Fünfzehntes Kapitel.
Sankt-Martin und Sankt-Barthelemy.

[187] Nach Osten steuernd, wandte sich der »Alert« dem hohen Meere zu. Sankt-Martin und die Inseln Sombrero, Anguilla, Barbuda und Antigoa sind nämlich die äußersten Vorposten der Antillenkette im Nordosten der Inseln Vor dem Winde.

Als der Dreimaster die Landmasse von Sainte-Croix außer Sicht verloren hatte, traf er auf den Passatwind, der jetzt ziemlich kräftig wehte. Das Schiff mußte deshalb bei grobem Meere aufkreuzen, konnte dabei aber noch seine unteren Segel nebst den Mars- und den Bramsegeln beibehalten. Freilich mußte es häufig den Kurs ändern. Tony Renault und Magnus Anders war erlaubt worden, das Steuer zu halten, worauf die beiden nicht wenig stolz waren.

Die Entfernung zwischen Sainte-Croix und Sankt-Martin übersteigt kaum zweihundert Seemeilen. Unter sehr günstigen Ümständen kann sie ein guter Segler binnen vierundzwanzig Stunden zurücklegen. Bei dem jetzt herrschenden widrigen Winde und der Notwendigkeit, die auf den Meerbusen von Mexiko gerichtete Strömung zu überwinden, dauerte die Überfahrt freilich dreimal so lange.

Der »Alert« hatte dabei übrigens fast stets zahlreiche Dampf- oder Segelschiffe in Sicht. Diese Meeresgegend ist sehr stark befahren, und die Schiffahrt zwischen allen Inseln von Sankt-Thomas bis Trinidad besonders lebhaft.

Harry Markel vernachlässigte deshalb niemals die gewohnte Vorsicht: er hütete sich sorgsam, diesen Fahrzeugen auf Seh- oder Hörweite nahe zu kommen, hielt sich von ihnen vielmehr immer unter dem Winde, um nicht veranlaßt zu werden, mit einem davon in Verkehr zu treten. Seiner Mannschaft gewährte[187] das natürlich eine große Befriedigung; jetzt, wo der Aufenthalt an Sankt-Thomas und an Sainte-Croix ohne Zwischenfall verlaufen war, konnten die Burschen ja hoffen, daß es auch bei den anderen Inseln ebenso glücklich ablaufen werde. John Carpenter, Corty und die übrigen hatten sich schon ihrer früheren heimlichen Befürchtungen entschlagen und das Vertrauen zu ihrem Führer hatte sich von neuem gestärkt. Immerhin wünschten sie, diese Besuche so vieler Antilleninseln möglichst bald abgeschlossen zu sehen.

Jetzt, bei der Fahrt gegen Wind und Wellen, fühlte sich der brave Patterson zwar wieder etwas unwohl, dank dem hilfreichen Kirschkern in seiner Hand hatte er sich aber nicht allzu sehr zu beklagen.

Im Juli und August kommt übrigens wirklich schweres Wetter hier kaum jemals vor; es treten – eine Folge der starken Wärme der Tropenzone – eigentlich nur schnell vorübergehende Gewitterstürme auf. Das Klima Antiliens erfreut sich einer auffallenden Regelmäßigkeit und niemals übersteigen die Schwankungen der Thermometersäule mehr als zwanzig Grade. Größere Unterschiede als bezüglich der Temperatur beobachtete man hier bezüglich der Niederschläge, und der Regen, den ein Hagelschlag nur sehr selten begleitet, stürzt oft in unerhörter Menge hernieder.

Die dem ersten Anprall der Seewinde ausgesetzten Inseln der Gruppe haben von den atmosphärischen Störungen am meisten zu leiden; die anderen, wie Sainte-Croix, Sankt-Eustach, Sankt-Christoph und die Grenadinen, die tiefer drin im karaïbischen Meere liegen, werden von Stürmen weit seltener heimgesucht. Die meisten Häfen der Inseln Vor dem Winde liegen jedoch nach Westen und Südwesten und bieten deshalb also auch recht sicheren Schutz gegen den Wogenschwall von der offenen See her.

Es war schon etwas spät am Abend des 3. August, als der durch die Passatwinde zurückgehaltene »Alert« in Sicht von Sankt-Martin eintraf.

Schon vier bis fünf Meilen vor dem späteren Ankerplatze hatten die jungen Preisträger aber noch den höchsten Bergstock der Insel sehen können der – er steigt bis fünfhundertfünfundachtzig Meter auf – jetzt noch unter den letzten Strahlen der Sonne erglühte.

Sankt-Martin gehört bekanntlich Holland und auch Frankreich. Die Franzosen und die Holländer vom »Alert« fanden hier also jeder ein Stück ihres westindischen Vaterlandes. Wenn hier Albertus Leuwen aber den Fuß auf das Land seiner Geburt setzte, so war das nicht der Fall bei Louis Clodion und[188] Tony Renault, die der eine aus Guadeloupe, der andere aus Martinique gebürtig waren. Der junge Holländer dagegen hatte das Licht der Welt in Philsburg, der Hauptstadt der Insel, erblickt, in deren Hafen der Dreimaster vor Anker gehen sollte.

