Zweiter Auftritt

[90] Geräumige Stube in Valentins Wirtshaus. Ein Teil des Raums durch einen seitlich gezogenen Vorhang geschieden und verhüllt, für den Zuschauer offen; ein Schragen ist darin sichtbar.


BÄRBELCHEN einen langen Tisch herrichtend.

Mein guter Vältl ist wieder da,

Den ich in Ängsten lange nicht mehr sah.

Was Grausliches auf seinem Gang geschehn,[90]

Das deutet er mit dunkeln Winken an,

Spricht von Gespenstern, die sie schaudernd sahn,

Mein armer Kopf kann es nicht recht verstehn.

Bin nur zufrieden, wieder ihn zu haben. –

Mit einem Festtrunk soll ich Gäste laben,

Und an den Trunk soll anderes sich knüpfen,

Wovon die Decke jetzt noch nicht zu lüpfen.

Was steht uns wohl geheimnisvoll bevor?

Ein Wort von letzten, starken Läuterungen,

Von Himmelan, von Schweben und Empor

Ist halbverständlich mir ans Ohr gedrungen.

Was hat dabei mein Valentin zu tun?

Gibt's Arbeit noch? Darf er als Zeuge ruhn?

Was wird aus uns, aus unsrem Wirtshaus werden,

Wenn's Flattern angeht hochweg von der Erden?

Des Himmels Vorraum ist mir gut genug,

Nicht folgen kann ich allzu hohem Flug.


Quelle:
Friedrich Theodor Vischer: Faust, Der Tragödie dritter Teil. Stuttgart 1978, S. 90-91.
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