[298] 22. November 1794.
Das Tagewerk ist abgethan.
Gieb, Vater, deinen Segen!
Nun dürfen wir der Ruhe nahn;
Wir thaten nach Vermögen.
Die holde Nacht umhüllt die Welt,
Und Stille herrscht in Dorf und Feld.
Ohn' Ende kreist der Rundelauf
Der eitlen Lebenssorgen;
Den Müden nimmt der Abend auf,
Ihn weckt der andre Morgen.
Man trachtet, hofft, genießt, wird satt;
Groß sieht's, wer wünscht, und klein, wer hat.
Aus Lieb' hat uns der Vater Schweiß
Und Arbeit auferleget.
Des Leibes Wohl gedeiht durch Fleiß;
Der Geist auch wird erreget,
Und strebt aus eitler Sorgen Tand
Empor zu Gott, der ihn gesandt.
Wann du getreu vollendet hast,
Wozu dich Gott bestellte;
Behaglich fühlst du dann die Rast
Vom Thun in Hitz' und Kälte.
Am Himmel blinkt der Abendstern,
Und zeigt noch beßre Rast von fern.
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Auf Halm und Blume läßt geheim
Der Vater Labsal tauen;
Mit lassem Kniee wandert heim
Der Mensch aus kühlen Auen;
Ihn bettet Gott zu süßer Ruh',
Und zieht des Dunkels Vorhang zu.
Er aber sorgt indes und wacht
Für uns mit Vatergnade,
Daß nicht ein Unfall wo bei Nacht
An Leib und Gut uns schade.
Wir ruhn uns selber unbewußt,
Und wachen auf voll Kraft und Lust.
So ruhn wir, naht das Stündlein einst,
Im Rasenbett der Erde.
Was sinnest du am Grab und weinst!
Gott ruft auch hier sein Werde!
Bald neugeschaffen stehn wir auf,
Und heben an den neuen Lauf.