Sankt-Martin, das jetzt französisch-holländisch ist, hat einen nach Nordwesten vorgeschobenen Vorposten in der kleinen Insel Anguilla, eigentlich nur einem Eilande, das mit Sankt-Christoph und Nevis zu derselben Präsidentschaft gehört. Anguilla ist von der Hauptinsel nur durch einen schmalen Wasserarm getrennt, dessen Tiefe kaum fünfundzwanzig bis dreißig Meter übersteigt. Es ist jedoch nicht unmöglich, daß sich dessen korallenbedeckter Grund weiter und durch die nie rastende Tätigkeit der Infusorien bis zur Meeresfläche heben könnte, wenn das nicht etwa einmal infolge einer plutonischen Störung eintritt; dann würden Sankt-Martin und Anguilla nur noch eine einzige Insel bilden.

Was möchte wohl dann aus der franko-anglohol ländischen Antille werden? Würden die drei Nationen in gutem Einvernehmen darauf wohnen? Verdiente sie dann nicht weit mehr als die letzte Insel der Antillenkette den Namen »Trinidad« und würde ein ungestörter Friede unter dem Schatten der drei Flaggen herrschen? –

Am nächsten Morgen kam ein Lotse an Bord des Dreimasters und führte diesen durch gewundene Wasserstraßen in den Hafen von Philsburg.

Die Stadt bedeckt ein schmales Strandgelände, das die halbkreisförmige Bucht von einem weit ausgedehnten Salzwerke, dem Sitze einer sehr bedeutenden Salzgewinnung, trennt. Daneben sind noch Salzsümpfe, die Hauptschätze der Insel, so ergiebig, daß man ihre jährliche Ausbeute auf nicht weniger als 3,600.000 Hektoliter schätzt.

Eine Anzahl dieser Salzsümpfe erfordert freilich unablässig eine gewisse Nachhilfe. Die Verdunstung ist hier so stark, daß sie ohne solche bald ganz trocken liegen würden. Deshalb macht es sich auch für die Saline von Philsburg von Zeit zu Zeit nötig, die sie vom Ufer trennende Landzunge zu durchstechen und das Wasser des Meeres dahin eintreten zu lassen.

Albertus Leuwen hatte auf Sankt-Martin kein Mitglied seiner Familie mehr. Alle wohnten etwa seit fünfzehn Jahren in Rotterdam (in Holland). Er selbst hatte, als er nach Europa ging, Philsburg so jung verlassen, daß er an die Insel keine Erinnerung mehr bewahrte. Überhaupt war es von allen preisgekrönten Antilianern nur Hubert Perkins, dessen Eltern sich auch heute[189] noch in der englischen Kolonie Antigoa aufhielten. Für Albertus Leuwen bot sich hier also nur die Gelegenheit, noch ein- und voraussichtlich das letztemal den Fuß auf die heimatliche Erde zu setzen.

Ist Sankt-Martin im geteilten Besitz Hollands und Frankreichs, so darf man doch nicht glauben, daß die britische Nation hier nicht vertreten wäre. Von der Bevölkerung von siebentausend Seelen sind dreitausendfünfhundert Franzosen und dreitausendvierhundert, also auch fast die Hälfte der Gesamtzahl, Engländer. Was nun noch für die Holländer übrig bleibt, ist ja leicht zu erkennen.

Dem Handelsverkehr auf Sankt-Martin sind keinerlei Schranken gezogen und ebenso erfreut sich die Verwaltung der größten Selbständigkeit. Ein glückliches Gedeihen ist hiervon die sichtbare Folge gewesen. Daß die Salinen der Insel sich im Besitz einer französisch-holländischen Gesellschaft befinden, hat wenig zu besagen. Die Engländer sind dafür in anderen Zweigen des Handels tätig, vor allen in denen, die allerlei Bedarfsgegenstände betreffen, und ihre stets wohl versorgten Lagerhäuser und Läden haben eine zahlreiche Kundschaft.

Der Aufenthalt des »Alert« an Sankt-Martin, wenigstens die Zeit, wo er hier vor Anker lag, dauerte nicht länger als vierundzwanzig Stunden.

Weder Harry Markel, noch einer seiner Leute brauchte hier zu befürchten, erkannt zu werden. Alles in allem lag eine solche Gefahr am nächsten in den englischen Antillen Santa-Lucia, Antigoa und Dominique, wohin das Schiff noch gehen sollte, ganz besonders vielleicht in Barbados, dem Wohnsitz der Mrs. Kathlen Seymour, wo sich der Aufenthalt der Preisträger von der Antilian School voraussichtlich mehr als anderswo verlängerte.

Patterson und seine jungen Begleiter hatten hier eigentlich nur über die lange Straße zu lustwandeln, aus der Philsburg besteht, und deren Häuser den flachen Strand im Westen bis dicht ans Meer bedecken.

