Frascolin, als er hört, daß alles zur allgemeinen Zufriedenheit geregelt ist.
– Das kommt daher, daß bei ihnen der Säckel niemals leer wird, antwortet Pinchinat.
– Vielleicht hätten wir diesen Wechsel der Besitzer benützen können, um unsern Contract zu kündigen, bemerkt Sebastian Zorn, der seine sinnlose Voreingenommenheit gegen Standard-Island niemals zu unterdrücken vermag.
– Kündigen! ruft Seine Hoheit. Untersteh' Dir nur, einen Versuch dazu zu machen!«
Und während die Finger seiner linken Hand sich öffnen und schließen, als arbeite er damit auf der vierten Saite herum, bedroht er den Violoncellisten mit einer freundschaftlichen Ohrfeige, die mit der Geschwindigkeit von achteinhalb Meter in der Secunde auf diesen zuzufliegen scheint.
Eine einzige Veränderung muß aber doch eintreten, und zwar in der Stellung des Gouverneurs. Cyrus Bikerstaff, der der unmittelbare Vertreter der Standard-Island Company ist, glaubt auf seine Functionen als solcher verzichten zu müssen, was bei der derzeitigen Sachlage ja logisch erscheint. Daraufhin wird denn auch seine Entlassung, doch in einer für den Gouverneur höchst schmeichelhaften Weise, verfügt. Was seine beiden Adjuncten, Barthelemy Rudge und Hubley Harcourt, angeht, die als stark betheiligte Actionäre durch das Fallissement der Gesellschaft fast ruiniert sind, so haben diese die Absicht, die Propeller-Insel mit einem der nächst abgehenden Dampfer zu verlassen.
Cyrus Bikerstaff erklärt sich übrigens bereit, bis zum Abschluß der Fahrt an der Spitze der städtischen Verwaltung zu verbleiben.[339]
Die wichtige finanzielle Veränderung, der Besitzwechsel bezüglich Standard-Islands, hat sich also ohne Schwierigkeit, ohne Störung oder hinderliche Rivalität vollzogen. Das alles ging so schnell, daß sich der Liquidator noch an demselben Tage wieder einschiffen und die Unterschriften der Erwerber neben der Garantie des Raths der Notabeln fix und fertig mitnehmen konnte.
Was die so einflußreiche Persönlichkeit angeht, die den Namen Calistus Munbar, Oberintendant der schönen Künste und der Unterhaltungen Standard-Islands führt, so wird diese in allen Aemtern und Würden einfach bestätigt, und man hätte auch wirklich keinen geeigneteren Nachfolger für den schier unersetzlichen Mann finden können.
»Nun ist ja alles bestens geordnet, bemerkt Frascolin, die Zukunft Standard-Islands ist gesichert und nichts mehr zu fürchten.
– Das werden wir ja sehen,« brummt der starrsinnige Violoncellist.
Unter diesen Verhältnissen soll nun die Verheiratung Walter Tankerdon's mit Miß Dy vor sich gehen. Die beiden Familien werden durch pecuniäre Interessen verbunden sein, die, in Amerika wie anderswo, die festesten Bande zu bilden pflegen. Welche versprechende Aussichten für die Bürger von Standard-Island! Seitdem dieses den reichsten Milliardesern gehört, scheint es eher noch unabhängiger, noch mehr als früher Herr seines eignen Geschicks zu sein; es hat die Fessel gesprengt, die es bisher noch mit der Madeleinebay verknüpfte.
Jetzt wenden sich alle Gedanken dem bevorstehenden Feste zu.
Sollen wir erst die Freude der betheiligten Parteien hervorheben, auszudrücken versuchen, was sich nicht mit Worten sagen läßt, das Glück malen, das sie verheißend umstrahlt? Die beiden Verlobten trennen sich gar nicht mehr von einander. Was für Walter Tankerdon und Miß Coverley anfänglich eine Convenienzehe zu werden schien, gestaltet sich thatsächlich zu einer Herzensangelegenheit. Beide hegen für einander eine Neigung, bei der Interessenfragen gar nicht ins Spiel kommen. Der junge Mann und das junge Mädchen besitzen schon allein Eigenschaften, die ihr späteres Glück sichern. Dieser Walter ist ein wahrhaft goldnes Herz und Miß Dy aus demselben Metall geschmiedet – natürlich in bildlichem Sinne, nicht im buchstäblichen, obwohl ihre Millionen eine solche Deutung nahe legen könnten. Sie sind in Wahrheit für einander geschaffen. So zählen sie die Tage und die Stunden, die sie noch von dem ersehnten 27. Februar trennen. Sie bedauern nur das eine, daß Standard-Island nicht nach dem 180. Grad der Länge hinfährt, denn wenn es von[340] Westen her dahin käme, müßte es noch einen Tag aus seinem Kalender streichen, und die zukünftigen Gatten genössen ihr Glück um vierundzwanzig Stunden früher. Doch nein, die Feierlichkeit soll in Sicht der Neuen Hebriden vor sich gehen und sie müssen sich dem wohl oder übel fügen.
