20. Tischlied

[247] 1780.


Gesund und frohes Mutes,

Genießen wir des Gutes,

Das uns der große Vater schenkt.

O preist ihn, Brüder, preiset,

Den Vater, der uns speiset,

Und mit des Weines Freude tränkt!


Er ruft herab: Es werde!

Und Segen schwellt die Erde,

Der Fruchtbaum und der Acker sprießt;

Es lebt und webt in Triften,

In Wassern und in Lüften,

Und Milch und Wein und Honig fließt.


Dann sammeln alle Völker:

Der Pferd'- und Renntiermelker

Am kalten Pol, von Schnee umstürmt;

Der Schnitter edler Halme;

Der Wilde, welchen Palme

Und Brotbaum vor der Sonne schirmt.
[247]

Gott aber schaut vom Himmel

Ihr freudiges Gewimmel

Vom Aufgang bis zum Niedergang:

Denn seine Kinder sammeln,

Und ihr vereintes Stammeln

Tönt ihm in tausend Sprachen Dank.


Lobsinget seinem Namen,

Und strebt ihm nachzuahmen,

Ihm, dessen Gnad' ihr nie ermeßt:

Der alle Welten segnet,

Auf Gut' und Böse regnet

Und seine Sonne scheinen läßt!


Mit herzlichem Erbarmen

Reicht eure Hand den Armen,

Wes Volks und Glaubens sie auch sein!

Wir sind, nicht mehr nicht minder,

Sind alle Gottes Kinder,

Und sollen uns wie Brüder freun!


Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 49, Stuttgart [o.J.], S. 247-248.
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