Danach hätte der »Alert« gleich wieder unter Segel gehen können, nachdem Albertus Leuwen seiner Heimat diesen kurzen Besuch abgestattet hatte, Louis Clodion und Tony Renault bekundeten jedoch als geborene Franzosen das lebhafte Verlangen, vorher auch den französischen Teil der Insel betreten zu haben, der weiter im Norden liegt und fast zwei Drittel der Gesamtoberfläche einnimmt.

Der Hauptort dieses Teiles heißt Marigot, ein Name, der, wie man sieht, nichts holländisches an sich hat. Es erscheint also begreiflich, daß Louis Clodion und Tony Renault gern wenigstens einen Tag in Marigot zuzubringen wünschten.[190]

Sie setzten sich deshalb mit dem Mentor ins Einvernehmen; eine Änderung des Reiseplanes hatte der Ausflug ja nicht zur Folge.

Der wackere Mann wußte denn auch das so natürliche Verlangen der Beiden zu würdigen.

»Wenn Albertus hier den Boden seines Holland betreten hat, warum sollten dann Louis und Tony, Arcades ambo, nicht den Boden Frankreichs betreten?«

Horatio Patterson sachte also Harry Markel auf und unterbreitete ihm den Vorschlag, den er mit seiner hohen Autorität unterstützte.

»Und wie lautet darauf Ihre Antwort, Kapitän Paxton?« fragte er.

Harry Markel hätte es erklärlicherweise vorgezogen, keine weiteren Orte als die früher bestimmten anzulaufen. Jetzt fehlte es ihm aber doch an einem annehmbaren Grunde, die Überführung seiner jungen Passagiere nach einem anderen Punkte der Inseln zu verweigern. Ging der »Alert« am Abend ab, so konnte er am nächsten Tage vor Marigot sein und nach achtundvierzig Stunden schon nach Barthelemy weiter segeln.

So geschah es denn auch. Am Abend des 5. gegen neun Uhr lief der Dreimaster unter der Führung eines Lotsen von Philsburg wieder aus. Die Nacht war klar, der Mond fast voll und das Meer ruhig unter dem Schutze der Anhöhen der Insel, längs deren Ufer man in der Entfernung von einer Viertelmeile hinfahren konnte. Der günstige Wind gestattete überdies dem Schiffe, alle Segel mit Steuerbordhalfen zu tragen.

Während der herrlichen nächtlichen Fahrt blieben alle Passagiere bis Mitternacht auf dem Deck, dann schlüpften sie in ihre Kabinen und erwachten nicht eher, als bis der »Alert« seine Anker rasselnd fallen ließ.

Marigot ist eine noch mehr handelstätige Stadt als Philsburg. Sie liegt am Rande eines Wasserarmes, der die Verbindung zwischen der Bai und dem Simpsonteiche vermittelt und dadurch einen sehr sicheren, gegen die Wellen des Meeres geschützten Hafen bildet. Hier laufen in großer Zahl Schiffe der langen Fahrt und Küstenfahrer ein, wozu die Abgabenfreiheit am Orte nicht wenig beitragen mag. Marigot ist übrigens die bedeutendste Stadt von Sankt-Martin.

Die Passagiere sollten den kurzen Abstecher auch in keiner Weise zu bereuen haben. Alle hatten ihren Anteil an dem herzlichen Empfange, den die französischen Kolonisten zweien ihrer Landsleute bereiteten. Die Ansiedler[191] machten keinen besonderen Unterschied zwischen den Nationalitäten ihrer unerwarteten Gäste, und bei dem diesen von den Behörden der Stadt gebotenen Bankett sah man eben nur Antilianer, die bunt durcheinander an der Tafel saßen.

Einer der bedeutendsten Kaufleute der Stadt, Anselme Guillon mit Namen, war es gewesen, der die kleine Festlichkeit zu stande gebracht hatte. Gegen vierzig Personen nahmen daran teil, und natürlich hielt es der Veranstalter für geboten, daß auch der Kapitän des »Alert« dazu eingeladen würde.

Guillon begab sich deshalb an Bord und ersuchte Harry Markel, bei dem Bankett zu erscheinen, das am nämlichen Abend im Saale des Stadthauses stattfinden sollte.

So kühn er auch sonst war, wollte Harry Markel diese Einladung doch nicht annehmen. Vergeblich trat auch Patterson dem Ersuchen Guillons bei. Beide scheiterten an der unerschütterlichen Weigerung, bei der der Kapitän des »Alert« verharrte. Ebensowenig wie in Sankt-Thomas und Sainte-Croix wollte er in Sankt-Martin sein Schiff verlassen und gab auch keinem seiner Leute Urlaub, ans Land zu gehen.