Wir bemerken hier auch, daß das Schiff mit all den Wunderdingen aus Europa, das »Ausstattungsschiff«, noch nicht eingetroffen ist. Von allen den Luxusdingen, die es bringen soll, würden die beiden Verlobten aber gern absehen, sie bedürfen zu ihrem Glücke des äußerlichen Tandes ja nicht. Wenn sie sich gegenseitig ihre Liebe schenken, was brauchen sie dann mehr?
Ihre Familien freilich, ihre Freunde, die ganze Bevölkerung Standard-Islands bestehen darauf, daß die Ceremonie mit außergewöhnlichem Glanze umgeben werde. Hartnäckig bleiben deshalb die Fernrohre nach dem östlichen Horizont hinaus gerichtet. Jem Tankerdon und Nat Coverley haben sogar einen recht hohen Preis für Den ausgesetzt, der den erwarteten Dampfer zuerst sähe, das Schiff, das für die Ungeduld aller Betheiligten viel zu langsam vorwärts kommt.
Inzwischen ist das Programm für das Fest sorgsam ausgearbeitet worden. Es umfaßt öffentliche Spiele, Empfänge und Gesellschaften, die doppelte Trauungsfeierlichkeit im protestantischen Tempel und in der katholischen Kathedrale, die Gala-Soirée im Stadthause und eine große Festlichkeit im Park. Calistus Munbar hat die Augen überall; er opfert sich auf, hetzt sich ab, er ruiniert dabei fast seine Gesundheit... doch was thut das? Sein Temperament zwingt ihn dazu, man würde ihn ebensowenig aufhalten können, wie einen Eisenbahnzug, der in voller Schnelligkeit dahinbraust.
Die Cantate ist auch fertig geworden. Yvernes, der Dichter, und Sebastian Zorn, der Tonsetzer, haben sich als einander würdig erwiesen. Diese Cantate soll von dem zahlreichen Chor einer orpheonischen Gesellschaft, welche eigens zu diesem Zwecke gegründet wurde, vorgetragen werden. Die Wirkung derselben muß großartig werden, wenn sie auf dem elektrisch beleuchteten Square des Observatoriums ertönt. Dar auf soll das Brautpaar vor dem Standesbeamten erscheinen und um Mitternacht die kirchliche Einsegnung inmitten des feenhaften Glanzes von ganz Milliard-City stattfinden.
Endlich wird das erwartete Schiff gemeldet. Einer der Wachposten des Steuerbordhafens war es, der den ausgesetzten Preis eroberte und damit eine recht ansehnliche Menge Dollars in die Tasche steckte.[341]
Es ist neun Uhr morgens am 19. Februar, als der Dampfer um den Pier des Hafens einbiegt, wo die Entladung sofort ihren Anfang nimmt. Wir dürfen wohl davon absehen, hier alle Gegenstände, Schmuckstücke, Kleider, Modewaaren, Kunstwerke u. s. w., woraus diese »Ausstattungsfracht« besteht, einzeln anzuführen. Es genüge zu wissen, daß die in den geräumigen Salons des Hôtels Coverley veranstaltete Ausstellung derselben einen ungeheuern Erfolg erzielt. Die ganze Welt von Milliard-City will die Wunderwerke betrachten. Zugegeben, daß sich auch andre steinreiche Leute solche herrliche Dinge zu beschaffen vermöchten. Hier giebt jedoch der seine Geschmack, der künstlerische Sinn bei der Auswahl derselben, den Ausschlag, so daß niemand müde wird, sie zu bewundern. Wem übrigens daran lag, die Bezeichnung der einzelnen Gegenstände kennen zu lernen, der konnte die Nummern des »Starboard-Chronicle« und des »New-Herald« von 21. bis 22. Februar danach einsehen. Erklären sich einige Töchter Evas auch damit noch nicht befriedigt, nun, so giebt es eine Befriedigung auf dieser Welt überhaupt nicht mehr.