»Wir werden Ihre Abwesenheit bedauern, Kapitän Paxton, erklärte Guillon. Das Gute, was uns die jungen Leute alles über Sie erzählt, die Vorsorge, die Sie auf der Fahrt des »Alert« getroffen haben, und deren Wunsch, Ihnen einmal öffentlich ihren Dank bezeugen zu können, alles das hat mich ermutigt, bei Ihnen auf dieser Einladung zu bestehen, und ich beklage aufrichtig, damit keinen Erfolg gehabt zu haben.«

Harry Markel machte noch eine kalte Verbeugung und der Kaufmann ließ sich wieder nach dem Kai übersetzen.

Hierzu sei jedoch bemerkt, daß ihm der Kapitän des »Alert« ebensowenig wie früher Herrn Christian Harboe einen sympathischen Eindruck gemacht hatte. Das harte und rauhe Gesicht, dem sich von so vielen Schandtaten und Verbrechen ein unverkennbarer Stempel eingeprägt hatte, mußte in dem Beobachter einen gewissen Widerwillen, ja geradezu ein wirkliches Mißtrauen erwecken. Nach den Reden der Passagiere und den Lobsprüchen, die Horatio Patterson dem Kapitän Paxton zollte, konnte man auf jenen minder günstigen Eindruck freilich kein Gewicht legen. Übrigens war der Mann ja von Mrs. Kathlen Seymour eigens gewählt worden, und diese Dame hatte ihre Entscheidung gewiß nur auf Grund sorgsamer Erkundigung und guter Empfehlungen getroffen.[192]

Wenig hätte hier jedoch gefehlt, daß die Lage Harry Markels und seiner Leute stark kompromittiert worden, vielleicht gar verloren gewesen wäre. Auf der anderen Seite mußte derselbe Umstand freilich das Vertrauen Guillons und der hervorragenden Männer Marigots zu dem Kapitän und seiner Mannschaft nur noch kräftigen.

Am Tage vor der Ankunft des »Alert« lag nämlich noch die englische Brigg »Fire-Fly« vor Marigot. Ihr Kapitän kannte Paxton persönlich sehr genau und schätzte seine Eigenschaften als Mensch ebenso hoch wie als Seemann. Hätte er gewußt, daß der »Alert« hier eintreffen sollte, so würde er diesen jedenfalls abgewartet haben, und mit welcher Freude hätte er seinem alten Freunde wieder einmal die Hand gedrückt! Die »Fire-Fly« war aber schon segelklar gewesen, und im Dunkel der Nacht mochte sie sich im Westen der Insel wohl mit dem »Alert« gekreuzt haben.


Sankt Barthelemy. - Der Hintergrund des Hafens.
Sankt Barthelemy. - Der Hintergrund des Hafens.

In seinem Gespräch mit Harry Markel hatte Guillon auch den Kapitän von der »Fire-Fly« erwähnt, natürlich zum großen Schreck des Elenden, der sich die Gefahr ausmalte, die ihm bei der Anwesenheit eines Freundes des Kapitäns Paxton gedroht hätte.

Jetzt schwamm die Brigg schon weit draußen auf der Fahrt nach Bristol, und es war nicht die geringste Aussicht, mit ihr bei der weiteren Rundreise durch die Antillen noch einmal zusammenzutreffen.

Als Harry Markel den Obersteuermann und Corty von der Sache unterrichtet hatte, konnten diese ihre Besorgnis wegen eines ähnlichen Zwischenfalles nicht verhehlen.

»Da sind wir aber mit einem blauen Auge davongekommen, sagte John Carpenter.

– Sprecht nur den anderen nicht davon, warnte Harry Markel. Es ist ja nutzlos, sie zu erschrecken, mögen sie nur noch mehr vorsichtig sein als bisher.

– Sapperment, ich möchte aber, daß diese verteufelte Geschichte mit den Antillen zu Ende wäre! rief Corty. Hier kommts mir immer vor, als ob an jedem Baumaste schon ein Strick hinge!«

Corty hatte ja ganz recht. Hätte die Brigg »Fire, Fly« noch an dem Tage, wo der »Alert« ankam, im Hafen von Marigot gelegen, so wäre es um Harry Markel und seine Spießgesellen geschehen gewesen.

Das Bankett, das ebenso trefflich veranstaltet war, wie die Einladung dazu mit Freuden angenommen worden war, fand also am Abend statt. Dabei wurden[195] auch Trinksprüche zu Ehren des Kapitäns Paxton ausgebracht, und man unterhielt sich von dem ersten Teile der Reise, der unter so günstigen Verhältnissen verlaufen war. Die jungen Antilianer brachten, nachdem sie ein wenig Luft der Heimat geatmet hatten, gewiß die unvergeßlichsten Eindrücke von ihrem Besuche Westindiens mit nach Europa zurück.

Beim Nachtisch erhob sich Louis Clodion und widmete in gewandter Rede Anselme Guillon und den Vertretern der Kolonie warme Worte dankbarer Anerkennung für die so freundliche Aufnahme, wobei er noch Frankreichs, Englands, Dänemarks, Hollands und Schwedens, die ja alle an der Tafel vertreten waren, in brüderlicher Eintracht gedachte.

Hierauf kam die Reihe an Horatio Patterson, der sichs doch nie hätte nehmen lassen, auf die mehr als zu vielen Toaste zu antworten, die man hier nach jedem Gerichte zu hören bekam. Der Mentor erhob sich also mit dem Glas in der Hand und ergriff nun das Wort.

Was sich nur an lateinischen Citaten seinen wohlgesetzten Worten einverleiben ließ, das strömte aus dem Munde des Redners. Er sprach von den Erinnerungen, die dieses lukullische Fest dauernder als Erz – aere perennius, wie Horaz sagte – in ihm hinterlassen würde, von dem Glücke, das dem Kühnen hold sei – audentes Fortuna juvat, um mit Virgil zu reden. Er fühle sich beglückt, seinen Dank öffentlich – coram publico – aussprechen zu können. Immerhin müsse er daneben auch seines Vaterlandes, von dem ihn jetzt ein weites Weltmeer trenne, eingedenk sein, er werde aber trotzdem niemals die Befriedigung seiner Eigenliebe vergessen, die er hier auf den Antillen gefunden habe, und noch in seinem letzten Stündlein werde er begeistert rufen: Et in Arcadia ego!... denn die Antillen wären ein Stück jenes Arkadiens, wo Unschuld und Glück ihre Heimat hatten. Endlich habe er von jeher den Wunsch gehegt, diesen herrlichen Archipel zu besuchen – hoc erat in votis, mit dem schon citierten Horaz zu reden – auf den er, si parva licet componere magnis – wie Virgil sagt – er, der Verwalter der Antilian School, erst vierhundert Jahre nach Christoph Columbus seinen Fuß gesetzt habe.

Ungeheurer Erfolg! Laut ertönten noch die Bravos der Tafelrunde, als Horatio Patterson sich schon wieder gesetzt hatte. Dann füllten noch einmal alle ihre Gläser zu Ehren der Mistreß Kathlen Seymour, man drückte einander zur Guten Nacht warm die Hände und die Stipendiaten machten sich wieder auf den Weg nach dem Hafen.[196]

Als sie am Abend gegen zehn Uhr an Bord zurückgekehrt waren, schien es Patterson, obgleich das Meer so ruhig wie ein Binnensee dalag, doch so, als ob der »Alert« von einer Dünung geschaukelt würde. Überzeugt, daß er das in wagrechter Lage weniger spüren werde, verschwand er sofort in seiner Kabine, entkleidete sich hier mit Hilfe des gefälligen Wagah und fiel bald in tiefen Schlummer. Der ganze nächste Tag wurde dann Spaziergängen durch die Stadt und deren Umgebung gewidmet.

Zwei Wagen erwarteten die Touristen, zu deren Führung sich Anselme Guillon eingefunden hatte. Vor allem wünschten die jungen Reisenden die Stelle zu besuchen, wo 1648 die Teilung der Insel zwischen Frankreich und Holland vollzogen worden war.

Dazu mußten sie einen östlich von Marigot gelegenen Hügel ersteigen, der den bezeichnenden Namen »Berg der Verträge« hat.

An dessen Fuße angelangt, verließen die Ausflügler die Wagen und klommen ohne große Anstrengung die Anhöhe hinaus. Auf dieser brachte man dann einige in den Wagenkasten mitgeführte Flaschen Champagner hervor und die Gesellschaft leerte sie zur Erinnerung an den Teilungsvertrag von 1648.

Wie immer herrschte das vollkommenste Einvernehmen zwischen den jungen Antilianern. Vielleicht hegte Roger Hinsdale den Gedanken, daß Sankt-Martin und die übrigen Inseln eigentlich ein Besitztum Großbritanniens sein sollten oder das eines Tages doch noch werden würden. Albertus Leuwen, Louis Clodion und Tony Renault wechselten dagegen einen brüderlichen Händedruck mit dem Wunsche für dauernden Frieden zwischen beiden Nationen.

Nachdem dann die beiden Franzosen auf die Gesundheit Seiner Majestät Wilhelm des Dritten, des Königs von Holland, getrunken hatten, erhob der Holländer sein Glas zu Ehren des Präsidenten der französischen Republik, und die beiden Toaste wurden von den Vivats und Hurras aller übrigen begleitet.

Horatio Patterson ergriff bei diesem Austausch von guten Wünschen und herzlichen Lobsprüchen nicht das Wort. Am Tage vorher mochte er wohl die Schätze seines natürlichen Vorrats an Redewendungen zu sehr geplündert haben oder er mußte sich mindestens einige Erholung gönnen. Dennoch beteiligte er sich, wenn auch nicht mit den Lippen, so doch mit aufrichtigem Herzen an dieser internationalen Kundgebung.