»Donner und Doria! rief Yvernes, als er aus den Salons des Hôtels der Fünfzehnten Avenue in Begleitung seiner drei Kameraden heraustrat.
– Donner und Doria! wiederholte Pinchinat. Ja, das möcht' ich ausrufen. Die Miß Coverley könnte man auch ohne Mitgift heimführen... nur um ihrer selbst willen!«...
Die jungen Verlobten widmen der Sammlung von Meisterwerken der Kunst und der Mode jedoch nur sehr geringe Beachtung.
Seit dem Eintreffen des Dampfers hat Standard-Island übrigens wieder die Richtung nach Westen eingeschlagen, um sich den Neuen Hebriden zu nähern. Kommt es noch vor dem 27. Februar in Sicht einer der dazu gehörigen Inseln, so soll der Kapitän Sarol nebst den Uebrigen ans Land gesetzt werden und Standard-Island nachher seine Rückreise antreten.
Die Schiffahrt hier im westlichen Theil des Großen Oceans wird dadurch, daß der malayische Kapitän mit den Wasserverhältnissen sehr vertraut ist, wesentlich erleichtert.
Auf Ersuchen des Commodore Simcoë verweilt er ununterbrochen auf dem Thurm des Observatoriums. Sobald sich die ersten Höhen zeigen, wird es dann leicht sein, die Insel Erromango, die östlichste der Gruppe, anzulaufen, womit gleichzeitig die zahlreichen Klippen in der Umgebung der Neuen Hebriden vermieden werden.[342]
Ist es ein Zufall oder hat es der Kapitän Sarol, in dem Wunsche, den Hochzeitsfeierlichkeiten beizuwohnen, mit Absicht so eingerichtet, recht langsam vorwärts zu kommen... jedenfalls erblickt man die ersten Inseln erst am Morgen des 27. Februar, also an dem für die Hochzeit festgesetzten Tage.
Uebrigens macht das ja nicht viel aus. Die Ehe Walter Tankerdon's und Miß Dy Coverley's wird nicht minder glücklich sein, wenn sie auch in Sicht der Neuen Hebriden eingesegnet wird, und wenn das den wackern Malayen ein so besondres Vergnügen bereitet – woraus sie gar kein Hehl machen – nun, so mag es ihnen gegönnt sein, an den Festen auf Standard »Island theilzunehmen.
Nachdem einige weiter draußen liegende Eilande nach den sehr bestimmten Angaben des Kapitän Sarol passiert sind, steuert die Propeller-Insel auf Erromango zu und läßt dabei die Höhen der Inseln Tanna im Süden.
An dieser Stelle sind Sebastian Zorn, Frascolin, Pinchinat und Yvernes nicht sehr – höchstens dreihundert Seemeilen – von den französischen Besitzungen im Stillen Ocean entfernt, von den Loyaltys und von Neu-Caledonien, der Strafcolonie, die auf der Erdkugel gerade entgegengesetzt von Frankreich liegt.
Erromango ist im Innern stark bewaldet und hat viele Hügel, an deren Fuße sich breite culturfähige Landstrecken hinziehen. Der Commodore Simcoë hält etwa eine Meile vor der Cooksbucht an der Ostküste an. Eine weitere Annäherung war nicht rathsam, denn hier strecken sich bis zur Wasserfläche reichende Korallenklippen eine halbe Meile ins Meer hinaus. Der Gouverneur Cyrus Bikerstaff denkt auch gar nicht, hier, ebensowenig wie vor einer andern Insel dieses Archipels, länger zu verweilen. Gleich nach dem Feste sollen die Malayen ausgeschifft werden und Standard-Island sich nach dem Aequator zu wenden, um nach der Madeleinebay zurückzukehren.
Es ist ein Uhr mittags, als Standard-Island still liegen bleibt.
Auf behördliche Anordnung hat alle Welt Urlaub erhalten, Beamte und Angestellte, Seeleute und Milizen sind heute von jedem Dienste frei, nur die Zollwächter dürfen die gewohnte Aufmerksamkeit nicht aus den Augen lassen.