Nach einem Besuche der schönsten Stellen dieser Inselgegend, nach einem Frühstück auf dem Strande und einem Mittagsmahle in einem prächtigen Walde[197] – wozu für den Ausflug alles vorsorglich mitgenommen war – kehrten die Touristen nach Marigot zurück. Hier verabschiedeten sie sich unter den lebhaftesten Dankesbezeugungen von Herrn Anselme Guillon und begaben sich dann sogleich an Bord.

Alle, auch Patterson inbegriffen, fanden noch Zeit genug, an ihre Angehörigen zu schreiben. Diese waren übrigens schon am 26. Juli von dem Eintreffen des »Alert« vor Sankt-Thomas unterrichtet worden. Das war durch Telegramme geschehen, und damit mußte ja jede Beunruhigung wegen der um einige Tage verzögerten Ankunft zerstreut sein. Die jungen Leute und der Mentor glaubten aber doch, ihre Familien auf dem Laufenden erhalten zu müssen, und die am heutigen Abend geschriebenen und am nächsten Morgen zur Post gegebenen Briefe gingen dann nach vierundzwanzig Stunden mit dem Postschiffe nach Europa ab.

Die Nacht verlief ohne Zwischenfall. Nichts störte nach dem etwas anstrengenden Tag den Schlaf der jungen Leute. John Carpenter und Corty erwogen dagegen die Möglichkeit, daß die »Fire-Fly« wegen erlittener Havarien vielleicht doch noch in den Hafen zurückkehren könnte... wozu es zu ihrem Heile freilich nicht kam.

Am nächsten Morgen gegen acht Uhr verließ das Schiff, unter Benutzung der Ebbeströmung, den Hafen von Marigot und steuerte nun auf Sankt-Barthelemy zu.

War das Meer auch etwas unruhig, so wurde der »Alert«, so lange er sich unter dem Schutze der Insel hielt, doch nicht besonders hin und her geworfen. Nachdem er aber an Philsburg vorübergekommen war, fehlte dem Dreimaster freilich die frühere Deckung durch die hohe Küste Sankt-Martins gegen den Wogengang von der offenen See. Zwischen den beiden Inseln erhielt er nun auch die Wellen von der Seite und mußte sogar seine Segelfläche verkleinern, um nicht zu weit übergebeugt zu werden.

Wurde die Überfahrt damit auch etwas verzögert, so konnte sich das doch nur um wenige Stunden handeln, und am folgenden Tage mußte der »Alert« etwa mit Sonnenaufgang in Sicht der Insel Sankt-Barthelemy sein.

Ihrer Gewohnheit nach griffen die Passagiere mit zu, wenn vielleicht Schoten nachschießen gelassen oder angezogen werden sollten. Übrigens wurde es nicht nötig zu lavieren oder scharf gegen den Wind zu segeln. Tony Renault und Magnus Anders bedienten abwechselnd das Steuer als zwei richtige,[198] wohlgeübte Steuermänner, die, den Blick unverwandt auf die Richtungslinie des Kompasses geheftet, es zu verhindern wußten, daß das Schiff etwa im Zickzack dahinfuhr.

Gegen fünf Uhr des Nachmittags wurde ein Dampfer in Südwest gemeldet, der, die gleiche Richtung wie der »Alert« einhaltend, den Dreimaster überholen mußte.

Jetzt trat Corty sofort an die Ruderpinne, da Harry Markel womöglich nicht in die Nähe des Dampfers kommen wollte.

Der »Alert« lief deshalb um ein Quart an, um in seinem Kurse nicht gekreuzt werden zu können.

Dieser Dampfer – übrigens ein französischer, was man an dem an seinem Großmaste flatternden Wimpel erkannte – war ein Kriegsschiff und gehörte zu dem Typus der Kleinen Kreuzer. Tony Renault und Louis Clodion hätten ihn beim Vorüberfahren gern begrüßt, um auch von ihm einen Flaggengruß zu erhalten. Da die kürzeste Entfernung, die zwischen den beiden Fahrzeugen liegen blieb, infolge der Kursänderung Harry Markels aber immer noch eine gute Meile betrug erübrigte es sich, die Flagge zu hissen.

Was den Kreuzer betraf, der mit großer Schnelligkeit nordwestwärts dahindampfte, schien er nach einer der Antillen bestimmt zu sein, doch war es auch möglich daß er einem der südlichen Häfen der Vereinigten Staaten zusteuerte, z. B. Key West an der unteren Spitze von Florida, wo sich Schiffe aller Nationalitäten häufig aufzuhalten und frisch zu verproviantieren pflegen.

Der Kreuzer hatte den »Alert« übrigens bald hinter sich gelassen und vor Sonnenuntergang war seine Rauchsäule schon unter dem Horizont verschwunden.

»Glückliche Reise, rief John Carpenter, und auf das Vergnügen, dich nie wieder zu sehen!... Ich liebe es nun einmal nicht, in Begleitung von Kriegsschiffen zu segeln!

– Ebensowenig, wie ich mich gern inmitten einer Rotte von Konstablern befinde, setzte Corty hinzu. Die haben die alberne Gewohnheit, unsereinen zu fragen woher man kommt und wohin man geht. Man hat aber doch keine Lust, das jedem auf die Nase zu binden.«

Die Insel Sankt-Barthelemy, das einzige Besitztum Schwedens in Westindien liegt ganz draußen an der Bank, die von der englischen Insel Anguilla[199] und der französisch-holländischen Insel Sankt-Martin gebildet wird. Wie schon erwähnt, würde eine Bodenerhebung von neunzig Fuß genügen, diese drei Inseln zu einer einzigen zu verschmelzen, die dann eine Länge von fünfundsiebzig Kilometern hätte. Bei der plutonischen Natur des betreffenden Meeresbodens wäre es auch gar nicht zu verwundern, wenn diese Vereinigung in der Zukunft einmal stattfände.

Roger Hinsdale bemerkte noch, als von einer solchen Veränderung die Rede war, daß dieser Bodenaufstieg die ganzen Antillen, die Im Winde wie die Unter dem Winde, verbinden könnte. Denkt man sich, freilich in sehr fernliegender Zeit, diese Inseln alle miteinander vereinigt, vielleicht zu einem großen Festlande, das am Eingange des Meerbusens von Mexiko läge oder vielleicht gar mit dem Gebiete Nordamerikas verschmolzen wäre... wer weiß, wozu das führen könnte, wenn England, Frankreich, Holland und Dänemark ihren Besitz weiter behaupten wollten?

Wahrscheinlich zwänge dann die Monroë-Doktrin die Mächte unter einen Hut, da nach dieser jene Frage zu Gunsten der Vereinigten Staaten entschieden werden müßte. Amerika den Amerikanern, nur den Amerikanern! Diese fügten dann ihrer Flagge einen neuen Stern den fünfzigen hinzu, die zur Zeit unserer Erzählung darin glänzten.

Was die Insel Sankt-Barthelemy angeht, so kommt ihr eigentlich nur die Bezeichnung eines Eilandes zu, denn ihre Länge überschreitet bei einer Oberfläche von einundzwanzig Quadratkilometern noch nicht einmal dritthalb Lieues.

Sankt-Barthelemy wird durch das Fort Gustav verteidigt. Gustavia, seine Hauptstadt, und jetzt kaum von Bedeutung, könnte wohl an solcher gewinnen, denn es liegt bequem an der Fahrstraße der zwischen den Antillen dieser Gegend verkehrenden Küstenschiffe.

Vor neunzehn Jahren war hier Magnus Anders geboren worden, dessen Eltern sich schon seit den letzten fünfzehn Jahren in Gothenburg in Schweden angesiedelt hatten.

Die Insel hat nach und nach verschiedene Besitzer gehabt. Von 1648 bis 1784 war sie französisch. Danach trat sie Frankreich an Schweden ab gegen Überlassung einer Handelsniederlassung im Kattegat, und zwar in Gothenburg, sowie gegen einige andere politische Zugeständnisse. Doch obwohl sie infolge dieses Vertrages skandinavisch geworden war, blieb sie bei ihrer schon lange[200] ansässigen normännischen Bevölkerung nach Anschauung, Sitte und Geschmack im Grunde doch französisch und wird es wahrscheinlich für immer sein.


Pflücken von Kokosnüssen.
Pflücken von Kokosnüssen.

Als die Sonne hinter dem Horizonte verschwunden war, war Sankt-Barthelemy noch nicht in Sicht. Doch da es höchstens noch einige zwanzig Meilen entfernt lag, mußte der »Alert« bei Tagesanbruch daselbst vor Anker gehen können, obgleich sich der Wind mehr und mehr gelegt hatte und man in der Nacht nur auf wenig Fahrt rechnen konnte.

Trotzdem verließ der junge Schwede schon früh vier Uhr seine Kabine, erkletterte die Wanten des Großmastes und setzte sich auf der Raa des großen Bramsegels fest.[201]

Magnus Anders wollte der erste sein, der das Auftauchen seiner Insel verkündete, und wirklich erkannte er kurz vor sechs Uhr den ziemlich großen Kalkberg, der bei einer Höhe von dreihundertzwei Metern ihr Inneres beherrscht. Da jubelte er »Land! Land!« mit so durchdringender Stimme, daß seine Kameraden eiligst auf dem Deck erschienen.

Der »Alert« drehte nun sofort auf die Westküste von Sankt-Barthelemy zu, um Carénage, dessen bedeutendsten oder richtiger einzigen Hafen, anzulaufen.

Obwohl es nur mäßig stark wehte und man dicht am Winde segeln mußte, kam der Dreimaster doch recht schnell vorwärts und fand je näher der Küste desto ruhigeres Wasser.

Kurz nach sieben Uhr bemerkte man auf dem Gipfel des erwähnten Berges eine Anzahl Personen an der Stelle, wo die Kolonisten von jeher die schwedische Flagge aufzuziehen pflegten.