Die Witterung ist herrlich; ein leichter Seewind erfrischt die Luft; man könnte fast sagen: »Die Sonne selbst nimmt an dem großen Tage theil.«
»Jedenfalls, ruft Pinchinat, scheint es, als ob das Strahlengestirn sich den Befehlen unsrer Rentiers fügt. Und wenn sie, wie einst Josua, von ihm verlangten, länger zu verweilen, es würde ihnen gehorchen!... O du ewige Allmacht des Goldes!«
Bei den einzelnen Nummern des sensationellen Programms, wie es der Oberintendant von Milliard-City aufgestellt hat, brauchen wir uns nicht weiter aufzuhalten. Von drei Uhr ab strömen alle Bewohner,[343] die des Landes, wie die der Stadt und der Häfen, im Park längs der Ufer des Serpentineflusses zusammen. Die Notabeln mischen sich zwangslos unter die Menschenmenge. Mit großem Eifer widmen sich viele den Spielen, deren hohe Preise wohl nicht wenig zu dem Andrang der Leute beigetragen haben mögen. Unter freiem Himmel werden Tanzbelustigungen veranstaltet. Der glänzendste Ball findet aber in den[344] Prachträumen des Casinos statt, wo die jungen Herren, die jungen Frauen und die jungen Mädchen ebensoviel Grazie wie Lebhaftigkeit entfalten. Yvernes und Pinchinat betheiligen sich an den Tänzen und treten vor niemand zurück, wenn sie als die Cavaliere der schönsten Milliardeserinnenerscheinen können. Niemals ist Seine Hoheit so liebenswürdig, niemals so geistreich gewesen und hat nie vorher solche Erfolge errungen, so daß er, als eine seiner Tänzerinnen nach einem wirbelnden Walzer sagt: »Ach, mein Herr, ich ströme in Wasser!« die Antwort gab: »In Wasser von Vals, meine Gnädige, in reinem Wasser von[345] Vals!« (Ein unübersetzbares Wortspiel, weil Vals ein Badeort Frankreichs, ebenso ausgesprochen wird, wie »valse«, der Walzer.)
Frascolin, der diese Worte hört, erröthet bis hinter die Ohren, und Yvernes fragt sich, ob nicht der Wetterstrahl des Himmels auf den Kopf des Schuldigen niederschmettern wird.
Die Familien Tankerdon und Coverley sind natürlich vollzählig anwesend und die lieblichen Schwestern der Braut zeigen sich höchst erfreut über deren Glück. Miß Dy lustwandelt am Arm Walters, was nicht anstößig erscheint, wenn es sich um Kinder des freien Amerikas handelt. Alle beglückwünschen das treffliche Paar, bieten ihm Blumen an und sparen nicht an Lobpreisungen, die die Verlobten mit liebenswürdiger Leutseligkeit entgegennehmen.
In den nächsten Stunden tragen die reichlichst vertheilten Erfrischungen zur Erhaltung der Festfreude das ihrige bei.
Am Abend erglänzt der Park von elektrischen Flammen, die ein wahres Lichtmeer hinabgießen. Die Sonne hat klug daran gethan, daß sie unterging, denn sie hätte sich schämen müssen vor dem künstlichen Lichte, das die Nacht zum Tage verwandelt.
Zwischen neun und zehn Uhr wird die Cantate gefangen – mit welchem Erfolge, das schickt sich um des Dichters und des Componisten willen nicht, hier näher zu beleuchten. In dieser Minute aber fühlte der Violoncellist doch vielleicht sein ungerechtes Vorurtheil gegen das Juwel des Stillen Oceans ein wenig schmelzen...
Mit dem Glockenschlag elf ordnet sich ein langer Zug nach dem Stadthause. Walter Tankerdon und Miß Dy gehen in der Mitte ihrer Angehörigen. Die ganze Einwohnerschaft begleitet sie längs der Ersten Avenue hinaus.
Im großen Saale des Rathhauses harrt der Gouverneur Cyrus Bikerstaff ihres Erscheinens. Jetzt soll er die schönste Ehe schließen, die ihm während seiner Thätigkeit als Standesbeamter vorgekommen ist.
Plötzlich ertönt lautes Geschrei von der Backbordseite her.
Der Zug hält mitten auf dem Wege an.
Fast gleichzeitig krachen von derselben Seite einige Gewehrschüsse.
Gleich darauf kommen mehrere Zollwächter – verschiedne davon verwundet – nach dem Square des Stadthauses gestürzt.
Die Angst steigt auf den Gipfel, die Menge erfaßt jener sinnlose Schrecken, den eine unbekannte Gefahr gewöhnlich hervorruft...[346]
Cyrus Bikerstaff erscheint auf der Rampe des Gebäudes; ihm folgen der Commodore Simcoë, der Colonel Stewart und einige Notabeln.
Auf die an sie gerichteten Fragen antworten die Zollwächter, daß Standard-Island von einer Rotte Neu-Hebridier – drei- bis viertausend Mann stark – überfallen worden ist, und daß Kapitän Sarol sich an deren Spitze befindet.
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