»Das ist eine jeden Morgen wiederkehrende kleine Feierlichkeit, sagte Tony Renault, und die schwedische Flagge wird jedenfalls mit einem Kanonenschuß begrüßt werden.

– Mich wundert nur, bemerkte Magnus Anders, daß das heute noch nicht schon geschehen sein sollte. Gewöhnlich wählt man dazu die Stunde des Sonnenaufganges, und jetzt steht doch die Sonne schon gegen drei Stunden am Himmel.«

Diese Bemerkung war ganz richtig, und das legte die Frage nahe, ob es sich bei dem, was man sah, wohl um die gewohnte Feierlichkeit handelte oder nicht.

Der Hafen von Gustavia bietet Schiffen von nicht mehr als zwei bis drei Meter Tiefgang vortreffliche Ankerplätze, die im Schutze von Sandbänken liegen, woran sich die Meereswellen brechen.

Was die Aufmerksamkeit der jungen Reisenden zuerst erregte, war die Anwesenheit des Kreuzers, den sie am Tage vorher gesehen hatten. Mitten im Hafen lag er vor Anker mit gelöschten Feuern und eingebundenen Segeln, wie ein Schiff, das einen längeren Aufenthalt nehmen soll. Das machte Louis Clodion und Tony Renault besonderes Vergnügen, denn sie rechneten darauf, dem Kreuzer, einer freundlichen Aufnahme sicher, einen Besuch abzustatten. Desto unangenehmer und sogar recht beunruhigend war das Erblicken des Kriegsschiffes Harry Markel und seiner Mannschaft.[202]

Der »Alert« befand sich nicht mehr weiter als eine Viertelmeile vom Hafen und Harry Markel konnte es, selbst wenn er's gewollt hätte, nicht umgehen, dahin einzulaufen, da ja Sankt-Barthelemy als Station in den Reiseplan aufgenommen war. Wohl oder übel schickte er sich, übrigens weniger ängstlich als John Carpenter und die anderen, eben an, den Eingang zu passieren, als ein Kanonenschuß über das Wasser dröhnte.

Gleichzeitig stieg auf dem Gipfel des Berges eine Flagge in die Höhe.

Wie verwunderten sich aber alle – eine Verwunderung, die sich bei Magnus Anders zum sprachlosen Erstaunen steigerte – als man vom Schiffe aus erkannte, daß die Flagge nicht die schwedischen, sondern die französischen Farben zeigte.

Harry Markel und seinen Spießgesellen war es trotz ihrer Verwunderung doch herzlich gleichgültig, ob hier die Flagge dieses oder jenes Landes wehte; sie kannten ja nur eine: die schwarze Seeräuberflagge, unter der auch der »Alert« fahren sollte, wenn vor seinem Bug erst das Wasser des Großen Ozeans aufschäumte.

»Die Flagge Frankreichs! hatte Tony Renault gerufen.

– Die Trikolore des Vaterlandes? fiel Louis Clodion ein.

– Sollte der Kapitän Paxton sich getäuscht haben, fragte Roger Hinsdale, und hätte er fälschlicherweise den Kurs nach Guadeloupe oder Martinique eingeschlagen?«

Harry Markel hatte jedoch keinen solchen Irrtum begangen. Der »Alert« war tatsächlich vor Sankt-Barthelemy eingetroffen, und drei Viertelstunden später ging er im Hafen von Gustavia vor Anker.

Magnus Anders fühlte sich natürlich recht bekümmert. Bisher hatten Dänen und Franzosen in Sankt-Thomas, Sainte-Croix und Sankt-Martin die Flaggen ihres Vaterlandes flattern sehen, an dem Tage aber, wo der junge Schwede die einzige Kolonie seines Heimatlandes betreten wollte, an diesem Tage entrollte sich keine blaugelbe Flagge.

Eine Erklärung dafür blieb nicht lange aus: die Insel Sankt-Barthelemy war für die Summe von 277.500 Francs an Frankreich abgetreten worden. Der Vertrag hatte auch den Beifall der Kolonisten gefunden, die ja zum allergrößten Teile normännischer Abstammung waren, denn von dreihunderteinundfünfzig Stimmberechtigten hatten sich dreihundertfünfzig für die Annahme der französischen Oberhoheit entschieden.[203]

Der arme Magnus Anders konnte dagegen natürlich keinen Einspruch erheben, und Schweden hatte ja auch recht triftige Gründe, sich seines einzigen Besitzes im westindischen Archipel zu entäußern. Der junge Mann mußte also gute Miene zum bösen Spiele machen.

»Alles in allem, erklärte er denn auch, indem er sich dem Ohre seines Kameraden Louis Clodion zuneigte, wenn es denn einmal so sein sollte, daß die Insel unter eine andere Flagge kam, so ist es für sie am besten, daß das die Trikolore Frankreichs war!«


Ende des ersten Teiles.

Quelle:
Jules Verne: Reisestipendien. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band LXXXIII–LXXXIV, Wien, Pest, Leipzig 1904, S. 187-193,195-204.
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